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Debatte IdentitätenZukunft - nicht Herkunft

Kommentar von Sebastian Edathy

Barack Obama gilt in Deutschland als "schwarz". Dabei sollte es hier längst Vergangenheit sein, Menschen nach äußeren Merkmalen zu sortieren.

I m Jahre 1963 erschien in der Zeitschrift Playboy ein Interview mit dem US-Bürgerrechtler Malcolm X, in dem dieser ausführte: "I know that white society has always considered that one drop of black blood makes you black." Man sollte meinen, gerade in Deutschland, dessen Verfassung vor 60 Jahren auch im Geiste der Ablehnung von Rassismus geschrieben wurde, würde dieser Satz keine Gültigkeit haben. Weit gefehlt!

In einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung vom 18. Juli wird konstatiert, "dass erstmals ein Schwarzer im Weißen Haus regiert". Dieses Sprachbild auf niedrigstem Niveau behauptet also, Obama sei "ein Schwarzer".

Doch was ist der Sohn eines Vaters aus Kenia und einer Mutter aus Kansas, wenn der Vater eine dunklere und die Mutter eine hellere Hautfarbe hatten? Ein Mensch zunächst und im konkreten Fall auch ein US-Bürger.

Dass seine Hautfarbe thematisiert wird, ist grundsätzlich nicht zu beanstanden. Obama ist Präsident eines Landes, in dem erst 1964 die sogenannte Rassentrennung gesetzlich verboten wurde. Obamas Eltern, die 1961 auf Hawaii heirateten, hätten dies in einigen anderen Bundesstaaten der USA nicht tun dürfen. Insofern war es selbstverständlich berichtenswert, dass ein US-Amerikaner mit einem Vater afrikanischer Herkunft ins höchste Staatsamt gewählt wurde.

Die Frage ist allerdings, wie diese Berichterstattung gestaltet wird. Im englischen Sprachraum ist es eher unüblich, Obama als "schwarz" zu bezeichnen. Wenn die unterschiedliche Herkunft seiner Eltern thematisiert wird, ist von ihm meist als "afroamerikanisch" die Rede - und dies in der Regel nur in Zusammenhängen, in denen es relevant ist.

Im deutschsprachigen Raum verhält sich die Presse vielfach anders. "Wer, wenn nicht ein schwarzer US-Präsident, könnte Afrikaner zum Kampf gegen Korruption und Tyrannei aufrufen?", fragte ein Kommentator des Kölner Stadt-Anzeigers am 13. Juli. Vielleicht einer der vielen demokratisch gewählten Präsidenten eines afrikanischen Landes? Genauso gut hätte der Kommentator auch schreiben können: "Wer, wenn nicht ein Neger mit einem richtig wichtigen Amt in der westlichen Welt, könnte seinen Mitnegern in Afrika ins Gewissen reden?"

Eine Überschrift wie "Schwarz ist die Hoffnung" zu formulieren (Focus 5/2007) oder vom "ersten Afrika-Besuch des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Juli 2009) zu schreiben ist bestenfalls unreflektiert, im Grunde ist es dumm. Denn Obamas Wahlkampf hatte "Züge einer integrativen, Spaltungen abschwächenden Zivilisierungskampagne", wie der Wissenschaftler Hans-Peter Waldhoff zu Recht betont. Obama ging es nie um Herkunft, sondern um Zukunft.

ZUM AUTOR

Sebastian Edathy ist Sozialwissenschaftler und seit 1998 direkt gewählter SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Nienburg II-Schaumburg (Niedersachsen). Seit 2005 ist er Vorsitzender des Innenausschusses.

Am 15. Januar 2007 veröffentlichte die vom Deutschen Bundestag herausgegebene Zeitung Das Parlament einen Artikel über Bundestagsabgeordnete mit Migrationshintergrund. Meine Mutter war eine gebürtige Mecklenburgerin, mein Vater ein gebürtiger Inder, geboren wurde ich 1969 in Deutschland. In dem Artikel wurde ich freilich zum "indischstämmigen Vorsitzenden des Innenausschusses".

"Indischstämmig" war, akzeptiert man den Begriff, mein Vater. Meine indischen Verwandten in Indien sind nicht indischstämmig, sondern Inderinnen und Inder. Meine deutschen Verwandten in Deutschland sind nicht deutschstämmig, sondern Deutsche, das galt auch für meine Mutter. Was macht mich, der ich hier geboren wurde, "indischstämmig"? Was macht einen Präsidenten der USA, der Eltern unterschiedlicher Hautfarbe hatte, zu einem "Schwarzen"?

Banalität des Rassismus

Ein Mangel an Reflexion! Und die Tatsache, dass es heute immer noch nicht ungewöhnlich ist, Menschen aufgrund ihrer phänotypischen Erscheinung zu sortieren. Der Migrationsforscher Mark Terkessidis nennt dies "die Banalität des Rassismus".

Die Zahl der Treffer im deutschsprachigen Internet für die Begriffe "schwarz, Präsident, Obama" liegt bei 70 Millionen, die Kombination "afroamerikanisch, Präsident, Obama" bei 7.000. Der Grund für dieses Ergebnis dürfte vor allem daran liegen, dass vor dem Hintergrund der Nürnberger "Rassegesetze" in diesem Land bei ethnischen Kategorisierungen eine begründete Zurückhaltung besteht.

Mit Blick auf Obama von einem "Halbschwarzen" zu schreiben verbietet sich offenkundig, wobei - Malcolm X hatte so unrecht nicht - der Begriff des "Halbweißen" vielen hiesigen Journalisten noch schwerer aus der Feder fließen dürfte.

Was also tun im deutschsprachigen Medienraum, wenn man die Hautfarbe des Präsidenten der USA ansprechen, aber vermeintlich nicht rassistisch sein will? Man macht ihn zum "Schwarzen", was erst recht rassistisch und objektiv so falsch ist, wie ihn als "Weißen" zu bezeichnen.

Der große deutsche Soziologe Norbert Elias hätte diesen Vorgang als Beispiel für eine "Pars-pro-toto-Verzerrung" sicherlich mit Interesse verfolgt: Man nimmt eines von vielen, zudem äußerlichen Merkmalen eines Menschen, unabhängig von seiner Relevanz, und erklärt dies für maßgeblich.

Identität ist ein individuelles Produkt. Von außen einem Menschen eine Identität zuzuweisen ist immer problematisch. Unsäglich wird es, wenn - und dann noch verzerrt - ein Mensch auf ein Merkmal reduziert oder von diesem das Wesen seines Seins abgeleitet wird.

Barack Obama ist nicht "schwarz". Das Wort "Mischling" verwendet man in Deutschland aber seit 1945 nicht mehr. Dafür gibt es gute Gründe, die besseren liegen nicht in der Historie, sondern in der Sache: Es gibt keinen pauschalen Grund, über die Farbe einer Haut zu schreiben.

Tut man es aber doch, ist Obama so wenig "schwarz" wie ich "indischstämmig". Da ist mir offener Rassismus fast lieber. "Zebra", wurde mir von einem betrunkenen Mitbürger zugerufen, als ich vor wenigen Tagen in meinem Wahlkreis ein Schützenfest besuchte. Das war wenigstens ehrlich. Der Mann schien zu wissen, was er sagte. Aber nicht alle Journalisten scheinen zu wissen, was sie schreiben.

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35 Kommentare

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  • E
    Elsbeth

    Endlich ein Artikel über Obama und seine angeblich "schwarze" Identität, die den Nagel auf den Kopf trifft! Sehr schön geschrieben, gut argumentiert. Und das Zitat von Malcolm X als Einstieg, das schon so viel aussagt über die bis heute vorherrschende Wahrnehmung von Menschen mit "one drop of black blood (ich würde dies auch auf jedes sichtbar andere "Blut" ausweiten), nicht nur in Deutschland. Dass Herr Edathy weiss, wovon er spricht, zeigt nicht nur sein Verweis auf seine eigene Fremdwahrnehmung als "indischstämmig, sondern der ganzte Artikel. Bitte mehr von dieser Art!!

  • V
    vic

    In Nelson Mandelas Biografie war zu lesen, dass im alten rassistischen Südafrika in drei Kategorien eingeteilt wurde:

    White, Coloured und Black.

    Wie einer behandelt wurde war von dieser Einordnung abhängig.

    Es war, zumindest im alten RSA, eine rassistische Einordnung.

  • L
    LeC

    Naja, dann hängen wir uns halt am Wort Rassist auf...

     

    ist eh viel einfacher, dann muss man sich nicht mit der eigentlichen Message befassen!

  • L
    lapreuvepartrois

    Wenn jemand, der jemanden mit dunkler Hautfarbe als schwarz bezichnet, bereits ein Rassist ist, dann bin ich Rassist. So übrigens wahrscheinlich 99 v.H. der Deutschen Bevölkerung. Und nun wundern Sie sich nocheinmal, warum die NPD manchmal viele Stimmen bekommt.

     

    Nur mal so als Tip: Wenn man selber Rassist ist, fällt es einem viel leichter, einen zu wählen.

  • A
    anke

    Kinder berühmter Eltern kennen das Problem: Sie sind immer der Sohn oder die Tochter von X. Nun kann man diejenigen, die Söhne und Töchter zu aller erst an ihren Eltern erkennen, gewiss nicht in jedem Fall als Rassisten bezeichnen. Ärgerlich bleibt das Phänomen aber allemal. Vor allem aber bleibt es zutiefst menschlich: "Beweise uns was!" Ob man dieser Aufforderung nachkommen will, ist natürlich eine freie Entscheidung. Das Publikum jedoch hat ebenfalls gewisse Rechte. Das Recht zur Interpretation zum Beispiel. Wenn der Sohn oder die Tochter von X also behaupten darf, alle Welt würde ihn oder sie ausschließlich am Vater oder an der Mutter erkennen, möchte ich gern erklärt haben, wie er oder sie dieses Recht zu begründen gedenkt. Ich persönlich habe jedenfalls nicht vor, jedem schon vorab zu beweisen, dass ich KEIN Rassist bin, in dem ich mich farbenblind stelle. Sollen sie mich doch kennen lernen, die Weißen, die Schwarzen, die Gelben, die Braunen und die Karierten, wenn sie herausfinden wollen, wer oder was ich wirklich bin! Auf die, die es schon zu wissen meinen, kann ich gut verzichten. Bin schließlich kein Bundespolitiker und will auch keiner werden. Schlimm, gel?

  • A
    Anna

    Afroamerikanisch ist aber auch falsch.

    Es müßte dann heißen afroeuroamerikanisch.

    Der Begriff "Afroamerikanisch" unterstellt, dass mit dem Begriff "amerikanisch" dann automatisch die schwach pigmentierten EuropäerInnen gemeint sein müssen.

    Das ist in jedem Fall sachlich unrichtig.

  • D
    don

    Super Beitrag! Mehr davon in deutschen Medien!

     

    @ingo:

     

    1. Weil Obama seine Hautfarbe genutzt haben soll, darf man rassistisch sein? Hä? Was für eine Logik.

    2. "Farbige" sagt man auch nicht (mehr dazu: http://www.derbraunemob.de/shared/download/warum_keine_farbigen.pdf)

  • S
    Shrike

    Ich denke, dass Herr Edathy bei diesem Thema etwas empfindlich ist.

    Warum wird Obama als Schwarzer betrachtet ?

    Weil er dunkelhäutig ist und sein Vater Afrikaner ist.

    Wo ist das Problem ?

    Der gängige Sprachgebrauch bezeichnet in der Regel nur solche als Weiss, die auch wirklich so aussehen wie hellhäutige Europäer.

    Natürlich könnte man Obama auch "Mischling", "Mulatte" etc. nennen, je nachdem, was als angebracht gilt (die beiden letzten Begriffe aber wahrscheinlich eben nicht).

     

    Edathy schreibt:

    "Ein Mensch zunächst..."

    Diese Sichtweise wird immer wieder von linker Seite gefordert, ich halte das allerdings für realitätsfern.

     

    Natürlich ist Obama ein Mensch wie wir alle, aber was nützt uns diese banale, oberflächliche Erkenntnis ?

    Ja wir sind alle Menschen.

    Ui, gleich fall` ich vom Stuhl. Ist ja riesig.

     

    Über praktisch alle Menschen gibt es durchais konkreteres zu berichten und bei fast allem davon hätte sich Edathy nicht beschwert.

    Gerade ungewöhnliches gilt oft als "bemerkenswert".

     

    Und so kam es eben auch, dass Herr Edathy als "indischstämmig" bezeichnet wird/wurde.

    Mann nennt ihn so, weil er zur Hälfte indischstämmig ist. Dass er auch zur Hälfte deutschstämmig ist, stimmt zwar, aber man neigt oft dazu, herausstechende Merkmale zu beschreiben (etwa die eher ausländische Hälfte) und in 1000 anderen Zusammenhängen hätte dies auch niemand beanstandet, nur hier gilt es gar als rassistisch.

     

    In Indien wäre er dann womöglich "Halbdeutscher".

    Wären die Inder damit rassistisch ?

     

    Man kanns auch übertreiben, finde ich.

     

    Dass äußerliche Unterschiede auch wahrgenommen werden, gilt bei Edathy und Terkessidis gleich als "Rassismus".

     

    Aber wenn man den Rassismusbegriff derart auswalzt, stellt man die, die etwa den Unterschied zwischen zwei Hautfarben auch wahrnehmen, sprachlich auf eine Stufe mit den Anhängern diverser nazistischer Rassenlehren und mit hasserfüllten Fanatikern.

     

    Mich jedenfalls interessiert der Vorwurf des Rassismus dann irgendwann nicht mehr.

    Zumal ja andere bestimmen, was als Rassismus zu gelten hat.

     

    Der Rassismusbegriff ist daher allmählich problematisch, weil er eben einerseits unscharf und oft von links definiert ist und andererseits einen Vorwurf von beträchtlichem Potential darstellt, der durchaus gesellschaftliche Ächtung bedeuten kann.

     

    Rassisten sind ja böse, so wollen wir alle nicht sein, aber was Rassismus ist, bestimmen andere und (seien wir ehrlich) gerade Migranten wie Edathy haben es leichter mit dem Rassismusvorwurf an andere und zugleich mit der Deutungshoheit über den Begriff an sich.

     

    Zum Vergleich:

    Würde man den Sexismusbegiff derart ausdehnen, wären bald alle sexitisch, die nicht bisexuell oder pansexuell sind.

    Die pure Wahnehmung der Geschlechter wäre dann bereits Sexismus.

     

    Ist all das sinnvoll ?

     

    Edathy schreibt:

    "Man nimmt eines von vielen, zudem äußerlichen Merkmalen eines Menschen, unabhängig von seiner Relevanz, und erklärt dies für maßgeblich."

     

    Jein.

    Maßgeblich in Sachen ethnischer Einordnung ?

    Wohl schon.

    Maßgeblich zur Beurteilung seiner Qualitäten als Politiker ?

    Eher weniger.

     

    Edathy weiter:

    "Identität ist ein individuelles Produkt. Von außen einem Menschen eine Identität zuzuweisen ist immer problematisch."

     

    Es gibt durchaus gruppenbezogene Identitäten und auch hier hätte sich in 1000 anderen Fällen keiner aufgeregt (z.B. Zuordnung zur Gruppe der Frühaufsteher oder Mozartfans).

     

    Und man bedenke auch:

    Wenn sich Leute eine bestimmte Identität nach gewissen Kriterien zuschreiben, impliziert dies meist auch indirekt eine Beurteilung der anderen gemessen an dieser Identität.

     

    Wenn also etwa hierzulande Deutschstämmige sich als deutsch wahrnehmen, kategorisiert dies die anderen auch indirekt als in dieser Hinsicht nicht-deutsch.

     

    Dies jedoch ist kein falscher Rassimus sondern wieder ganz normal, was erkennbar wird, wenn man sich wieder die von mir oft erwähnten 1000 anderen Fälle ins Gedächnis ruft.

     

    Wir sind nunmal von unüberschaubar vielen Individuen umgeben, die allermeisten werden wir nie kennenlernen.

    Dass man da kategorisiert, ist normal, es geht ab einem gewissen Punkt gar nicht anders und in besagten 1000 Fällen regt sich keiner darüber auf.

     

    Es hat eben auch historische Gründe, dass sich Leute wie Edathy und Terkessisids an der Wahnehmung und Erwähnung der Hautfarbe/Abstammung so sehr stören, während sie bei einer Erwähnung des Lieblingssportes oder der Schlafgewohnheiten nichts gesagt hätten.

  • O
    Oliver

    mensch, was für ein klasse Artikel! Ich kann da wahrscheinlich für alle Deutschen Migrationsmerkmalträger sprechen: So ein Artikel war überfällig!

    Es häufen sich hier nur leider wieder die Kommentare all der komplexbeladenen Rassisten und Antirassisten - das Thema hat doch nichts mit einer vermeintlich Über-Korrektheit von uns Deutschen zu tun. Es geht doch nicht um das Wort „Schwarz“, sondern um die unreflektierte Redeweise.

    Natürlich ist da der amerikanische Sprachgebrauch aufgrund der 1960er Jahre umsichtiger. Ich persönlich glaube jedoch, dass die westliche Welt es gewöhnt ist in Stigmata zu denken, es gerade zu braucht (das wurde hier auch schon ein paar Mal angerissen). Dazu kommt noch die Faulheit der Menschen ihre Umwelt differenzierter zu betrachten. Ein Haus, ist ein Haus, ist ein Haus…jedes andere Verständnis wäre zu aufwendig. Naja, diese Leute kann man nur stetig darauf hinweisen und hoffen, dass ihnen irgendwann ein Licht aufgeht. Bis dahin fahren sie sicherlich noch ein paar Mal, völlig weltoffen und aufgeschlossen, in den Urlaub, nach Afrika zu den Afrikanern.

  • H
    hessebub

    In diesem Projekt der Uni Harvard kann man sich auf unbewussten Rassismus (und anderes) testen:

    https://implicit.harvard.edu/implicit/demo/takeatest.html

     

    Ich bin immer wieder überrascht, wie vielen Studierenden in meinen Seminaren die Schuppen von den Augen fallen, wenn sie lernen, dass "Rasse" eine von der Biologie längst verworfene ideologische Konstruktion des 19. Jahrhunderts ist. Warum ist so etwas nicht Kernthema in der Schule, wenn es um Genetik geht?

  • W
    Whitey

    Wer Kritik vorbringt, so wie der Autor, der sollte auch einen praktikablen Lösungsvorschlag bieten. Den sehe ich in dem Artikel aber nicht. Wenn man Obama nur als "Afroamerikaner" bezeichnen darf, dann heißt das ja, dass man seine Hautfarbe nicht näher beschreiben darf. Wenn die Political Correctness es nicht verbieten würde, könnte man ihn einfach als Mulatten bezeichnen. Tut sie aber, deshalb wird er wohl auch so oft fälschlich als "Schwarzer" beschrieben.

    Das ist das Problem mit der Political Correctness. Die Sprachpolizei setzt nicht an den Wurzeln der Probleme an, sondern hilft mit, sie zu vernebeln und verdecken. (Das Problem ist der Rassismus und die Diskriminierung von Schwarzen, Mulatten, Hispanos etc.)

  • HL
    Horst Lotzgeselle

    wie genau sollen denn journalisten auf ethnische und äußerliche unterscheide eingehen? sollen sie ganz damit aufhören?

     

    wenn jemand darauf hinweist, dass jemand ein bisschen anders ist als der durchschnitt oder die mehrheit, bedeutet das dann automatisch das der-/diejenige schlecht ist?

     

    ich stimme maik zu: als ich in der karibik war, nannten mich alle, die mich nicht kannten "whitie". da muss man durch, wenn man sich vom rest relativ deutlich unterscheidet.

     

    leute nach ihren äußerlichen merkmalen zu sortieren, ist die normalste sache auf der welt. alle machen das.

    rassismus ist es aber nur, wenn man menschen auf grund ihrer "rassischen" zugehörigkeit irgendwelche eigenschaften (positive oder negative) zuschreibt. alles andere weicht den begriff des rassismus auf und macht ihn auf lange sicht unbrauchbar, weil ohne bedeutung.

     

    wenn edathy offener rassismus lieber ist als das, worüber er sich erregt, muss er einfach nur so weiter machen und alle vor den kopf stoßen, die keine lust haben 24 tunden am tag pc zu sein- auch wenn sie keine richtigen rassisten sind.

  • D
    dieter

    edathys artikel ignoriert die schlichte tatsache, dass obamas wahl zum präsidenten der usa für schwarze menschen überall auf der welt eine enorme bedeutung entfaltet. insofern ist er vielleicht tatsächlich ausdruck einer speziell deutschen und auf sich bezogenen befindlichkeit.

     

    aus anderer perspektive bedeutet die thematisierung und generalisierung obamas hautfarbe keinesfalls eine prinzipiell rassistische kategorisierung, vielmehr ist sie ausdruck eines neu gewonnen schwarzen selbstbewusstseins, das nicht nur in den medien, sondern auch in deutschen städten sicht- und hörbar wird (black man in the white house: http://www.youtube.com/watch?v=_9Dlkv9GgXY).

     

    und das ist aus historischer perspektive zunächst ebenso verständlich wie konsequent. .

  • C
    chramb80

    Hmm...

     

    Ich habe letzte Woche noch eine Biographie über Präsident Obama gesehen. Seine Frau hat da aber sehr nachdrücklich betont das ihr Mann ein Schwarzer sei.

     

    Obama hat sehr darum gekämpft als "echter" Afro-Amerikaner wahrgenommen zu werden.

  • IW
    Ian Ward

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    Also ich weiss nicht welche englischsprachigen Publikationen der Autor liest aber in denen die ich lese wird "African-American oder Black immer wieder benutzt. Und ich weiss das in einem US Amerikanischen Zusammenhang Barack Obama eindeutig Black ist. Ob das einem einem Bundestagsabgeordneten indische Herkunft gefällt oder nicht

  • TR
    Thomas R. Koll

    Das interessante an den USA ist ja dass schon seit Jahrzehnten jeder für sich selbst angeben darf welcher Rasse, Minderheit oder wie auch immer man es übersetzen will, er angehört. Michael Jackson sah sich dann wahrscheinlich als Weißer und viele Mischlinge die schwarze, weiße und hispanics als Vorfahren haben können dann ganz nach Belieben wählen.

     

    Die Sache mit Afrika, nun die beste Lösung wäre es dem Kontinent mehr Freiheit zu lassen und dass sich die Industriestaaten fern halten. Die afrikanischen Machthaber haben, selbst wenn sie den festen Willen haben kaum die Macht gegen Exportsubventionen der reichen Länder vorzugehen oder gegen die europäischen Fischfangflotten vor den Küsten Somalias und Westafrika. Ein US-Präsident hat auch in Afrika mehr Gewicht als alle afrikanischen Präsidenten zusammen.

     

    Note bene: Es gibt sicher ein paar Titelseiten aus dem November '60 mit dem ersten katholischen Präsidenten im Weißen Haus.

  • P
    Prez

    Ich sehe diesen Artikel sehr zwiespältig:

    Einerseits wird von den Medien tatsächlich die Hautfarbe von Menschen häufug thematisiert, ohne trifftigen Grund.

    Andererseits ist es manchaml wichtig, die Herkunft eines Menschen zu benennen. Obama hat sich in einer mehrheitlich "Weißen" Gesellschaft gegen "Weiße" Mitbewerber und Kandidaten durchgesetzt. Er stammt von Vorfahren ab, die in dem Land in dem er Präsidant ist, von "Weißen" versklavt wurden.

    In diesem Sinne ist es durchaus in Ordnung seine Hautfarbe im positiven Sinne zu benennen.

    Was aber nicht in Ordnung ist, wenn man jede seiner politischen Handlungen ständig mit seiner HAutfarbe in Verbindung bringt, nach dem Motto: "Schwarzer US Präsident besucht Schwarzen Kontinent!"

    So etwas finde ich absolut unreflektiert und überflüssig. Und hier muß ich Herrn Edathy zu 100% recht geben.

    Aber alles in allem ein sehr guter und aufschlußreicher Artikel von Herrn Edathy.

  • B
    birgit

    Ein sehr starker Kommentar! Finde den gesamten Beitrag klasse, aber diese Frage: "Vielleicht einer der vielen demokratisch gewählten Präsidenten eines afrikanischen Landes?" fand ich besonders gut. Irgendwie naheliegend und logisch, komisch das so etwas nicht einfach mal ganz selbstverständlich in Betracht gezogen wird. Ein wirklich sehr guter Beitrag (vor allem da ich Schubladendenken nicht nur nicht mag, sondern um ehrlich zu sein auch gar nicht wirklich kann), der es einem ermöglicht, die Welt auch einmal mit den Augen eines anderen Menschen zu sehen. Vielen Dank dafür!

  • PU
    Politisch unkorrekt

    Ein Artikel, der sich in über-überpolitischer Korrektheit übt. Dann reden wir doch einmal über den so gern genommenen Euphemismus "Migrationshintergrund". Welch Quatsch: Migranten sind Menschen, die kommen und gehen, die meisten aber, die als "mit Migrationshintergrund" bezeichnet werden, sind Menschen, die kommen, und bleiben wollen (nichts dagegen). Es sind Leute mit IMmigrationshintergrund. Aber es ist politisch unkorrekt, das zu sagen.Im Übrigen: damit sind meistens nicht Halbschweizer oder Halbschweden gemeint.

  • KB
    Karin bryant

    Diese Debatte ist ziemlich unehrlich.Denn ich erlebe nur zu oft dass besonders in USA Schwarze darauf pochen dass man sie als Schwarze oder P.C. afro-americans bezeichnet besonders wenn es was zu verteilen gibt.

    Dabei sind die in den USA lebenden Schwarzen meistens braun,weil oft gemischt.

  • A
    Anja

    Die Tagesthemen bezeichneten Obama sogar kürzlich als "Schwarzafrikaner". O-Ton:

     

    "Auch, wenn Michael Jacksons Haut immer bleicher wurde, dass einmal ein Schwarzer der größte Popstar aller Zeiten sein würde, hätten viele im Amerika der Rassenunruhen, als Jackson geboren wurde, noch nicht geglaubt. Mittlerweile sitzt ein Schwarzafrikaner sogar im Weißen Haus in Washington und empfängt Regierungschefs aus aller Welt."

     

    Nachzusehen ab Minute 5:53 im Tagesthemen-Archiv, Sendung vom 26.6.2009

     

    http://shripsinn.blogspot.com/2009/06/black-or-white.html

  • I
    ingo

    Ist das nicht ein bischen zu aufgeregt, wiederum einmal mehr zu korrekt, zu deutsch?

    Hat Obama die Karte der Hautfarbe im Wahlkampf etwa nicht gespielt?

    Waren angesichts Obamas Wahl die Mehrzahl der Bilder von CNN und NBC nicht die von jubelnden Farbigen?

    Nicht das einzelne Wort selbst, sondern das vermittelte Gefühl von Wort- und Bildbeiträgen kann gefährlich werden.

  • S
    Schmidt

    danke für diesen sehr guten und wichtigen artikel. ich würde gerne etwas anmerken, nämlich

    als ich letztlich auf einem konzert war, sagte ich zu meiner begleitung: "cool, eine band nur mit frauen!" meine begleitung war empört, es geht ja schließlich um die musik und nicht um das geschlecht. mir ging es auch um die musik, aber mal soziologisch gesehen ist es doch so, dass es viel weniger musikerinnen gibt als musiker. da es nicht daran liegen kann, dass frauen von geburt an schlechter musizieren, muss es dafür gesellschaftliche gründe geben, die dafür sorgen, dass frauen eher nicht musikerinnen werden. deswegen sticht es mir ins auge auf einem konzert, wenn ich musikerinnen sehe und ich denke, wow, die frauen haben sicherlich einige hürden genommen, um das zu erreichen. ich finde das bemerkenswert. aber damit wollte ich nie sexistisch sein.

    vielleicht ist es mit der erwähnung der hautfarbe und herkunft in deutschen medien ähnlich. dahinter verbirgt sich vielleich keine rassistische absicht, sondern eher die hervorhebung eines besonderen gesellschaftlichen Umstands, nämlich dass jemand mit einer nicht weißen hautfarbe eine machtvolle position erreicht, was rein statistisch gesehen seltener vorkommt als bei jemandem mit weißer hautfarbe. also sind vielleicht nicht die medien diskriminierend, sondern in der sprache der medien äußern sich die gesellschaftlichen verhältnisse, die diskriminierend sind.

  • M
    Maik

    Wenn ich in Afrika ins Cafe gehe, bin ich 'der Weiße' und falle auf. Sind die Afrikaner, die mich so sehen, Rassisten? Übertreibt's nicht mit dem überholenden, vermeintlichen Gutmenschsein.

  • EA
    Eddi aus Bremen

    Wenn man das Verhalten und das Auftreten von Edathy mal über eine längere Zeit beobachtet, kommt man zu der Überzeugung, dass er einfach nur Komplexe und persönliche Instabilitäten hat. Jetzt vergleicht er sich schon mit Obama. Er möchte halt auch gern ein Messias sein.

  • F
    F.d.K'89

    ""Indischstämmig" war, akzeptiert man den Begriff, mein Vater. Meine indischen Verwandten in Indien sind nicht indischstämmig, sondern Inderinnen und Inder. Meine deutschen Verwandten in Deutschland sind nicht deutschstämmig, sondern Deutsche, das galt auch für meine Mutter. Was macht mich, der ich hier geboren wurde, "indischstämmig"? Was macht einen Präsidenten der USA, der Eltern unterschiedlicher Hautfarbe hatte, zu einem "Schwarzen"?"

     

    Ich kann Sebastian Edathy ganz gut verstehen.

    Ich selber bin, wenn man nach dem Blut geht, halb Araber, viertel Deutsch und viertel Rumäner.

     

    Trotzdem beschränken sich alle auf F.d.K, der kleine (1,80m große) Araber. F.d.K der (dem envangelischen Glauben angehörige) Terrorist von Al-Qaida. Und all diese Übertreibungen sind natürlich "nur Spaß" und kein (auch von der Mainstream-Presse provozierten) Schubladendenken.

     

    Das lustige ist aber, dass ich, wenn ich mich in einem arabischen Land aufhalte als Deutscher bezeichnet werde, was v.a. daran liegt dass ich leider kein Arabisch sprechen kann und auch kulturell, v.a. mit dem arabischen Golf, nicht viel mit der dortigen Gesellschaft gemein habe.

     

    Ich will damit nicht von meinen Mitmenschen nur als Deutscher gesehen werden, denn meine Wurzeln kann und will ich auch nicht verleugnen, aber es wäre viel besser wenn man mich nicht mit falschen Klisches identifiziert.

  • D
    drp

    Ein gelungener Beitrag, Herr Edathy, ich empfehle Wiedervorlage: Durban III!

  • D
    darwin

    wurde bei bush darauf hingewiesen das er zu x % schwarz ist, da nach dem heutigen stand des wissens seine vorfahren aus afrika ausgewandert sind?

    bewuste und unterbewuste separierung in „die“ und „wir“, wie zb. bei: mein freund ist ausländer! Warum nicht einfach mein freund ist: christian, achmed, david oder odin…

    nun es ist der glaube der in uns weiter lebt, das es verschiedene menschliche rassen gäbe.

  • V
    vic

    Auch mir sticht das ins Auge, immer wenn ich derartige Texte sehe.

    Wir werden das Farbendenken wohl nie aus den Köpfen kriegen.

    Aber wenn schon, dann sollten wir uns sagen lassen: Wir Deutschen sind genau genommen Kaukasier, oder schlimmstenfalls aber korrekt - Arier.

    Dabei sind wir doch alle nur Menschen, verdammt.

  • T
    Traumzauberbär

    Die Stimme der Vernunft (gründliche Analyse und Ableitung von Erkenntnsissen). Danke sehr.

     

    Das ist kein sarkastischer Beitrag. Ich finde, als einer der wenigen Journalisten, die mensch heutzutage zu lesen bekommt, ist der Autor des Artikels (endlich) zu dem vorgedrungen, was es m.E. zu erkennen gilt: die Kopplung von Merkmalen von Menschen mit irgendwelchen Eigenschaften, so, das im Kopf der Lesenden eine Bewertung entsteht, ist rassistisch. Schade, dass dies (selbst von Menschen, die sich selbst explizit als nichtrassistisch bewerten) nur selten vermieden wird...

     

    Nochmals vielen Dank dafür. Solche Artikel machen, dass meine Seele und mein Geist wieder Mut schöpfen.

  • M
    malina

    Sehr gut! Auf so einen Artikel warte ich schon lange!

  • U
    UweRietmöller

    In diesem Fall, Herr Edathy, bin ich ausnahmsweise Ihrer Meinung.

    Fragt sich nur, wie ernst es Ihnen damit ist. Denn es sind doch genau Ihre Unterstützer, die Sie hier kritisieren. Obama war und ist der Messias für den rassistischen Mob, d.h. die rot-grüne Schickeria.

    Von jedem neuen Minister wurde die rassische Wurzel offengelegt. "Estmalig ein dreifünftel X als Minister für... ernannt" "Erstmalig ein Halb-Y als Minister ..." - das war der Tenor in ALLEN Medien.

    Und antirassistische Leserbriefe wurden auf den Online-Leserbriefseiten nicht zugelassen (kann ich notfalls beweisen).

    .

    Jedenfalls werden wir verfolgen, ob wenigstens die taz ihren rassistischen Impetus aufgeben und in Zukunft darauf verzichten wird, dunkle Haus als Qualifizierungsmerkmal zu bewerben.

  • A
    anke

    Oh doch! Einen solchen pauschalen Grund gibt es: das schlechte Gewissen. Genauer: das menschliche Bedürfnis nach Selbstvergewisserung. Der Grund dafür, dass die Farbe seiner Haut, das Geschlecht eines Menschen oder die Herkunft seiner Vorfahren immer wieder Gegenstand öffentlicher Betrachtung werden, besteht natürlich nicht darin, dass diese Details tatsächlich von Bedeutung wären für die Beurteilung einer Leistungsfähigkeit. Es ist nur so, dass die Mitglieder westlicher Gesellschaften sich diesen Umstand seit Jahrzehnten immer wieder gegenseitig bestätigen müssen. So, wie man sich früher einig sein wollte, dass eine Frau "es" einfach nicht kann, so will man sich heute einig sein: "Yes, she can!" Der Satz: "Obama ist der erste schwarz Präsident in der Geschichte der USA" meint im Grunde etwas anderes. Eigentlich meint er: "Die US-Amerikaner sind mehrheitlich keine Rassisten (mehr), und zwar schon so lange, dass inzwischen auch Schwarze die Chance hatten, im Schoße der Gemeinschaft zum US-Präsidenten heranzureifen." Dass dieser Schluss schon deshalb ein ziemlich kühner ist, weil längst nicht jeder Amerikaner mit brauner Haut ein Obama ist, stört weder die US-Amerikaner selbst, noch stört es die deutschen Journalisten. Man ist einfach froh, den ultimativen Beweis erbracht zu haben. Ganz sicher war man sich ja schließlich nicht...

  • I
    Irene

    Es ist doch auch die taz, die ständig auf die Herkunft von Menschen verweist. Da muss beim Hessen Mark Medlock ein afrokaribischer Hintergrund erwähnt werden, ein schwäbischer Richter wird auf seinen indischen Vater reduziert usw. usw.

  • T
    thomsen

    Danke, endlich sagts mal jemand laut!

     

    Auch unter vermeintlich "Progressiven" gibt's eben Rassisten.

     

    Was Barack Obama angeht, so ist er einfach ein Amerikaner, dessen Vater aus Kenia stammt. Punkt.

     

    Irgendwann wird vielleicht noch jemand kommen, der die ganze verquaste Begrifflichkeit von "Migrationshintergrund" bis "Integrations-Debatte" als dummes Gequatsche entlarvt.