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Debatte LinksparteiDie Sache mit dem Schal

Kommentar von Peter Ullrich

Die Linkspartei muss sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe wehren. Nun gibt es einen Fraktionsbeschluss - der das Problem aber auch nicht komplett aus der Welt schafft.

Mühsam: Die Linke sucht einen Weg aus der Antisemitismus-Debatte. Bild: dpad

M it einer Erklärung hat die Linkspartei im Bundestag jetzt auf den Vorwurf reagiert, sich nicht genügend von antisemitischen Positionen abzugrenzen. In einem Fraktionsbeschluss distanzierte sie sich von jenen Stimmen zum Nahostkonflikt, die zum Boykott israelischer Produkte oder zum Teilnahme an der diesjährigen "Gaza-Flottille" aufrufen oder die eine Einstaatenlösung für Palästina und Israel fordern.

Nach den medialen Angriffen der letzten Wochen sucht die Parteiführung nun offenbar Halt in abstrakten Standardfloskeln und Formelkompromissen, die den deutschen Nahostdiskurs seit jeher prägen.

Entzündet hatte sich die Debatte um einen angeblichen Antisemitismus in der Linkspartei zuletzt an einer "Studie" mit dem Titel "Antisemiten als Koalitionspartner?" des Politologen Samuel Salzborn und des Historikers Sebastian Voigt. Diese Studie ist schlicht eine politische Kampfschrift, die grundlegenden wissenschaftlichen Anforderungen nicht genügt.

PETER ULLRICH

ist Soziologe und Kulturwissenschaftler an der Uni Leipzig. 2008 veröffentlichte er das Buch "Die Linke, Israel und Palästina" (Dietz), eine Studie über linke Nahost- und Antisemitismusdiskurse in Deutschland und Großbritannien.

Ein eindeutig antisemitischer Text, der unter dubiosen Umständen auf einer Webseite der Duisburger Linken gefunden wurde, ein Schal, der eine Nahostkarte ohne Israel zeigte, sowie der Ruf nach einem Israel-Boykott, der von Linke-Politikern unterstützt wurde - all diese Vorfälle verallgemeinern die Autoren auf mehr als fahrlässige Weise und ziehen daraus den Schluss, der "antizionistische Antisemitismus" sei in der Linken zu einer "weitgehend konsensfähigen Position geworden".

Alle Argumente, Fakten und Personen, die nicht in dieses Zerrbild passen, werden von den Autoren ignoriert oder kleingeredet. Sogar eindeutige Beschlüsse der Parteigremien, die der These von Salzborn und Vogt widersprechen, werden verschwiegen. Die differenzierten Kriterien, mit denen die Autoren Antisemitismus diagnostizieren wollen, wenden sie im Text nicht an, vielmehr setzen sie auf bloße moralische Empörung.

Für Gespräche mit der Hamas

Den Gipfel des vorgeblichen Antisemitismus in der Linkspartei erblicken sie etwa in der Forderung einiger Linke-Politiker, politische Gespräche auch mit der Hamas zu führen. Das hat zwar nichts mit einer Solidarisierung mit der Hamas und deren antisemitischen Programmatik zu tun, sondern folgt der schlichten Einsicht, dass die Hamas als relevante Konfliktpartei nun einmal nicht ignoriert werden kann.

Eine Einsicht, die auch 24 ehemalige Regierungschefs, Außenminister und andere Politiker aus Europa und dem Rest der Welt gewinnen mussten, die sich in einem offenen Brief an US-Außenmisterin Hillary Clinton und an die EU gewandt haben.

Obwohl die Vorwürfe, die von Salzborn und Vogt gegen die Linkspartei vorgebracht wurden, zum Teil haltlos oder irreführend sind, wurden sie kürzlich sogar zum Aufhänger einer Aktuellen Stunde im Bundestag. Dort forderte der SPD-Abgeordnete Christian Lange die Linkspartei dazu auf, endlich das Existenzrecht Israels anzuerkennen.

Dass sie dies längst mehrfach getan hat, focht ihn nicht an. Ähnlich tendenziös argumentierte die Frankfurter Rundschau, als sie einem Linke-Politiker eine "antisemitische Entgleisung" vorwarf. Was hatte der getan? Er hatte erklärt, Israels Anspruch, zugleich jüdisch und demokratisch sein zu wollen, sei ein Widerspruch in sich. Wer aber wollte das ernsthaft bestreiten? Daher rührt schließlich die Ungleichbehandlung der arabischen Minderheit in Israel. Diese zu kritisieren bedeutet noch lange nicht, das Existenzrecht Israels zu bestreiten.

Blind für den rationalen Kern

Leider tritt die Gegenseite in der Debatte auch nicht immer besser auf. So weist Norman Paech, Völkerrechtler und Ex-Linke-Abgeordneter, in der jungen Welt zwar gekonnt und mit guten Argumenten und Belegen alle gegen die Linke erhobenen Vorwürfe zurück. Was er jedoch fast zwanghaft vermeidet, ist, die Vorwürfe auch nur einen Moment ernst zu nehmen. Dabei könnte es ja sein, dass die Debatte trotz aller falschen Vorwürfe einen rationalen Kern hat, über den nachzudenken sich lohnen könnte.

Paradigmatisch dafür steht der Schal, mit dem die Linke-Abgeordnete Inge Höger auf einer "Palästina-Konferenz" abgelichtet wurde. Norman Paech argumentiert, in Israel gäbe es genau die gleichen Karten mit exakt den gleichen Grenzen, nur dass sie die Überschrift "Israel" trügen.

Das mag richtig sein. Aber Paech verzichtet leichten Herzens darauf, zu fragen, was ein solches Bild wohl bei jüdischen Betrachtern auszulösen vermag - eine Deutsche mit einem Schal, auf dem Israel symbolisch von der Landkarte getilgt wurde. Höger ist deshalb noch keine Antisemitin. Aber sie bewegt sich in einer Grauzone der Palästinasolidarität, die zum Antisemitismus anschlussfähig ist - ein entscheidender Unterschied, den Salzborn und Vogt nicht zu kennen scheinen.

Eigenartige Koalitionen

Dass manche Politiker der Linkspartei eine historische Sensibilität vermissen lassen, wenn sie sich in dieser Grauzone bewegen, hat damit zu tun, dass sich beim Nahostkonflikt längst verhärtete Fronten und eigenartige Koalitionen gebildet haben. Engagement gegen Antisemitismus geht nicht nur in Deutschland oft mit einer einseitigen Parteinahme für Israel einher.

Viele Kritiker Israels hingegen neigen dazu, Antisemitismusvorwürfe zu bagatellisieren. Das mag angesichts ritualisierter falscher Vorwürfe erklärlich sein - richtig ist es deswegen noch lange nicht.

Engagiert gegen die israelische Besatzung einzutreten und klar gegen jeden Antisemitismus Stellung zu beziehen fällt manchen offenbar schwer. Zweifelhaft ist, ob die Linksfraktion das Problem administrativ lösen kann, indem sie Verhaltensregeln vorgibt. Diese suggerieren eine Eindeutigkeit, wo es keine Eindeutigkeit gibt. Sie ersetzen aber keine innerparteiliche Debatte und Reflexion.

Schlimmer noch: Mit ihrer prinzipiellen Distanzierung von einer Einstaatenlösung erweckt sie den Eindruck, diese Forderung an sich sei bereits antisemitisch. Mag sein, dass auch radikale Israelfeinde sie erheben können - andererseits ist sie im Nahen Osten längst eine Art Realität. Und eine Welt, die sich nicht nach Nationen und Religionen unterteilt, darf ja weiter ein Ziel fortschrittlichen Engagements sein, solange dabei die Rechte aller gewahrt bleiben.

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23 Kommentare

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  • M
    mondoprinte

    Sehr differenziert und schon von daher sehr hilfreich. Es wird in dem Text deutlich, wie schwierig es, zumal für politische Akteure, offenkundig ist, in Sachen Israel-Palästina zu einer angemessenen Sprache zu kommen, ohne permanent Nabelschau zu betreiben. Der Blick dafür, was konkret vor Ort abgeht, wird immer wieder vernebelt durch den eigenen Wunsch, auf der richtigen Seite zu stehen. Das hat etwas Bekenntnishaftes, das zur je eigenen Entlastung durchaus beitragen mag, mit Realitäten und facts on the ground oft wenig zu tun hat. So kommt es u.a. dazu, dass sich in Bezug auf Solidarität Fronten bilden, die schnell so verhärtet sind, dass der Blick auf den Menschen schnell verloren geht.

     

    Deshalb: http://mondoprinte.wordpress.com/2012/11/18/nicht-vergessen-auch-jenseits-den-zauns-wird-gelitten/

  • DP
    Daniel Preissler

    Hallo Günter,

    danke für deine gemäßigte Sprache bei klarer Positionierung!

    Du vermischst allerdings etwas, wenn du schreibst:

    "...friedlich nebeneinander leben, ohne dass Juden ermordet oder ausgegrenzt werden. Wirklich schön der Gedanke. Die Juden haben seit 3000 Jahren die Erfahrung gemacht, dass das nicht funktioniert."

     

    Was du beschreibst, ist die Geschichte in den christlichen Ländern. In Nordafrika hat es einigermaßen funktioniert - bis zur Staatsgründung Israels. Die Reaktion vieler mehrheitlich arabischer Staaten (die Vertreibung der alteingesessenen Juden) ist genauso rassistisch wie die Vertreibung der Palästinenser durch die Israelis und nicht zu rechtfertigen. Du musst es aber zeitlich und logisch richtig einordnen.

     

    Als Ergebnis willst du die Palästinenser die Zeche für Nazideutschland und seine christlichen Helfer und für die Reg. (und Teile der Bev.) der arabischen Staaten ab '48 zahlen lassen.

    Gerecht? Nur wenn man sehr völkisch denkt und auch dann nur vielleicht.

     

    Das würde ich dich bitten nochmal zu überdenken.

    Freundliche Grüße, DP

  • OK
    Oma Kruse

    Ist es ein Zufall, dass Peter Ullrich seine Schriften bei dietz berlin, dem ehemaligen SED-Parteiverlag, publiziert? Ich denke nicht ...

  • G
    Günter

    Die Behauptung, dass die Partei „Die Linke“ eine durchgehend antisemitische Partei sei, halte ich auch nicht für richtig.

    Als Beispiel sei hier Petra Pau genannt.

     

    Schauen Sie hier: http://www.ad-hoc-news.de/pau-kritisiert-parteifreunde-fuer-teilnahme-an--/de/News/21466987

     

    Da kann sich manch Grüner ne Scheibe von abschneiden.

    Für mich ist nur völlig unverständlich, warum die Linke sich nicht von solchen Leuten wie in diesem You Tube Video trennt:

    http://www.youtube.com/watch?v=kORY7GoGkR4

     

    Von solchen Leuten hört man nichts, wenn in Syrien über 1000 Menschen ermordet werden.

    In manchen Beiträgen wird beklagt, Israel behandle die Palästinenser als Menschen minderer Rechte. Warum wird von den gleichen Leuten nicht die TATSÄCLICHE Gängelung, Benachteiligung und Ermordung der Palästinenser durch die arabischen Staaten beklagt? Warum wurde von den gleichen Leuten noch nie beklagt, wie die Palästinenser seit über 60 Jahren im Libanon behandelt werden? Im Libanon werden die Palästinensern seit über 60 Jahren in Flüchtlingslagern eingesperrt. Das Flüchtlingslager Naher al-Barid hat die libanesische Armee Ende 2007 platt gemacht. Die Palästinenser flohen in andere nahe gelegene Flüchtlingslager. Niemand hat sich gerührt. Schon gar nicht Herr Dirksen, Frau Groth oder Frau Höger. Im Libanon leben heute etwa 400.000 Palästinenser in solchen Lagern. Warum werden diese Menschen nicht in die libanesische Gesellschaft integriert? Warum verwehrt man den Palästinensern in den arabischen Staaten die Staatsbürgerschaft und alle damit verbundenen Rechte? Warum dürfen die Palästinenser im Libanon keinen Grundbesitz haben? Warum haben diese Menschen im Libanon Berufsverbot über zahlreiche Berufe? Als in Jordanien am 17. September 1970 König Hussein Palästinenserlager in Amman bombardieren lies, hat sich in Deutschland niemand gerührt, obwohl dabei 3000 bis 5000 Menschen getötet wurden. Lieber haben die deutschen revolutionären Zellen in Entebbe, mit den Gründungsmitgliedern Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, das erste Mal nach Auschwitz wieder Juden selektiert siehe hier:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_B%C3%B6se

     

    Folter und Morde an Palästinenser in Gaza, durch die Hamas, wurde von unseren deutschen Freunden des palästinensischen Volkes (Dierksen, Groth und Höger) niemals beklagt. Diese Personen benutzen die Palästinenser doch nur.

    Dazu dieser Bericht: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,723975,00.html

     

    In Israel leben heute etwa 1,4 Millionen Palästinenser. Es gibt Probleme. Insbesondere hinsichtlich der Wahrnehmung der eigenen Identität in einem Staat, der sich überwiegend als jüdischen Staat definiert.

    Jedoch, allen Palästinenser in Israel geht es besser als den meisten ihren Brüdern und Schwestern in den arabischen Staaten.

    Da die 1,4 Millionen Palästinenser in Israel alle staatsbürgerlichen Rechte besitzen, können sie auch alle Berufe erlernen. Unter ihnen gibt es Naturwissenschaftler, Politiker Ärzte, Anwälte etc.

    Die tatsächlichen Verhältnisse werden von Leuten wie Dirksen, Höger und Groth ignoriert bzw. die wissen nichts davon und vor allem; Sie wollen es auch nicht wissen!

    Am Ende Ihres Beitrages schreiben Sie, Zitat:

    „Und eine Welt, die sich nicht nach Nationen und Religionen unterteilt, darf ja weiter ein Ziel fortschrittlichen Engagements sein, solange dabei die Rechte aller gewahrt bleiben.“

    Zitat Ende.

     

    Genau das ist doch das Problem. Die Juden haben über 3000 Jahre lang versucht in der Diaspora zu leben. Sie wurden von ihren Heimatnationen nie wirklich akzeptiert. Sie wurden immer wegen ihrer Religion ausgegrenzt und Ermordet. Im Deutschland vor 1933 haben sie sich bis zur Selbstaufgabe assimiliert. Was hat es ihnen gebracht? Nichts! Man hat sie ermordet. Ein Staat Palästina in dem Juden und alle Anderen friedlich nebeneinander leben, ohne dass Juden ermordet oder ausgegrenzt werden. Wirklich schön der Gedanke. Die Juden haben seit 3000 Jahren die Erfahrung gemacht, dass das nicht funktioniert. Auschwitz, Treblinka und viele deutsche Konzentrationslager sind der Gipfel aller Unmenschlichkeit. Und ausgerechnet aus der Community, die Auschwitz etc. zu verantworten hat (der deutschen Community) wird im Hinblick auf den Nahostkonflikt am lautesten gerufen:

    „Und eine Welt, die sich nicht nach Nationen und Religionen unterteilt, darf ja weiter ein Ziel fortschrittlichen Engagements sein, solange dabei die Rechte aller gewahrt bleiben.“

     

    Ausgerechnet aus der Nation, die Auschwitz zu verantworten hat, werden die Juden am lautesten aufgefordert, ihren jüdischen Staat aufzugeben: „Ihr müsst euer Israel aufgeben, denn Zionismus ist halt Rassismus. Darum dürft Ihr auch nach über 3000 Jahren Verfolgung und selbst nach Auschwitz keinen eigenen jüdischen Staat haben.“

    Als Beispiel, weshalb ein jüdischer Staat, mit einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit unerlässlich ist, zeigt dieser Beitrag aus hagalil über die Situation der Juden in Weissrussland (wo übrigens die deutschen Nationalsozialisten etwa 800.000 Juden ermordet haben). http://www.hagalil.com/schweiz/rundschau/inhalt/weissruss.htm

     

    Oder wenn man sich die Situation der Juden im Deutschland von heute anschaut,

    siehe hier:

    http://cicero.de/97.php?ress_id=1&item=5636

     

    Und ausgerechnet wir Deutschen fordern die Juden auf, ihren jüdischen Staat aufzugeben.

    Wir müssen über den Horizont der allgemein üblichen deutschen Sichtweise des Nahostkonfliktes hinaus blicken. Wir lassen uns zu sehr von dem Mainstream der alten deutschen Sichtweise über den Nahostkonflikt leiten. Wir werden uns davon lösen, wenn wir uns informieren und z.B. folgende Bücher lesen:

     

    Matthias Küntzel: „Djihad und Judenhass“ sowie „Islamischer Antisemitismus und deutsche Politik“,

     

    Klaus Gensike: „Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten“

     

    Tilman Tarach: „Der ewige Sündenbock“

  • A
    anna

    Die Linkspartei ist für mich längst gestorben. Ihr Antisemitismus ist einfach nur widerlich. Bei der jährlich im Januar stattfindenden Trauerkundgebung anlässlich der Ermordung von Rosa Luxemburg wimmelt es immer von Schälen. Das gehört zur Agenda mit dazu.

    Pfui Teufel !!

  • SV
    Sanotte von Rüffel-Ostend

    Richtig. Und gleich dazu könnte man noch fordern, dass bei politischen Veranstaltungen auch Schals mit Deutschland in den Grenzen von 1871 getragen werden. Wo hier so große Erleichterung herrscht, dass Frau Höger einen Schal mit dem historischen Palästina getragen hat. So viel Nostalgie über historische Grenzen passt doch vorzüglich zur deutschen Geschichte.

  • NN
    No No

    Herr Krone,

    ein interessantes Recht dieses Rückkehrrecht: Fehlt nur noch, dass sie Schlesien und das Sudetenland für die vertriebenen Deutschen zurückfordern...

    Mich freunt der sachliche Ton des Artikels, aber die Reaktionen derjenigen, die ihn angreifen zeigen recht deutlich, dass bedingungslose Israelfeindlichkeit und Verdrängung eigener deutscher Geschichte einen sicheren Stand bei einigen Freunden DER LINKEN hat.

  • AL
    Alexandra Locke

    Ich finde Ihre Behauptung, dass Israel nicht gleichzeitig demokratisch und jüdisch sein könne, ungeheuerlich _ und falsch. Israel ist trotz des arabischen Frühlings immer noch die einzige Demokratie im Nahen Osten. Israel beruft sich in seiner Gründungserklärung auf die allgemeinen Menschenrechte. Am vergangenen Wochenende war übrigens gerade die "Gay Priode Parade" in Tel Aviv, die größte schwul-lesbische Veranstaltung, die es je im Nahen Osten gegeben hat. Haben Sie eine Ahnung wie viele Araber und Palästinenser dabei waren? Bei der Kundgebung im Meir Park haben viele israelische Politiker gesprochen, unter anderem die Oppositionsführerin Zipi Livni. Natürlich gibt es in Israel auch religiös fundamentalistische und antidemokratische Bestrebungen, keine Frage. Aber es gibt immerhin noch die Möglichkeit, die Regierung abzuwählen, die solche Bestrebungen unterstützen. Ihre Behauptung ist von Unkenntnis geprägt, sie ist pauschal und sie zielt auf die Delegitimisierung des jüdischen Staates.

  • M
    Martin

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Der Vrowurf des "neue Antisemitismus" wird, wie die Linke demonstriert hat, als Zensurinstrument eingesetzt.Er dient als Ausrede, damit man sich mit dem realen Israel und der Behandlung vonPalästinensern als Menschen mit minderen Rechten nicht auseinandersetzen muss. Was sich in der Westbank als Kolonialisierung und Apartheid zeigt, und in Gaza als unmenschliche Blockade, die zur politischen Erpressung dient, geht von Israel aus: Die israelische Armee und die Zivilbehörde führen den politischen Willen der israelischen Regierung aus. Das Lernen aus der Geschichte, wie es von unseren Parteien formuliert wird, ist selektiv und opportunistisch.

  • G
    Günter

    o.k. Herr Ullrich, hab den letzten Absatz weggelassen.

     

    Geht es so?

     

    Simon Wiesenthal hat den Unterschied zwischen Stalin und Hitler einmal wie folgt beschrieben.

    Zitat: „Stalin hat immer gelogen und jeder hat ihm geglaubt. Hitler hat immer die Wahrheit gesagt aber keiner hat ihm geglaubt"

    Die ganze Welt hat damals Hitler nicht geglaubt, dass er das, was er sagt und schreibt auch wirklich so meint.

    Nun sollte man meinen, wer als Deutscher den Juden den Ratschlag erteilt, mit der Hamas zu verhandeln, sollte sich auch mal die Charta der Hamas durchgelesen haben. Heute haben in erster Linie die Deutschen nichts dazu gelernt. Israel (die Juden) haben sehr wohl dazu gelernt. Die Juden haben die Charta der Hamas gelesen. Vielleicht auch mancher Deutsche. Aus der Erfahrung welche die Juden gemacht haben, glauben sie, dass die Hamas es wirklich so meint, was sie in ihrer Charta geschrieben hat.

     

    Und ausgerechnet die Deutschen belehren die Juden, mit der Hamas zu verhandeln.

  • G
    Günter

    Es ist sehr unverständlich, warum die Deutschen nicht in der Lage oder nicht willens sind, sich hinsichtlich des Nahostkonfliktes in der Sache zu informieren.

    Hier zwei Rezensionen zu dem Buch, „Der Ewige Sündenbock“ von Tilman Tarach aus Shoa. de :

     

    http://www.shoa.de/rezensionen/literatur/1964-der-ewige-suendenbock-von-tilman-tarach.html

     

    http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/rezensionen/literatur/2574-der-ewige-suendenbock-von-tilman-tarach.html

  • Z
    Zermatt

    14.06.2011 15:10 Uhr Timtom: "Gemessen an den Taten, ist Israel ein Terrorstaat (...) Da gibt es nichts schönzureden! Ganz im Gegensatz zum Iran, der noch keinen Staat überfallen hat, die Atominspektoren ins Land lässt, keine Atomwaffen besitzt und seinen Geheimdienst nicht als Killerkommandos um die Welt schickt."

     

    Das nenn ich mal, Tatsachen auf den Kopf stellen: Der Präsident eines Landes in dem Homosexuelle an Baukränen aufgehängt, Frauen und Männer wegen Nichtigkeiten gesteinigt werden, in dem jede Oppositionsbewegung sofort Blutig niedergeschlagen wird kann nur sympathisch sein.

     

    Was soll`s, der Feind meines Feindes (Israel) ist mein Freund. Egal was für ein menschenverachtendes Schwein er ist.

     

    Es wird immer deutlicher: roter und brauner Sozialismus und die islamische Ideologie haben mindestens vier auffällige Gemeinsamkeiten: den Antisemitismus, die Gewalt, die Intoleranz und die Ablehnung einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

     

    Die größten Feinde der Demokratie, der Freiheit und der Wahrheit kommen heute von links und dem islamischen Lager. Diese Antidemokraten sind die Totengräber unserer Gesellschaft.

  • R
    Rami

    @ Raffi:

     

    Ja, wäre das nicht schön gewesen, wenn die Flüchtlinge sich andernorts integriert hätten, dann müsste sich der israelische Staat nicht mit ihrem läppischen Menschenrecht auf Rückkehr befassen.

  • V
    vic

    Ich kritisiere Israels Regierung und landraubende Siedler wann immer ich will. Einen bescheuerten Schaal benötige ich dafür nicht, ich kann sprechen und schreiben.

  • M
    MH277

    Der Schal war wirklich blöd, der Artikel ist aber sehr gut. Leider werden die arabischen Bürger nun mal in Israel schlechter behandelt. Von der Bevölkerung von Westbank und Gaza ganz zu schweigen. Das macht die Hamas nicht sympathischer, sie ist aber ein Produkt genau dieser israelischen Politik.

     

    Diese Politik und vor allem die daraus resultierenden Menschen- und Völkerrechtsverletzungen zu kritisieren hat nichts mit Antisemtismus zu tun. Es sollte selbstverständlich sein, gerade für linke Parteien.

  • K
    Kommentator

    Wow! Der erste sachlich-nüchterne und differenzierte Kommentar, den ich zum Thema seit langem gelesen habe.

     

    Ich mochte die strikt antizionistischen Freaks in der Linken eh nie, aber deren neuerdings dominanter Opportunisten-Gegenflügel ist noch schlimmer.

     

    Daumen hoch!

  • JJ
    Jacob Jung

    Hätte es eine bessere Reaktionsmöglichkeit auf den Antisemitismus-Vorwurf gegeben als den vorliegenden Beschluss der Linksfraktion im Bundestag? Die Antwort lautet ja.

     

    Keine Frage: Eine Reaktion war erforderlich. Allerdings wurde diese im Rahmen der aktuellen Stunde am 25. Mai 2011 im Bundestag von Luc Jochimsen bereits deutlich geliefert:

     

    „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Linke eine Grundposition vertritt, die bedeutet, gegen jede Form des Antisemitismus in der Gesellschaft vorzugehen.“

     

    Der Beschluss der Linksfraktion vom 7. Juni 2011 hat eine Debatte, die gerade im Begriff gewesen ist, sich aufzulösen, wieder neu befeuert. Seine Aussage geht zudem deutlich über das hinaus, was eine linke Position zum Thema Antisemitismus beinhalten muss, beschränkt die Fraktion, die Parteimitlieder und die Sympathisanten in ihrem Handlungs- und Meinungsspielraum und unterdrückt eine berechtigte interne Auseinandersetzung über den Nahost-Konflikt.

     

    Weiterlesen im Jacob Jung Blog (http://jacobjung.wordpress.com)

  • R
    Raffi

    Lieber Herr Ullrich,

    das Verharmlosen antisemitischer Populisten halte ich für gefährlich.

    Natürlich kann Israel jüdisch und demokratisch gleichzeitig sein, wenn man das Jüdischsein als konstituierendes Element des Staates Israel sieht, so wie eben in Deutschland das Element das Deutschsein ist. Zwar unterscheiden sich Religion und Nation in ihrem Wesen deutlich, das Judentum ist aber mehr als nur Religion. Es ist Schicksalsgemeinschaft, Wertegemeinschaft, Erfahrungsgemeinschaft - und kann damit natürlich Grundlager einer Nation sein.

    Wenn in Israel auf Dauer Juden zur Minderheit werden, müssen sie sich auch dort wieder fürchten, vor einer Wiederholung ihrer jahrtausendealten Geschichte, während der die jüdische Minderheit überall auf der Welt immer wieder unverschuldet Opfer von Angriffen und Pogromen wurde.

    Warum haben die arabischen Nachbarstaaten die palästinensischen Flüchtlinge nicht integriert sondern nur interniert? Um einen Faustpfand gegen Israel zu haben. Inzwischen wären viele Flüchtlinge Bürger Libanons oder anderer Staaten geworden - so wie Ostpreußen, Sudeten etc. Teil der Bundesrepublik wurden.

    Natürlich lassen sich Zweiter Weltkrieg und Israelischer Unabhängigkeitskrieg nicht vergleichen, trotzdem hätte eine "deutsche Lösung" mehr Frieden gebracht, der aber von arabischen, rechten und linken Antisemiten nicht gewünscht ist.

  • B
    Benjamin

    Die deutsche Vergangenheit beinhaltet ein unsagbares Verbrechen gegen Millionen von Juden, man kann sagen: gegen das Judentum an sich.

     

    Daher ist die politische Position, seitdem Israel auf keinen Fall zu kritisieren verständlich.

     

    Aber ist das (theoretisch!) immer sinnvoll?

     

    Was wäre denn in dem (hypothetischen) Fall, dass Israelis Sammellager für Palestinänser einrichten, in denen deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden?

     

    Dürfte man dann Israel kritisieren?

     

    Ich glaube ja.

     

    Und abseits der Theorie: Israel hält sich nicht an internationales Recht (A-Waffen, Phosphorwaffen, Angriffskriege zu "Verteidigungszwecken", etc.)...

    ...das muss man doch kritisieren dürfen, ohne gleich als Antisemit darzstehen, oder?

     

    Ganz abgesehen davon, dass es medial gesehen schon saublöd war, sich mit dem Schal sehen zu lassen. War doch klar, wie das in den medien rüberkommen muss.

  • CS
    Christian S.

    Der Artikel gibt einige gut herausgearbeitete Argumente. Der Schal wird allerdings falsch eingeordnet: er zeigt nicht die Vorstellung eines zukünftigen Nahen Ostens, sondern eine historische Darstellung der Orte, von denen die Palästinenser vertrieben wurden. Damit tritt er der vom Zionismus verbreiteten Ideologie vom "Land ohne Volk" für ein "Volk ohne Land" entgegen. Zurecht.

  • T
    Timtom

    Die Linke erstarkt immer weiter. Da muss man auch als neuerdings eher mittelinks berichtende Tageszeitung Stellung beziehen, der liebe Antisemitismusvorwurf wird mal wieder bemüht...

    Aber ist denn die Kritik der Linkenabgeordneten wirklich "antisemitisch", judenfeindlich?

     

    Die drei auf den selben Ursprung zurückgehenden abrahamitischen Glaubensrichtungen Judentum, Christentum und Islam mit all seinen einem Stammbaum ähnelnden Abspaltungen(die Basistexte sind nun mal so widersprüchlich, dass sie jeder anders interpretiert)sind im Kern Machtinstrumente alter Herrenvereine, die sie mit der Waffe der Sexualität als Sünde u.a. gegen die Menschen und als ökonomisches Plünderungsinstrument einsetzen. Nun ist es aber wie Gustave LeBon sagte die Natur des Massenmenschen, den Irrtum zu vergöttern und alles zu bekämpfen, was ihn/sie aufzuklären versucht (Psychologie der Massen);es ist in der Existenz des Menschen begründet, sich eine Erklärung für seine Existenz zu basteln, was liegt da für den unwissenden Wüstennomaden näher, als ein Vater im Himmel??? Alle drei Religionen sind nur in dem einen Gedanken der Gewaltlosigkeit zu respektieren, der Rest sind Relikte heute nicht mehr hinzunehmender Welterklärungsversuche. Sie sind allesamt unvernünftig bis auf das Gewaltlosigkeitsgebot.

     

    Gemessen an den Taten, ist Israel ein Terrorstaat. Da gibt es ncihts schönzureden! Ganz im Gegensatz zum Iran, der noch keinen Staat überfallen hat, die Atominspektoren ins Land lässt, keine Atomwaffen besitzt und seinen Geheimdienst nicht als Killerkommandos um die Welt schickt. Das einzig negative ist seine Religion! Sieht man den israelischen Terror der Operation Gegossenes Blei und die zahlreichen anderen Überfälle auf andere Staaten, kann man nicht anders als diese aggressive Politik abzulehnen. Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern ist Demokratenpflicht. Wenn der Staat Israel seine Okkupationspolitik und den partiellen Genozid im Gazastreifen beendet, werde ich auch wieder israelische Produkte kaufen und meine Ablehnung beenden.

  • DN
    Dr. No

    Großartiger Artikel!

  • KK
    Karl Krone

    Lieber Herr Ullrich, von dem ganzen anderen Unsinn in Ihrem Text mal abgesehen, hat Frau Höger keinen Schal mit einer Nahostkarte, sondern einen mit den Umrissen des historischen Palästina getragen, falls Ihnen das ein Begriff ist. Die "Karte" negierte nebenher auch das "Existenzrecht" Jordaniens, Libanons, Syriens und sogar des Mittelmeeres, stellen Sie sich das mal vor. Thema der Konferenz war das Rückkehrrecht, dieses internationale verbriefte Recht bezieht sich auf das Gebiet des historischen Palästina, das auf dem Schal zu sehen war.