piwik no script img

Debatte Laizismus in der TürkeiDie Kraft des Faktischen

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Das neue Bildungsgesetz in der Türkei zeigt: Die Islamisierung des Landes schreitet voran. Neues Personal kommt, die alten Strukturen bleiben.

A ls die AKP vor nunmehr zehn Jahren nach einem sensationellen Wahlerfolg in der Türkei an die Macht kam, war klar, dass damit in Anatolien und am Bosporus eine Ära zu Ende ging. Erstmals nach Gründung der Republik 1923 hatte wieder eine Partei allein die Macht in Händen, die aus der Tradition des politischen Islam stammt. Stand, wie viele Kritiker befürchten, die Trennung von Staat und Religion vor dem Ende, sollte aus der demokratischen Republik jetzt eine islamische Republik werden?

Die Spitzenleute der AKP, allen voran Ministerpräsident Tayyip Erdogan und Präsident Abdullah Gül, haben das immer verneint. Weder offiziell noch im Geheimen sei die Abschaffung des Laizismus geplant. Stattdessen gehe es um echte Demokratisierung und um die Modernisierung des Landes.

Ein vor wenigen Tagen verabschiedetes neues Bildungsgesetz bietet nun einen guten Anlass, Bilanz zu ziehen. Bildung ist in der Türkei dem französischen Vorbild folgend eine Angelegenheit des Zentralstaates. Das hat den Vorteil, dass es nicht zu einem Schulchaos wie in Deutschland kommt, wo jedes Bundesland seine eigenen Regeln aufgestellt, es hat aber auch einen großen Nachteil: Türkische Schulen, von der Grundschule bis zu den Gymnasien, ja selbst bis in die Universitäten hinein, haben nicht nur den Auftrag, Wissen zu vermitteln, sondern sie setzen einen einheitlichen staatlichen Bildungsauftrag um.

Bild: taz
JÜRGEN GOTTSCHLICH

ist Türkeikorrespondent der taz und lebt in Istanbul. 2008 publizierte er das Buch „Türkei. Ein Land jenseits des Klischees“. Er bereist und berichtet regelmäßig über die Länder des Nahen und Mittleren Ostens.

Bis in die 90er Jahre bestand dieser Bildungsauftrag in einer kemalistischen Erziehung, der allerdings damals schon zunehmend mit einem religiösen Erziehungsideal kollidierte. Dieser wurde und wird von den sogenannten Imam-Hatip-Schulen vertreten, die eigentlich als Berufsschule der Ausbildung von Imamen dienen sollen, aber immer mehr zu einer Alternative für religiöse Eltern wurden, die ihre Kinder nicht den staatlichen höheren Schulen anvertrauen wollten.

Regelschule statt Imam-Hatip-Schule

Eine der letzten großen gesellschaftlichen Reformen, die das türkische Militär noch durchsetzte, war die Verlängerung der Schulpflicht von vier auf acht Jahre 1996. Ein zweifellos längst überfälliger Schritt, der allerdings vor allem das Ziel hatte, religiöse Eltern daran zu hindern, ihre Kinder nach den ersten vier obligatorischen Jahren dann auf eine Imam-Hatip-Schule oder in einen Korankurs zu schicken. Mit der Regelschule für acht Jahre wurde die Imam-Hatip-Schule auf die Zeit jenseits der Schulpflicht zurückgedrängt und ihren Absolventen auch der Zugang zur Universität erschwert.

Der islamisch-grundierten AKP-Regierung war es schon lange ein Anliegen, die religiös orientierten Schulen aufzuwerten, doch sowohl Erdogan als auch Gül war klar, welch heißes Eisen sie damit schmiedeten. Sie haben lange gewartet, doch nach der letzten Wahl im Sommer 2011, die die AKP nun zum dritten Mal in Folge gewonnen hat, war nun die Zeit gekommen, diesen Wunsch umzusetzen. Wie die Militärs in den 90er Jahren kleidet jetzt auch die AKP eine ideologisch motivierte Reform in einen pädagogisch mustergültigen Mantel.

Die Schulpflicht wird von acht auf zwölf Jahre heraufgesetzt. Während in den meisten Ländern die Vorteile einer Gesamtschule diskutiert werden, geht die Türkei den entgegengesetzten Weg. Sie führt die dreigegliederte Schule wieder ein. Vier Jahre gemeinsamer Unterricht, danach trennen sich die Wege. Ab der vierten Klasse können Eltern ihre Kinder auf Berufsschulen schicken, zu denen auch die Imam-Hatip-Schulen zählen.

„Religiöse Generation heranziehen“

Wie erwartet gab es einen Sturm der Entrüstung, doch Ministerpräsident Erdogan macht gleich zu Beginn der Debatte deutlich, seine Regierung werde nicht zurückweichen. „Wir werden eine religiöse Generation heranziehen“, sagte er im Parlament und offenbarte, worum es bei der Bildungsreform tatsächlich geht. Gegen massive Proteste der Opposition, von hunderten NGOs und Frauengruppen und selbst vom wichtigen Wirtschaftsverband Tüsiad verabschiedete die Mehrheit der AKP das Gesetz mit einigen geringfügigen Korrekturen. Eine davon betraf die ursprünglich vorgesehene Regelung, dass Mädchen bereits nach der vierten Klasse ihre Ausbildung per Fernunterricht hätten fortsetzen können, sprich gar nicht mehr zur Schule hätten gehen müssen.

Das soll nun erst nach der achten Klasse möglich sein. Die wesentlichen Bestandteile der Reform wurden aber durchgesetzt. Ganz nebenbei wird damit auch das Kopftuch schon bei zehnjährigen Mädchen Einzug in die Schule halten: bei allen denen, die ab der fünften Klasse die Imam-Hatip-Schulen besuchen.

Seit die AKP in den letzten Jahren die Macht des Militärs wirkungsvoll gebrochen hat, setzt sie konsequent einen Weg fort, der sich schon bald nach ihrem Machtantritt andeutete: Die autoritären Strukturen der Militärs werden nur selten abgeschafft, sondern fast immer lediglich mit neuen Inhalten gefüllt. Bestes Beispiel ist die Aufsicht über die Universitäten. Das Militär hatte nach dem Putsch 1980 die Autonomie der Universitäten abgeschafft und einen sogenannten Hohen Universitätsrat eingerichtet, der im Auftrag des Präsidenten die Lehrinhalte und die Berufungen überwachte. Die AKP hat diesen Hohen Universitätsrat nicht, wie ursprünglich versprochen, aufgelöst, sondern stattdessen mit ihren eigenen Leuten besetzt.

Besser ein guter Muslim sein

Mit der Bildungsreform werden nun die Weichen für eine langfristige Veränderung des Landes gestellt. Tatsächlich hat die AKP ihr ursprüngliches Versprechen gehalten. Weder wurde die Scharia eingeführt, noch müssen Frauen sich verhüllen. Trotzdem ist die Türkei heute ein weit muslimischeres Land als vor zehn Jahren. Das hat mit einer Verschiebung von Normen zu tun.

Es gilt heute als normal, dass im Ramadan gefastet wird und dass Frauen nicht arbeiten, sondern zu Hause die Familie betreuen. Das sei nun einmal der mehrheitliche Wille des Volkes. Und wer als Mann etwas werden will, sollte besser ein guter Muslim sein. Für eine Islamisierung der Türkei braucht es keine Akklamation einer Islamischen Republik. Es reicht die normative Kraft des Faktischen und die Opportunität gegenüber den Siegern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • D
    dieter

    @tommy

    Die größte Gefahr für Europa geht von Merkel und uns Deutschen aus. Der "alternativlose" Austeritätskurs ist jetzt grade dabei Sozialsysteme zu pulverisieren, und Sie haben Angst vor Erdogan...

    Schön für Merkel und Konsorten, wenn man sich von Nebelkerzen ablenken lässt.

    "Its the economy stupid"

  • YK
    Yasin Köln

    Liebe Leute,

    Besonders @ Nils.

    Ich war vor drei Wochen in der Türkei im Urlaub, dort habe ich nicht nur im Hotel meine Zeit verbracht. Sondern ich war im Land unterwegs, dort habe ich mit den Menschen gesprochen. Angefangen vom Rentner über Geschäftsleute bishin zu normalen Arbeitnehmern, wollen die gar nicht der Pleite Union beitreten. Die sagen, wir sind doch nicht blöd, unsere Steuern an Euro Krisenländern zu überweisen. Die mit Ihrem Haushalt nicht klar kommen, die wären selber Schuld sich bei jeder Angelegenheit einzumischen. Und den Menschen geht es Verhältnissmäßig von den Lebensumständen besser, als den die in einem EU Land leben. Daher sage ich an ALLE ihr bräucht keine Angst zu haben, das die Türken nach Deutschland kommen werden, es geht eher eine Migration in die Türkei zurück.

     

    Liebe Grüße

    Yasin/Köln

  • Z
    Zagreus

    Leutz, was wir benötigen ist nicht weniger Religion, sondern mehr Religion.

    Und Sprüche a là "Verstand statt Relion" oder "Wissen statt Glauben" sind unsinnig.

     

    Man sollte ishc eine sache klar machen: die gesmate Aufklärung bis heutzutage sind 'Glaube' - nämlich das setzten von unverhandelbaren und als 'wahr' gesetzten Prämissen.

    Die Aufklärung fing schon damit an - und wenn man an die Fr. Revolution denkt, fällt einen die fr. 'Vernunfts-Religion' ein, bei der der personifizierte 'Vernunft' Gottesdienste und Tempel gehalten wurden.

    In Deutschland finden wir dann kurz darauf Nationalismus und Liberalismus als die neuen Glaubensinhalte, die dann ab ca. 1865 langsam ergänzt werden vom Darwinismus und vom Fortschrittsglauben, sowie paralell dazu vom sich ausbreitenden Sozialismus.

    Doch das sind Wltanschauungen und unterscheiden sich von dem, was im common sense als Reliigon definiert wird nur dadurch, dass sie anscheinend nicht sich auf enine personale, transzentale Gottesvorstellung berufen - Vernunft, Wissen, Technik, Ratio, Moderne, Fortschritt etc. mögen keine Anbetung erhalten, sind aber doch die als unhinterfragt akzeptierten Denkpfeiler des modernen Menschen.

    Logik und Ratio kann man genauso gut innerhalb von religiösen Vorstellungen betreiben, wie an der modernen Theologie zu sehen ist. Vernunft und ratio aber gesetzt als mit der prämisse, dass es keinen Gott gibt (oer er keine Rolle spielt), ist aber Bereits im Bereich der Weltanschauung und vom wesn her ein Glaubenssystem.

     

    Wir sehen uns einer Krise der Moderne auch gegenüber - die Hoffnungen auf moralische Weiterentwicklung, die der moderne Mensch seit der Renaissance in Vernunft, Logik, Aufklärung und dann in Naturwissenschaft, Technik und Fortschritt steckte, haben wir verloren. Ja, teilweise glauben viele noch nicht einmal mehr an die prinzipielle Überlegenheit des Westens, also der Moderne, mehr - sondern halten sowas wie Islam und ähnliche religise Bewegungen als gleich wertvoll.

     

    Nur, was kommt dammit raus? - Das eigene, eben diese Trennung von religion (Gottesvorstellungen) und Staat (was aber dann mit Säkularismus verbunden wird) wird moralisch gleichgesetzt mit einer religiösen Bewegung (damit haben wir es nämlich mit dem momentanen Islam/Islamismus zu tun), gegen die man eigentlich nichts mehr zu sagen hat, weil man an sich selbst, an seine eigenen errungenschaften der moderne nicht mehr glaubt. Und man findet sich Gläubigen gegenüber, die in der Hoffnung auf eine islamisierten Gesellschaft die moralische Integrität überzeugt sind zu finden - und in ihrem glauben die moralischen Antworten findet, die wir nicht mehr durch unsere Glaubensgewissheit an Vernunft und Fortschritt zu geben imstande sind.

     

    Und das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Teil des Problems.

  • T
    tommy

    @dieter

     

    Von mir aus könnte die unsägliche Privilegierung der Kirchen in Deutschland sofort abgeschafft werden. Die aber doch mittlerweile ziemlich schlaffen Kirchen in Deutschland mit dem dynamischen Islamismus in der Türkei zu vergleichen, verkennt aber wohl den Ernst der Lage. Sie sollten sich wirklich ernsthaft die Frage stellen: Wollen Sie, dass Leute mit Ansichten wie Erdogan auf ihre Zukunft massiven politischen Einfluss nehmen können? Wenn Ihnen die Antwort schwer fällt, ist Ihnen wahrscheinlich nicht mehr zu helfen...

  • M
    Marti

    Die Reise in so gut wie allen muslimischen Ländern geht in Richtung islamischer Orthodoxie, in manchen Ländern schneller, in anderen langsamer, weil die Islamisierer dort noch Rücksicht auf die noch nicht so stark islamische denkende Bevölkerungsteile nehmen müssen.

     

    Aber die Reise geht immer schneller voran, besonders die arabischen Aufstände und Revolutionen haben das Tempo erhöht.

     

    Früher oder später, aber wahrscheinlich in nicht allzu langer Zeit, wird die jetzige Welle der Islamisierung auch unter den Muslimen in Deutschland spürbare Auswirkungen haben... und dann gehts rund, was den Islam angeht.

     

    Was bisher geschah, wird einst nur noch als harmloses Vorspiel gelten.

  • D
    dieter

    Das sind ja Zustände fast wie in Deutschland!

    Wo Kirchensteuer erhoben wird.

    Wo bereits die Kindergärten zur Kirche gehören.

    Schulen zum Teil zur Kirche gehören. Regierungsparteien christlich sind und ein Ex-Pfarrer Präsident ist...

    @Nils, tommy

    Soll Deutschland jetzt auch raus aus der EU?

    Oder geht es gar nicht um die Trennung von Kirche und Staat?

  • B
    broxx

    Könnt ihr euch noch erinnern, wie in der TAZ gegen Leute gewettert wurde, die Erdowahn genau das unterstellt haben?

    Natürlich hat die Türkei nichts in der EU verloren.

    Und ja, Islam ist Faschismus!

  • T
    tommy

    Schön, dass man sogar in der taz gute Argumente gegen einen EU-Beitritt der Türkei lesen kann - ich jedenfalls habe keine Lust darauf, dass Leute wie Erdogan aufgrund des Gewichts, das die Türkei in der EU hätte, über meine Zukunft politisch mitbestimmen.

    Auch die Zuwanderung aus der Türkei sollte angesichts der fortschreitenden Islamisierung stark begrenzt werden. Außer vielleicht für die eher weltlichen Türken, die ja nach Stand der Dinge sicherlich bald ein Asylland brauchen.

  • AA
    Allahu Akbar

    @T.DA

     

    Sehe ich nicht. Das Problem an der Demokratie ist das dadurch auch Islamfeinde an die Macht kommen können, wie es bei uns in Deutschland mit der CDU passiert ist. Und mir grault es vor den Piraten die sich viel zu stark gegen die Zensur wenden. Im Islam braucht man eine starke politische Hand um gegen islamfeindliche Umtriebe vorzugehen. Da steht die Demokratie völlig im Weg. Aber ich denke trotzdem das in islamischen Ländern nach und nach die Demokratie überwunden wird, der Iran, Saudi-Arabien und auch der Gaza-Streifen sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Und auch bei der Verteilaktion von Korane kamen sehr viele Menschen auf uns zu und fanden den Islam einfach nur faszinierend. Es wird nicht mehr lange dauern und der Islam wird das Christentum und den Zionismus besiegen. Und auch da ist der Islam vorbildlich. Bei uns kann man sich entscheiden, entweder zum Islam konvertieren oder sterben.

  • P
    Prisemut

    Hallo,

    ernst genommener Islam und Demokratie sind prinzipiell nicht vereinbar, da der Islam eine Trennung von Weltlichem und Religiösem nicht kennt.

     

    Insofern sollte überall daran gearbeitet werden, Errungenschaften der Aufklärung (Denken statt Glauben; Versuche rationaler Erklärungen statt dem Glauben an irrationale Phantasien) zu verteidigen und auszubauen.

    Eigenes Denken statt Nachbeten, Wissen statt Vorbeten.

     

    Von demjenigen, der denkt (glaubt), dass die vor 2700, 2000 oder 1300 Jahren in alten Büchern aufgestellte Regeln grundsätzlich gelten, möchte ich auch nicht im Geringsten abhängig sein.

     

    Und kommt mir jetzt nicht mit modernisiertem Glauben. Reduziert man auch jede Form von abgeschwächtem oder scheinbar modernem Glauben auf das, was es im Kern ist, so bleiben lediglich extrem unwahrscheinliche, ja geradezu albern anmutende Erklärungsphantasien übrig, die wir, kämen sie aus einer weit zurückliegenden Kultur, mit dem milden Lächeln dessen, der es jetzt besser weiß, in den historischen Kontext stelen würden, in den sie gehören. In die Vergangenheit, als die Menschheit noch nicht fähig war, ihr geistigen Kapazitäten besser zu nutzen.

  • H
    Huss

    Schon General Evren schaffte im Biologieunterricht das Thema Darwinismus/Evolution ab und förderte die islamischen Imam Hatip Schulen. Wenn in der Türkei religiöse Schulen gefördert werden, dann geht es immer um Politik. Evren wollte damals liberale und linke Ideen zurück drängen, Erdogan will heute seine Macht verfestigen und das Bildungssystem dient ihm sehr gut dazu.

     

    Allerdings gibt's für wohlhabende Türken und Kurden durchaus private Schulen in Istanbul, Ankara und Izmir. Auch private Universitäten existieren und nehmen nicht selten so viel Gebühren wie mehrere Jahres-Beamten-Gehälter auf einen Schlag, wenn sie jedenfalls sehr gut sind.

     

    Schlimm an Edogan ist, dass er den 15 bis 20 Prozent Aleviten genausowenig etwas anbietet wie den Kurden, die auch 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung stellen und die bis heute kaum Chancen haben, ihre Sprache und Kultur in staatlichen Schulen wiederzufinden. Insofern ist diese Reform auch intolerant und steht damit in der Tradition von Kemalismus und Militärdiktatur: Der Staat unterdrückt das Volk. Grund und Menschenrechte sind minimal,wenn überhaupt.

  • T
    T.DA

    Ich begrüße diese neue Schulsystem sehr. Die Regierungen vorher wollten de Islamisierung des Landes.

    Islam und Demokratie das passt sehr gut der Türkei.

  • N
    Nils

    Dieser Bericht verdeutlicht sehr gut, warum die Türkei besser kein Mitglied der EU werden sollte. Die Mehrheitsverhältnisse in der Türkei zeigen, dass die dortigen Vorstellungen vom Verhältnis Kirche/Staat/Gesellschaft nicht mit den europäischen Werten kompatibel sind.