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Debatte Kuba-SolidaritätFidel Castros wahre Worte

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Der kubanische Staat ist pleite, das politische System marode. Doch manche Linke reden sich die Misere auf der Insel noch immer schön.

Kubas Bevölkerung hat lange genug in die saure Guayave beißen müssen. Bild: dpa

W ie auch immer Fidel Castro jüngst seine Aussage gemeint hat, das kubanische Modell "funktioniert nicht einmal mehr für uns": Tatsache ist, dass sie stimmt. Der kubanische Staat ist pleite, das politische System marode. Gerade erst hat die Regierung die Massenentlassung von 500.000 Staatsbediensteten beschlossen, die sich künftig in der Privatwirtschaft umsehen sollen: ein Novum in einem Land, das bisher offiziell keine Arbeitslosigkeit kannte.

taz

Bernd Pickert ist Auslandsredakteur der taz.

Zugleich fordern Menschenrechtler wie die grüne EU-Abgeordnete Barbara Lohbichler, Ex-Generalsekretärin von amnesty international, Europa solle mehr Druck auf Kuba ausüben. Die Freilassung von 32 kubanischen Dissidenten, die seit Juli nach Madrid ausgeflogen wurden, sei noch nicht genug.

Wer aber dazu die Stellungnahmen deutscher Kuba-Solidaritätsgruppen liest, der reibt sich die Augen: Jeder Versuch, die Tür zu einer offenen Debatte über die Zukunft des Inselstaats aufzustoßen, ist für sie bereits feindliches Agententum. Kubas Kurs sollte den Menschen auf Kuba überlassen werden, schreibt etwa Edgar Göll). Recht hat er! Aber in Wirklichkeit meint er mit Kuba nicht dessen Bürger: Er meint die Regierung.

Die Meinungsfreiheit, die man im kapitalistischen Westen ganz selbstverständlich - und völlig zu Recht! - für sich in Anspruch nimmt, soll dem Gros der KubanerInnen offenbar verwehrt bleiben: Die Leichtigkeit, mit der Göll Menschenrechte zu "westdeutschen Schulbuchweisheiten" und Angehörige politischer Gefangener zu "Bräuten von Gesetzesbrechern" erklärt, lässt jedenfalls schwindeln. Die eklatante Mangelwirtschaft - die schlechteste Zuckerrohr- und Kaffeeernte seit 100 Jahren und eine Staatswirtschaft, die am Boden liegt - feiert er dagegen gar als "Freiheit vom Hyperkonsum". Das würde zur Realsatire taugen, wenn es nicht so traurig wäre.

Grauenhaftes Menschenbild

Womit hat es die kubanische Bevölkerung verdient, so verhöhnt zu werden? Warum muss sie als Geisel eines längst gescheiterten Gesellschaftsmodells herhalten? Und warum schaffen es manche Linke nicht, gedanklich zwischen dem Wohl des kubanischen Volks und dem seiner sozialistischen Einparteienregierung zu trennen? Letztere ist für Göll fortschrittlich, während die Menschen dumm und manipulierbar sind. Dahinter steckt ein grauenhaftes Menschenbild.

Zur Erinnerung: Jede Gesellschaft der Welt setzt sich aus Individuen zusammen, die eigene Gedanken und eine Vielfalt von Ansichten haben - kluge und dumme, rechte und linke, religiöse und antireligiöse. Sie alle müssen sich ausdrücken und mitwirken können. Das sind Grundrechte, die - richtig! - auch in kapitalistischen Gesellschaften stets neu erkämpft und gesichert werden müssen. Sie stehen selbstverständlich auch den Menschen auf Kuba zu.

System der Entmündigung

Stattdessen aber herrscht dort ein System der Entmündigung. Die staatlichen Medien sind eine Zumutung - vom Fernsehen mit Randy Alonso, dem unerträglichen Mikrofonständer des Regimes und seiner Sendung "Mesa Redonda", bis hin zur Parteizeitung Granma, die auch 2010 noch mit Schlagzeilen wie "Raúl empfängt Namibias Botschafterin" aufwartet.

Eine freie Debatte über die Zukunft ihres Landes ist auf Kuba selbst nicht möglich. Und wer, wie die Bloggerin Yoani Sánchez, deshalb ins Internet ausweicht, bekommt von deutschen Salonlinken und der kubanischen Stasi nachgerufen, sie sei "vom systemfeindlichen Westen unterstützt".

Das kubanische Regime hat Angst vor dem Zusammenbruch: Zu Recht. Manche hofften unter Raúl Castro auf einen Wandel. Doch aus diversen Treffen mit Parteioberen, bei denen etwa StudentInnen ihrem Unmut Luft machten, folgte: nichts. Eigentlich sollten beim Parteitag im vergangenen November handfeste Reformen beschlossen werden. Der Parteitag fand aber gar nicht erst statt: Die Angst des Regimes war zu groß. Das Land erstarrt derweil in Lähmung.

Richtig ist: In Kuba wird man nicht (mehr) umgebracht, wenn man die "falsche" politische Haltung vertritt. Gewerkschafter müssen, anders als in Kolumbien, nicht um ihr Leben fürchten - es gibt aber auch keine freien Gewerkschaften. Journalisten werden nicht, wie in Guatemala und Mexiko, mit dem Tod bedroht - es gibt aber auch keine unabhängigen Journalisten, die legal arbeiten können. Und oppositionelle Demonstrationen werden nicht brutal zusammengeprügelt - es sei denn, es finden mal welche statt.

Dann kommt eine stets bestens organisierte, "spontan empörte" Bevölkerung zusammen, die die Demonstrierenden beschimpft und nicht selten auch angreift. Und falls das nicht ausreicht, um Kritiker einzuschüchtern, gibt es ja noch jene Paragrafen des Strafgesetzbuchs, die als "Feindpropaganda" alles unter Strafe stellen, was der Regierung nicht gefällt. So wird eine offene Debatte erstickt.

Auf die USA zeigen

Mag sein, dass es in vielen Teilen der Welt um die Menschenrechte viel schlimmer bestellt ist, und dass Kuba beim Entwicklungsindex der UN zuletzt auf einem achtbaren Platz 51 landete. Darf man deshalb aber keine Kritik üben? Doch wann immer es um die Missstände auf Kuba geht, zeigen regierungssolidarische Linke mit dem Finger reflexhaft auf die USA. Sicher, in einem Punkt haben sie recht: das US-Wirtschaftsembargo muss weg. Allein schon, weil es kontraproduktiv ist. Denn nichts würde die Regierung in Havanna mehr ins Wanken bringen, als wenn sie ihre Lieblingsausflucht für die - zu großen Teilen selbst verschuldete - wirtschaftliche Misere auf der Insel verlieren würde.

In Kuba regiert ein überaltertes Regime in verkrusteten Strukturen, das nicht mehr weiter weiß. Wirklich tragisch ist, dass der Zeitpunkt für notwendige Reformen längst verpasst wurde. Womöglich ist es deshalb schon zu spät, von den unbestreitbaren Errungenschaften der Revolution - etwa im Bildungs- oder Gesundheitsbereich - noch etwas zu retten. Ganze Generationen junger, gut ausgebildeter KubanerInnen verlassen das Land, weil sie für sich keine Chancen mehr sehen. Kuba braucht den Wandel. Wirkliche Freundschaft zu Kuba hieße, die KubanerInnen dazu zu ermutigen.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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28 Kommentare

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  • KS
    Kerstin Sack

    Da dachte ich, wow, die Taz läßt einen Kommentar zu Cuba zu, der sich nicht in negativen pauschalattacken verliert. Bisher war das ja wohl bei der Taz nicht möglich einen Artikel zu Cuba zu veröffetnlichen, der nicht die Politik Cubas an einer Stelle negativ darstellt. Aber Bernd Pickert bleicht sich treu. Er schlägt mit der Keule gegen Edgar Göll. Dabei frage ich mich: was hat Bernd Pickert zu verarbeiten, dass er so allergisch darauf reagiert. Und dazu nach journalistischen Kriterien auch noch schlecht. So handelt es sich bei den 500.000 Menschen, die nicht mehr im Staatssektor arbeiten sollen, nicht um Menschen, die dem "freien Markt" überlassen werden. Wenn Pickert nicht so selektiv berichten würde, hätte er erwähnt, dass dies bedeutet, dass es weniger große staatliche Unternehmen und dafür selbstverwaltete Unternehmen, Kooperativen und auch selbständige Unternehmen geben soll. Es könnte MEnschen geben, die das als einen Beleg für eine poisitive Entwicklung sehen. Aber für Pickert kann es in Cuba gar nichts Positives geben. War es selber mal in der Solidaritätsbewegung?

    Kerstin Sack, Hagen

  • W
    Willi

    Was mit der Masse der ärmeren Bevölkerung geschehen wird, wenn die Hoffnungen des TAZ-Autors(!?) wahr werden, kann man sich in den Staaten der näheren Umgebung ansehen, in die übrigens kein freiheitsliebender Kubaner flieht, sondern die wollen halt lieber in die USA und nicht nach Haiti, die Dominikanische Republik oder Jamaika. Riesige Unterschiede zwischen arm und reich. Perspektivlosigkeit, Armut, Arbeitslosigkeit und Ausschluss vom Bildungs- und Gesundheitssystem, während die kleine bessergestellte Schicht der Reichen und Schönen auf europäischen Niveau lebt, sind eben nicht der Systemweisheit letzter Schluss.

     

    Auf diese Art von Freiheit kann man anscheinend verzichten. Kuba versucht, hierzu eine Alternative zu entwickeln, was durch wirtschaftlichen Boykott, militärische Intervention (Schweinebucht), CIA-Anschläge und was der freiheitliche Westen noch alles so drauf hat, zu verhindern versucht wird. Das nicht alles, was aus sozialpolitischen Motiven heraus getan wurde, Erfolge zeitigt, ist zu bedauern und sollte verbessert werden. Es bestehen bei der kubanischen Regierung zumindest lautere Absichten, die Lage der Bevölkerung zu verbessern. Eine Regierung, die lediglich Konzerninteressen vertritt, wie z.B. die hiesige, ist für die Kubaner sicherlich keine Alternative.

     

    Im Einklang mit der CIA, der bürgerlichen Presse und Guido Westerwelle die Übernahme des kapitalistischen Sytems herbeizusehnen, sollte eigentlich für einen Autor der TAZ, die mal als "alternative" Zeitung (Alternativ heißt: etwas Anderes) angefangen hat, nicht so selbstverständlich sein. Aber vielleicht ist diese Erwartung auch etwas antiquiert. Ein Job bei der TAZ kann ja auch der Einstieg in eine große Karriere bei besser zahlenden Häusern sein.

     

    Was man zudem vermisst sind Informationen darüber, was und warum etwas nicht funktioniert, welche Alternativen diskutiert werden usw.

  • JK
    Jan Kowalski

    Ich bin gespannt, wo Deutschland jetzt wäre, würde das Imperium es mit weltweitem Wirtschaftsembargo belegen...

     

    Deutschland bzw. seine Vorläufer hat in mehreren Jahrhundert nicht allzuweit gebracht. Kuba existiert als eigenständiger Staat erst seit wenigen Jahrzehnten und kann in vielen Bereichen mit dem Westen mithalten.

     

    Lasst die Kubaner einfach in Ruhe und gebt ihnen Chancen auf friedliches und faires Leben und Selbstbestimmung.

  • D
    Dieter

    Ich find's schön, wie das Thema Kuba hier die Frustrierten aus den Löchern holt :)

     

    Besonders bemerkenswert:

     

    "Ich find ja auch toll. dass wir die Meinungsfreiheit haben [...] Trotzdem ziehen die Herrschenden die AKW-Kiste durch" (Ulli Müller)

     

    und

     

    "Schaut mal nach Stuttgart, kommt zu den Demos, dann wisst ihr, wie es mit unserer Meinungsfreiheit aussieht." (Tania)

     

    Liebe Leute, "Meinungsfreiheit" heißt nicht, dass automatisch linke Politik umgesetzt wird. Wenn Ihr was erreichen wollt, müsst Ihr schon eine Mehrheit zusammen bekommen, die den Namen auch verdient. Eine Mehrheit am Wahltag zum Beispiel. (Stimmt schon, die Mehrheit in Stuttgart macht keine Gegendemos. Aber sie sitzt halt zu Hause und findet den Bahnhofsumbau schon ganz OK.) Wenn Ihr an Wahlen und unser demokratisches System nicht mehr glaubt, mit zivilen Aktionen auf der Strasse nichts erreicht und Gewalt ablehnt, dann sind Euch eben die Hände gebunden. In diesem Fall haltet aber bitte die Klappe und heult Euch nicht in den Kommentarspalten der taz aus.

  • A
    Andi

    Spinner mit linkem Etikett wird es auch weiterhin geben. Sie werden Castro, Chavez oder Milosevic huldigen. Die (Wir) linken müssen allerdings weiterhin Debatten führen und linken Ideen neun Pep geben. Visionen und Kreativität sind notwendiger denn je.

  • I
    IstWeißEineFarbe

    ich schließ mich hier ganz klar an die meinung von sebastian s. an: "Kann man Kuba nicht einfach mal differenziert betrachten? Diese Schwarz-Weiß Malerei nervt."

    mehr individuelle freiheit? aber mit sicherheit!!!

    der liberale gedanke liest sich ja immer ganz schön, wenn er denn nicht umfassend zuende gedacht wird. wie soll denn eine "freie" meinung funktionieren, wenn die mediengewalt nicht bei der bevölkerung liegt(medien- und kapitalmacht vs. staat)?

    diese hier vollzogene wirtschaftsanalyse ist wirklich marode! embargo,seit einem halben jahrhundert eine real existierende gefahr (von propaganda,wirtschaft über militär und unterwanderung etc), hinzu kommen geographische faktoren (hurrikan etc), desweiteren sprechen die vergleiche mit ähnlichen (geographischen,strukturelle) regionen eine eindeutige sprache, sowie die frage: worauf wird in der jeweiligen regionen das hauptaugenmekr gelegt (bildung,gesundheit vs konsum ; ganz stark vereinfacht gedacht)?!?

    debatten brauchen nicht nur die jeweiligen "hardliner", so hoffe ich doch, dass die nächsten tage ein möglichst differenzierter bericht, abseits von "freundesclub kuba" bzw "friedrich-naumann-stiftung".

    ps.: und ich kann spätestens seit S. solche sätze wie "das wird man ja wohl noch sagen dürfen", "das wird man ja wohl noch kritisieren dürfen" nicht mehr lesen, ohne dass es mir hochkommt... da fällt mir doch glatt ein vorschlag für eine neue taz-serie ein: semantische untersuchung von zeitgenössischen redewendungen. was impliziert ein solcher satz? welche unterschwellige botschaft wird hierbei verbreitet und auf welcher argumentationsebene bewegt sich der/die jeweilige (vllt ein appell an das moralische???!!!!??? ;) )

  • B
    broxx

    Klasse Artikel! Dieser verfluchte Diktator hat endlich abgewirtschaftet!

    Aber klar das die normalen Tazleser das nicht so sehen.

  • RS
    Reinhold Schramm

    Die Bevölkerung möchte die Konsummöglichkeiten des (entwickelten) Kapitalismus, ohne seine sozialökonomischen und gesellschaftspolitischen Konsequenzen. Diesen Kapitalismus gibt es nicht, auch nicht in den skandinavischen Ländern. Diesbezügliches Wunschdenken gehört zu den ideologischen Nebelkerzen und zum konvergenzideologischen Sophismus der bürgerlichen Sozialdemokratie (einschließlich Chinas). Auch die anstehenden massiven Entlassungen sind das Eingeständnis, dass die kubanische Wirtschaftsführung - unter den Bedingungen und Gesetzen der kapitalistischen Weltwirtschaft - nicht funktioniert. Zugleich bietet der (reale) Kapitalismus den Menschen weltweit keine Zukunft. Der weltweite Kapitalismus ist im Massenbewusstsein der von ihm ausgebeuteten werktätigen Menschen noch nicht am Ende; auch nicht bei der kubanischen Bevölkerung! (Ebensowenig, wie bei den 7-8 Millionen Bundesbürgern im differenzierten Hartz-IV-Vollzug, bzw. demnächst 'Hartz-V'.)

  • P
    P.Haller

    "Das kubanische Regime hat Angst vor dem Zusammenbruch: Zu Recht."

    Und die Bevölkerung soll sich wohl darüber freuen !

     

    Kuba ist nicht die DDR, es gibt keinen, der mit Milliarden die marode Wirtschaft aufbaut, wie es hier bei uns die BRD getan hat.

    Ein Zusammenbruch würde dort wohl bedeuten, dass man wieder in den Zustand vor der Revolution verfallen würde, wo Kuba das Bordell der Amis war.

    Ein Zusammenbruch wäre auch genau das, worauf die Amis schon seit Jahrzehnten hinarbeiten.

    Die Bevölkerung wäre wieder, wie auf vielen anderen karibischen Inseln auch, die Putzkolonne für US-Touristenghettos incl. Nutten usw.

     

    Ich hoffe nur, dass Kuba dieser Zusammenbruch erspart bleibt. Denn klar ist: besser wird absolut nichts in Kuba, wenn auch dort der Kapitalismus ala USA Einzug hält.

    Was aber nicht heissen soll, dass nicht Veränderungen notwendig wären, nur sollte das Schritt für Schritt erfolgen und nicht wie in der DDR, wo praktisch alles erst zerschlagen und dann mit horrenden Summen wiederaufgebaut wurde.

    Diese Kohle hat Kuba nicht !!

  • VM
    Volker Müller

    Kuba, das ist wie ein frecher bunter Tropenfisch, der vor dem Mund des gefräßigen Hais hin- und herschwimmt, und dank seiner Wendigkeit immer noch nicht gefressen wurde.

    Mit allen Mitteln, von Blockaden bis Mordanschlägen und Invasionen haben die USA alles versucht, ihre Vorstellung von Freiheit den Kubanern aufzuzwingen.

    Das Kuba noch existiert und sein Schicksal selbst bestimmen kann, das alleine ist bewundernswert.

     

    Für Kuba genauso wie für alle anderen Länder gilt, zuerst kommt Souveranität, ohne die Möglichkeit sein eigenes Schicksal zu bestimmen ist alles nichts.

    Immer wenn denen USA und Europa die Politik einer Regierung nicht paßt, wird behauptet, die Bevölkerung will etwas anderes als die Regierung. Worauf stützt sich diese Erkenntnis? Am Beispiel Kuba: es gibt viele Elemente der Basisdemokratie die vorbildlich sind. Wenn Kuba sein politisches System reformieren will, dann ist es alleine das Recht der Kubaner. Belehrungen aus Washington oder Berlin brauchen sie nicht.

    Wenn Fr. Lohbichler dazu aufruft, Druck auf Kuba auszuüben, dann ist das klassischer Imperialismus.

    Welches Recht maßt sich Europa an, auf ein souveränes Land Druck auszuüben. Eine Partei oder ein Individuum das solche Postionen vertritt ist reaktionär.

  • S
    Stefan

    ...wieder ein paar TAZ-Leser vergrault.

  • V
    vic

    Kuba braucht Handelspartner wie jedes andere Land auch.

    Man muss ausführen können was man hat, und einführen was man braucht.

    Kuba hat aber keine Handelspartner mehr, dafür jede Menge amerikanische Helfershelfer, die das Land geschlossen boykottieren.

    Die USA arbeiten seit Jahrzehnten auf die Zerschlagung Kubas hin. Lange war das Mittel erster Wahl Mordanschläge, heute sind es Handelssperren.

    Ich bin sicher, die Menschenrechtssituation hätte sich längst verbessert, wenn es den Menschen - auch Dank fallender Handelsschranken - nur etwas besser ginge.

    Und auf diplomatischem Weg kann wer will, selbst mit den Castros reden.

    Was gerne in Vergessenheit gerät:

    Ja, es befindet sich sogar ein Folterzentrum und das Paradebeispiel menschenrechtswidriger Freiheitsberaubung auf Kuba; Guantanamo Bay heißt der Ort.

  • HR
    Hillmann Rico

    Sehr geehrter Herr PICKERT,

     

    Ihre kritischen Aussagen gegenüber der kubanischen Gesetzgebung mögen ja teilweise stimmen, dennoch empfehle ich Ihnen dringend sich mit der Thematik auch mal genauer zu befassen, bevor sie hier so einen Artikel schreiben. Einfach nur drauf hauen und Parolen wie"Die Kubaner sind größtenteils schuld am Handelsembargo" aufgreifen, finde ich so einfach nicht richtig. Man sollte vielleicht auch mal an die Vorteile denken, die Kuba auch bieten kann. Grundsätzlich sollte man auch immer bedenken, dass man Kuba grundsätzlich nich mit den für uns europäischen Standarts vergleichen kann. Ein weiteres Gegenargument wird klar, wenn man sich mal die kubanischen Nachbarinseln von Kuba genauer betrachtet.Den Ländern mit den "westlichen" und "kapitalistischen" Systemen geht es ja bekanntlich auch nicht gerade prickelnd. Auf den Punkt gebracht geht es mir einfach darum, dass Sie nunmal Äpfel nicht mit Birnenvergleichen können und wenn Sie meinen dass die Kubaner freiüber ihr Land bestimmen sollten, dann betrachten Sie bitte vorher die kubanische Geschichte, danach können Sie sich gerne ein Urteil erlauben.(Was dann aber auch nur Ihr pesönliches wäre und evtl. den Tatsachen nicht entsprechen würde) M.f.G. Rico Hillmann aus München

  • E
    e.b.

    Am Ende des Artikels das Wort "Wandel"... Wandel in eine Gesellschaft, die sich der Konsumlogik verschreibt und den Planet und seine Ressourcen an den Rand des Abgrunds treibt? Wandel in eine Gesellschaft, in der jeder was sagen kann, ohne das er gehört wird, weil er gerade nicht im Besitz medialer Gewalt ist. Eine Kritik an das Linke Kuba ist gerechtfertig und begrüßenswert, aber warum münden die Alternativen nur in Vorschlägen, die den Erfolg daran messen, ob ein Land im Wettlauf um Entwicklung, Wirtschaftswachstum und Konsum dem Tempo anderer Länder standhält? Die Kritik, so treffend sie auch ist, berücksichtigt nur in einem beschämenden Maße soziale Erungenschaften (den Einsatz von Kubas Ärtzen im Ausland, Gerechtigkeit im Bildungssystem)und hinterfragt Kubas Wirklichkeit und Entwicklungspotenzial nur unzureichend durch eine Auswahl einseitiger Maßstäbe einer globalisierten Welt, die sich bis jetzt in die

    - anscheinbar einzige - Richtung bewegt.

     

    Besten Gruß

     

    Eric

  • G
    Georg

    In dem Bericht werden die westlichen Freiheiten gepriesen und das kubanische System als antiquiert dargestellt. Kein Wort darüber, dass Kuba bspw. in den letzten Jahr mehrere Hurrikans zu überstehen hatte und seine Bevölkerung nichts desto trotz schützen konnte. Die UN bezeichnete den kubanischen Katastrophenschutz als vorbildlich zu einer Zeit als in den USA Hunderte von Menschen wegen der Untätigkeit der US-Behörden beim Hurrikan Kathrina ihr Leben verloren – natürlich vorwiegend die arme Bevölkerung von New Orleans.

    Und in welche Richtung sollte sich Kuba entwickeln bzw. an welchen Staaten der Region sollte sich Kuba orientieren? In die mexikanische Richtung mit schätzungsweise an die 30000 Todesopfern in einem Drogenkrieg, also in einen Staat der die Kontrolle über Teile seines Landes verloren hat? Sollte es dem Staat Guatemala nacheifern, in dem der Hungernotstand im Jahre 2009 ausgerufen wurde und die Kriminellen direkt in der Regierung sitzen? Oder sollte Kuben den Staaten El Salvador, Haiti, Jamaika (...) nacheifern. Oder sollte es seine politischen Gefangenen bzw. die Menschen die der Staat als Gefährdung der öffentlichen Sicherheit ansieht, wie die USA und teile der westlichen Welt, direkt im Ausland inhaftiert lassen? Soll er sich tatsächlich am Westen orientieren, der bspw. Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt und über dem IWF und seine Strukturanpassungsprogramme soziale Katastrophen verursacht?

     

    Kuba braucht zwar Reformen, aber ganz sicher nicht welche nach westlichem Muster.

  • UM
    Ulli Müller

    Ich find ja auch toll. dass wir die Meinungsfreiheit haben, besonders da ja dadurch BLÖD und Sarazin und ... ihr Wissen und ihre Meinung kundtun dürfen!

    Trotzdem ziehen die Herrschenden die AKW-Kiste durch, führen wir Krieg in Asien, leben viele unter der Armutsgrenze, wir schießen jede Menge CO2 in die Umwelt. ...

    Aber nicht vergessen, wir haben Meinungsfreiheit

  • J
    JZV

    Was der Deutsche nicht versteht ueber Kuba: Die Sklaverei wurde erst 1880 abgeschafft. Die ueber 2 Millionen welche Kuba seit 1959 verlassen haben sind zu 95% WEISSE. Heute ist die Bevoelkerung in Kuba ueber 60% "Moreno" - von der selben Rassenkombination wie U.S. African-Americans. Fuer diese Mehrheit war vieles seit 1959 ein Fortschritt - auch wenn dies nicht in das Denken eines deutschen Journalisten einleuchtet.

  • J
    Joshua

    "Wandel durch Handel" hieß der Slogan, den man in den 70er Jahren gegenüber der DDR ausgab und der die Embargopolitik ersetzte, die bis dahin galt. "Embargopolitik trifft nur die Bevölkerung", lautet ein anderes Argument, das aber gegenüber Kuba keine Gültigkeit haben soll. Warum nicht?

    Ich bin im Sommer 1200 km quer durch Kuba gereist. Ich fand ein herrliches Land - Kuba ist das einzige Land der Welt, das nachhaltig wirtschaftet, was natürlich auch an der geringen Motorisierung und Industrie liegt. Ich fand schöne und stolze Menschen, die allerdings bettelarm sind, wenn sie nicht im Tourismus arbeiten oder ein privates Restaurant betreiben, das von Touristen besucht wird. Für ein Essen mit Getränk zahlte ich hier etwa 15 Euro, was einem Monatsverdienst beim Staat entspricht. Der Besitzer dürfte an einem Tag das Hundertfache dessen verdienen, was er in der Planwirtschaft im Monat verdienen würde. Also kein Wunder, dass die Produktivität dort gegen Null geht und die Kubaner den Kontakt zu Touristen suchen, um an Geld zu kommen. Die Gestaltung des eigenen Lebens geht über die Verfügung über Geld und diese sollte man den Kubanern durch Aufhebung der Embargopolitik ermöglichen. Ansonsten werfe ich den Embargobefürwortern vor, dass sie das Volk zu einem Hungeraufstand treiben wollen, um dann ihr politisches Süppchen darauf zu kochen. Wenn die Baccardi-Familie und die anderen 1959 Enteigneten in Kuba ihr Eigentum zurückverlangen

    und die US-Mafia das Leben im Land wieder bestimmt, ist das dann die gewünschte Selbstbestimmung des kubanischen Volkes. Lassen wir diesem Volk doch wirklich seine Selbstbestimmung und normalisieren wir unsere Beziehungen zu Kuba.

  • SS
    Sebastian S.

    Kann man Kuba nicht einfach mal differenziert betrachten? Diese Schwarz-Weiß Malerei nervt.

    Die einen tun so, als wär in Kuba alles in Ordnung (was definitiv nicht stimmt), die anderen beschreiben das Leben als Kuba wie die Hölle auf Erden (was auch nicht stimmt, spätestens wenn man mal dort war, weiß man das). Die Wahrheit liegt halt irgendwo dazwischen. Nur irgendwie liest man das nie.

  • TS
    Thomas St.

    "Kuba braucht den Wandel. Wirkliche Freundschaft zu Kuba hieße, die KubanerInnen dazu zu ermutigen." Das ist die typisch westeuropäische Sichtweise. Vielleicht wollen die Kubaner gar nicht von Europäern oder US-Amerikanern ermutigt werden, sondern lieber selbst etwas verändern. Schon mal gefragt, liebe TAZ?

  • JK
    Jan Kowalski

    An Ignoranz schwer zu überbieten:

    1. "Westliche Zivilisation" ist pleite. Sowohl moralisch wie auch finanziell. Geld drucken kann jeder.

    2. Frankreisch vertreibt Roma, die restliche EU schaut tatenlos zu. 1933 lässt grüßen. Welche Völker hat Kuba vertrieben?

    3. Demokratie??? Korrupte Regierung in Deutschland lässt sich z.B. von Hotel-, Pharma-, Erdöl-, Energie- und Atomindustrie erpressen. Beispiele: lesen Sie Tagespresse.

    4. Deutschland ist schon lange Pleite. Das ist nämlich jeder, der seine Schulden nicht bedienen kann, außer s. Pkt. 1.

    5. Kuba besitzt eine vorbildliche medizinische Versorgung. Und was hat Deutschland vorzuweisen? Praxisgebühr? Holzklasse-Patienten?

    6. Deutschland und EU pflegen Freundschaft mit Regierung eines Staates, der für unzählige Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist: Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, Überfälle auf Irak, afghanistan, Vietnam. Ganz zu schweigen von Guantanamo und schmutzigen Kriegen in Südamerika (s. Panama, Granada und viele mehr).

    7. Thema Arbeitslosigkeit? Entlassungen wg. Nichtigkeiten (Pfandbons, Buletten, Brot von gestern, Mettbrötchen, Stromklau für 1,8 Cent).

    8. Bildungspolitik?? Das lassen wir lieber. Ist zu peinlich.

     

    Man könnte noch Tagelang aufzählen: Balkankrieg, Schweinegrippehystrie, CDU-Schwarzgeldkassen, Treundhandanstalt für das Vermögen der ehem. DDR, Umweltverschmutzung.

     

    Für wen wollen wir Vorbild sein und in welcher Beziehung? Mir fällt nichts ein.

  • TP
    Thomas Porr

    >Und warum schaffen es manche Linke nicht, gedanklich

    >zwischen dem Wohl des kubanischen Volks und dem seiner

    >sozialistischen Einparteienregierung zu trennen?

     

    Manche? Ich bitte Sie...

  • D
    Dieter

    Danke für den Artikel, endlich hat hier mal wieder jemand das Hirn eingeschaltet.

  • S
    Simon

    Ja, Kuba funktioniert nach einem längst gescheiterten Gesellschaftssystem namens real existierender Sozialismus. Nicht zu leugnen.

    Ja, der Rest der Welt funktioniert nach einem ... ja, auch LÄNGST gescheiterten Gesellschaftssystem namens globalisierter Kapitalismus. Auch nicht zu leugnen.

     

    Hat denn keiner ne andere (bessere) Idee?

    Ne, und wenn, wirds kaputtgeredet. Anarchisten sind ja gleich schwarzer Block.

     

    Man, ist diese Welt scheiße.

  • N
    Name

    Entscheidend für Kubas Zukunft ist sicherlich ein Wandel und eine Öffnung, aber was Kuba braucht, ist einer interne Diskussion und Lösungsfindung zu der Frage: Welchen Weg soll Kuba gehen?

     

    Es ist klar, dass sich Kuba nicht einfach so dem Kapitalismus des Westens öffnen kann. Dies würde keine Probleme lösen. Also muss Kuba einen Weg entwickeln, der nichts mit dem Washington Consensus und nichts mit dem bisherigen Sozialismus zu tun hat. Einen dritten Weg also, den die Welt als Gegensatz zum Kapitalismus braucht. Vielleicht etwas wie einen demokratischen Sozialismus, etwas also, dass Freiheiten garantiert, den Konsum aber nicht in den Vordergrund stellt und Ausbeutung, Gier und Egoismus somit zurückhält.

     

    Chávez hatte solch einen Weg angekündigt. Bis heute hat er es leider nicht geschafft, eine wirkliche Anstrengung zu unternehmen. Sich nur hinter seinen Gegnern, die man nicht unterschätzen darf, zu verstecken, reicht da nicht. Das alte Spiel der Macht, dass zur Enttäuschung der Anhänger führt. Mal sehen, was in Evo in Bolivien noch erreichen kann. Viel Hoffnung bleibt aber nicht.

     

    Zurück zu Kuba: Auch Kuba hat die Möglichkeit auf eine neue Zukunft mit neuem Gesellschaftssystem. Dieses muss sich aber auf Kuba entwickeln und dafür muss man den Kubanern Zeit geben. Es ist nicht zu erwarten, dass ein Anstoß für diese Entwicklung aus der herrschenden Klasse kommt. Also kann es nur schrittweise gehen. Druck auf Kuba auszuüben hilft da nicht viel.

     

    Weiterhin darf man einige positive Entwicklungen der letzten Jahre nicht vernachlässigen. Wenn man dies tut, tut man den Kubanern ebenso Unrecht, wie es die "Salonlinken" tun.

     

    Man kann Kuba nur wünschen, dass Zeit genug bleibt, diesen neuen Weg zu entwickeln, bevor der Kapitalismus sein Unwesen auch in dieser Gesellschaft treiben kann.

  • T
    Tania

    Man kann es echt nicht mehr hören, seit 30 Jahren soll Kuba bankrott sein. Ich war da und kann mit anderen südamerikanischen Staaten vergleichen. Konsum und Lebensstandard wie bei uns ist nun mal nicht möglich auf der ganzen Welt, das gibt die ERde nicht her. Mütter beklagen, dass ihre Kinder nicht genug zu essen in der kubanischen Schule bekommen (da gibt es dann noch zusätzlich von Zuhause Reis und Hühnchen mit). Wenn ich dann erzähle, in Deutschland gibt es gar nichts, sind sie sprachlos.

    Schaut mal nach Stuttgart, kommt zu den Demos, dann wisst ihr, wie es mit unserer Meinungsfreiheit aussieht. Dann sieht man auch, wie bei uns die Medien manipuliert sind.

  • DW
    dieter wolf

    Was fuer eine Freude, in der TAZ einen sachlichen Bericht zu Kuba zu finden. Normalerweise ist doch die TAZ das Organ der Anbeter der Herren Castro.

     

    sALUDOS AUS CARACAS

  • S
    Sebastian

    Guter Artikel :)