piwik no script img

Debatte zum Fall KurrasKulturkampf von rechts

Kommentar von Albrecht von Lucke

Die Geschichtsklitterung der Konservativen in Sachen Studentenbewegung ist massiv.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • DO
    Dr. Ohnesorg

    sie mögen das wort "bürgerlich" als konstruktion empfinden, doch ihr irrtum liegt in der bagatelisierung des verbrecherischen. es gibt vier parteien die an die demokratie, die menschenrechte und an ein rechtsstaatliches miteinander glauben. zwei parteien tuen es im kern nicht. sie heissen NPD und Die Linke. zentral ist hier auch nicht die umdeutug der geschhichte, sondern die sachliche auswertung dessen, was die vertreter dieser parteien so von sich geben. die linken hatten und haben ein prägnantes skotom bezüglich der verbrechen, die in ihrem namen begangen wurden. das verbrecherische und das bürgerliche schliessen sich jedoch aus.

  • R
    reblek

    Es wäre schon interessant und wichtig, zu erfahren, welches Trauma solche Herren wie Aly und Schmidt zu verarbeiten haben, dass sie nach ihrer Schreihalsigkeit von '68pp. auf dem rechten Weg gelandet sind. Dieser Satz zumindest ist völliger Unfug:

     

    "Ein Kommunist erschießt einen Linken, diese Nachricht ist nicht zu instrumentalisieren." Falsch. Ein Stalinist und Agent erschießt jemanden, der kein Linker war, sondern sich für das interessiert hat, was am 2. Juni passieren würde. Und der dann in die Fänge von Kurras geraten ist.

  • MN
    mein Name

    Alles in allem fehlt mir irgendwo das verständniss für die aufregung. Warum soll jetzt die linke Bewegung neu diskutiert werden müssen? Wenn das auffinden dieser akte ein indiz für irgendetwas ist, dann dafür das der westdeutsche prozess gegen Kurras nicht sonderlich gewissenhaft geführt wurde, sonst wäre nämlich die verbindung zwischen Kurras und Stasi ans licht gekommen! Oder aber, man hatte damals kein interesse darran, dass irgendwelche verbindungen zwischen Kurras und irgendeinem geheimdienst ans licht kommen. Und das der BRD geheimdienst seine finger bei der radikalen linken NICHT mit im spiel hatte, braucht mir keiner zu erzählen. Oder war hat die Stasi damals das loch in das gefängnis gesprengt?

     

    Das "zufällige" auffinden der "unvollständigen", "gereinigten" Akte zufällig kurz vor wahlen scheint mir arg konstruiert. Könnten wir nicht mal die akten der BRD geheimdienste öffnen? Was haben die den für akten über Kurras, Dutschke, Bachmann? Da kann man bestimmt auch ganz interessante sachen "finden".

     

    Alles in allem ist die verbindung zwischen Kurras und dem DDR geheimdienst für mich persönlich überhaupt kein grund die "68ger" anders zu betrachten. Vielmehr frage ich mich ob die aufarbeitung der akten nicht in unabhänigere hände gehört.

  • C
    Canuck

    Wenn man bedenkt, daß dieser Kurras wahrscheinlich ein Doppelagent der BRD war, so empfinde ich es doch zumindest als äußerst befremdlich, daß die TAZ sich weiter ungeprüft an dieser Demontage der linken Bewegung beteiligt. Besonders in Zeiten des Wahlkampfs!

    Im ersten Artikel vom 22.5. schreiben sie:

    "Der Aktenfund war kein reiner Zufall, so Müller-Enbergs zur taz. Man habe gezielt nach IM und Todesfällen geforscht und sei so auf die außergewöhnlich "sorgfältig geführte Akte" gestoßen."

    Hier müsste man sich als gewissenhafter Journalist doch zumindest mal misstrauisch den Kopf kratzen und sich fragen, wer dieser Müller-Enberg ist und warum er gerade jetzt nach sowas gesucht hat. Vielleicht, weil man gerade jetzt eine solche Lüge gut für die Demontage gegen Linke und ihre Argumente brauchen kann? "Allerdings sei die Akte nicht vollständig und offenbar schon vor 1989 gereinigt worden."

    Da war der BND aber wirklich schnell, damit nix über ihren Doppelagenten an die Öffentlichkeit gerät.

    "Sie enthält offenbar auch Aussagen zu den Schüssen vom 2. Juni 1967, die die Stasi in Ostberlin von Zeugen aufnahm."

    Ach, ne?!Könnte man diese Aussagen denn mal lesen, um sich selbst ein Urtel bitten zu können?! Und wenn nicht, warum nicht?

     

    "Die Berliner CDU fordert Aufklärung und hält auch einen Auftragsmord von Kurras im Dienste der Stasi nicht für "völlig ausgeschlossen"."

    Ja ne, würd ich ja auch behaupten, wenn er ein BND-Doppelagent war, ich dann die Akten 1989 bereinigt hätte und jetzt die Linke fertig machen will....

    "Die Indizien sprächen allerdings eindeutig gegen diese These, so Müller-Enbergs zur taz." Diese Aussage wird natürlich vollkommen ignoriert.

    "In der Akte finden sich keine Hinweise darauf, dass Kurras Ohnesorg im Auftrag der Stasi erschoss, um Westberlin zu destabilisieren."

    Korrekt, aber wird natürlich auch wieder ignoriert! Wenn Kurras im Auftrag der Stasi gehandelt hätte, dann hätte er doch zumindest nen Ehren-Orden kriegen müssen oder sowas.

    "Im Gegenteil: In Kurras SED-Parteibuch wurden nach dem 2. Juni 1967 keine Marken mehr geklebt. Die Stasi habe am 8. und 9. Juni geprüft, ob Kurras ein Doppelagent sei. Offenbar konnte sich die Stasi Kurras Schuss auf Ohnesorg nur erklären, indem sie ihn als U-Boot verdächtigte."

    Das wichtigste überhaupt! Die konnten sich das einfach nicht anders erklären und haben ihn deswegen wohl abgeschaltet!

     

    "Der IM wurde nach dem Juni 1967 faktisch abgeschaltet." Jou! Abgeschaltet! War doch kein Stasi-Auftrag!!!!!!!!!!

    "Allerdings fehlt in der Akte der Abschlussbericht, der üblicherweise Abschaltungen von IMs dokumentiert." Korrekt! Weil die der BND ja schon 1989 entfernt hat! Hallo?! Die sind doch nicht blöd....

    Liebe TAZ-Redaktion: ich möchte von euch bitte keine so miesen Mitmach-Artikel mehr lesen, wie die nach dem 22.5.! Recherchiert endlich mal wieder selbst und steht dann auch zu dem was ihr rausgefunden habt. Auch wenn´s vielleicht unangenehm ist, gegen den Mainstream zu schreiben, aber das ist der Grund, warum (bis jetz) viele eure Zeitung gelesen haben.

    Bitte weiter nachforschen: Wo sind die Akten geblieben? Wer hat sie 1989 entfernt? Warum macht ihr nicht publik, dass er ein BND-Doppelagent war und die rechte Deutsche Regierung das jetzt aus dem Hut zaubert, um die Opposition in DE im Wahlkampf fertig zu machen?!

    Das würde ich eigentlich von euch erwarten.

    Bis jetzt habt ihr mich sehr enttäuscht.

  • N
    Nadi

    Die Debatte von Rechts wird in vielen Mainstream-Medien auch deswegen angeschoben, um eine Stimmung gegen linke Politiker und Parteien zu kreieren.

    Vor allem die Partei Die Linke soll wohl unter Feuer genommen werden, damit die SPD nicht so tief bei der Wahl sinkt.

    Dazu braucht man schon eine geballte Ladung Stimmungsmache und so ein Fall: DDR-Agent schießt mit Absicht als Agent Provokateur auf einen Studenten wäre nur zu schön!

    Aber diese Geschichten auf jeder Zeit könnten auch dazu genutzt werden, um sich mal über die Aktivitäten von Verfassungsschutz und BND zu informieren. Diese Dienste waren nicht schlecht beteiligt, die Konfrontation anzuheizen.

    Also die erste Waffe der RAF kam ja vom ...

    Es lag im Interesse der Politik, dass die Studenten sich radikalisierten, dass sie sich in durchgeknallten Parteien niederliessen, dass sie eben auch schoßen und so die aufkeimende linke Bewegung diskreditierten. Die Berufsverbote gegen Linke waren durchsetzungsfähig - wegen der RAF wegen des 2. Juni und anderer gewaltbereiter Gruppen.

    Dass häufig Spitzel in dieser Szenne unterwegs waren, wer erinnert sich heute daran. Natürlich war das MfS/Stasi auch dabei. Aber wer diese Dinge mal klasklar diskutieren will, der stößt schnell auf die westdeutschen Geheimdienste und deren Strategie, die Linken zu diskreditieren.

    Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, es hätte keines SED-Mitglieds Kurras bedürft.

    Die prügelnden Geheimdienst-Iraner des Shahs waren damals vor aller Augen auf Deutsche Staatsbürger mit Stöcken losgegangen. Vor den Augen der West-Berliner Polizei und der politischen Spitze. Das kann Markus Wolf schwerlich organisiert haben, vielleicht hätte er das auch gar nich gewohlt, denn die AUfstandsstimmung war im Ost-Block auch spürbar und hat die Machthaber dort nicht erfreut.