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Debatte Frauen in SpitzenjobsOccupy die Aufsichtsräte

Kommentar von Monika Schulz-Strelow

Die deutsche Politik hat wieder verhindert, dass auch Frauen Spitzenpositionen einnehmen. Es ist daher notwendiger denn je, parteiübergreifend den Druck zu erhöhen.

Drei Frauen streiten sich um die Frauenquote: Doch wo bleibt der Wirtschaftsminister? Bild: dpa

N och nie hat ein Gipfelgespräch zur Förderung der Chancengleichheit in der Führungsspitze deutscher Unternehmen eine solche mediale Aufmerksamkeit erhalten. Die "Tagesthemen" und "heute journal" widmeten dem Zusammentreffen der drei Bundesministerinnen mit den Personalvorständen der DAX-30-Konzerne in dieser Woche jeweils knapp 10 Minuten ihrer Berichterstattung. Und die waren auch notwendig, um zu zeigen, warum der Gipfel ein "Riesenerfolg" für alle Beteiligten gewesen sein soll.

Der am 17.10. vorgelegte Katalog der unterschiedlichen Selbstverpflichtungen zeigt zwar das Bemühen der meisten der DAX-30-Konzerne, auf der Basis freiwilliger interner Regelungen mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Doch die Aufsichtsrats- und Vorstandsebene wurden komplett ausgeklammert. Damit fallen deutsche Firmen insgesamt hinter die Planziele zurück, die zumindest einige Konzerne längst im Rahmen der Entsprechenserklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex kommuniziert hatten. Was BMW-Personalvorstand Harald Krüger als "europaweit einzigartige" Initiative preist, ist aus der Sicht engagierter Frauen vor allem eins: einzigartig enttäuschend.

Bemerkenswert ist allenfalls, dass die erfolglose freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft aus dem Jahre 2001 jetzt - 10 Jahre später - nun wenigstens zugunsten von Minimalschritten mit Leben erfüllt wurde. Wie heißt der bekannte Werbeslogan: Es ist nie zu spät. Trotzdem bleibt nur der Trostpreis für die Gleichberechtigung.

Bild: FidAR
DIE AUTORIN

ist Geschäftsführerin der b.international group. Das Unternehmen berät Investoren und begleitet deutsche Unternehmen in Auslandsmärkte. Zudem ist sie Präsidentin von FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e.V.

Wo bleibt der Wirtschaftsminister?

Die Reaktionen der drei von vier in den Prozess involvierten Ministerien konnten unterschiedlicher nicht ausfallen. Aber wo war eigentlich der für das Thema entscheidende Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP)? Auch er müsste wissen, dass gemischte Teams erfolgreicher sind.

Das nun angekündigte Treffen der Minister mit den Aufsichtsratsvorsitzenden wird also spannend, denn dann sprechen die richtigen Ebenen miteinander. Aufsichtsräte besetzen Vorstände und schlagen Aufsichtsratsmitglieder vor. Doch schrauben wir unsere Erwartungen nicht zu hoch. Die frauenfeindliche Realität hierzulande hat uns am Montag kalt erwischt.

Aus meiner Sicht wurde mehr als offensichtlich, dass konkrete Fortschritte nur mit einer gesetzlichen Regelung erreicht werden können. Wenn dies auf Bundesebene nicht gelingt, dann setzen wir auf Brüssel. EU-Kommissarin Viviane Reding hat mit Blick auf die Ergebnisse am Montag zu Recht deutlich gemacht, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge im März 2012 eine europäische Gleichstellungsrichtlinie mit einheitlichen Mindestquoten für Aufsichts- und Verwaltungsräte zu erwarten ist.

Die Nachbarn sind viel weiter

Während in den meisten europäischen Nachbarländern gesetzliche Mindestquoten eingeführt wurden, fällt Deutschland in dieser Frage immer weiter zurück.

Dabei geht es hier nicht "nur" um die im Grundgesetz festgeschriebene Förderung der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. Sondern es geht vor allem um eine bessere Unternehmensführung, um die Tatsache, dass gemischte Teams die Corporate Governance fördern. Und um die Erkenntnis aus zahlreichen repräsentativen Studien, dass Unternehmen mit einem hohen Anteil an Frauen in der Führungsspitze erfolgreicher und rentabler sind. Bessere Unternehmensführung und -kontrolle sowie höhere Rendite liegen auch im ureigensten Interesse der Anleger und Investoren. Und die brauchen Klarheit.

Transparenz für die Verantwortlichen schafft der Women-on-Board-Index von FidAR. Denn dieses Ranking der 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen nach dem Frauenanteil in der Führungsspitze lässt die Zahlen sprechen. Diese Botschaft wird an den Konzernspitzen sehr gut verstanden. Doch dürfen wir uns von den erfreulichen Nominierungen von einzelnen Frauen für Aufsichtsräte und Vorstände in den letzten Monaten nicht blenden lassen. Unter dem Strich sind die Fortschritte marginal.

Seit Jahresbeginn ist der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten der DAX-30-Unternehmen um 2 Prozentpunkte auf 15,6 Prozent, in den Vorständen lediglich um 1,6 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen. Kumuliert liegt der Frauenanteil bei nur 9,7 Prozent (Jahresbeginn 7,9 Prozent). Von einem Durchbruch kann also noch keine Rede sein.

Kristina Schröder muss liefern

Es ist daher notwendiger denn je, den parteiübergreifenden Druck weiter zu erhöhen, um eine gesetzliche Mindestquote für Frauen in Aufsichtsräten durchzusetzen. Und diese muss für alle börsennotierten, mitbestimmungspflichtigen und öffentlichen Unternehmen gleichermaßen gelten. Es geht uns dabei nicht um die Quote, es geht um Veränderungen in der Wirtschaft und Gesellschaft, die mit dem Wegbeschleuniger Quote in überschaubaren Zeiträumen angestoßen werden können.

Die Vorschläge, wie in Deutschland mehr Frauen in Führungspositionen kommen können, liegen auf dem Tisch: Die Flexiquote der Bundesfamilienministerin setzt auf freiwillige und flexible Lösungen. Die Bundesarbeitsministerin von der Leyen fordert angesichts der enttäuschenden Ergebnisse der freiwilligen Selbstverpflichtung eine gesetzlich verbindliche Quote von 30 Prozent bis 2018 bzw. 2020. Bündnis 90/Die Grünen und die SPD fordern einen parteiübergreifenden Konsens für eine gesetzliche Mindestquote für Aufsichtsräte.

Es hilft der Sache allerdings nicht, wenn die Diskussionen um Frauen in Führungspositionen von dem Machtgerangel in der Koalition dominiert und weitere Nebelkerzen geworfen werden. Auch die selbst gesetzten Ziele der DAX-30 und die in den Entsprechenserklärungen veröffentlichten Planungen der börsennotierten Unternehmen liegen vor. Doch dies alles reicht nicht aus.

Daher ist es von größter Wichtigkeit, dass Bundesfamilienministerin Kristina Schröder das Gesetz für die Flexiquote noch in diesem Jahr vorlegt, die ausdrücklich auf Aufsichtsräte und Vorstände abzielt. Die Zeit drängt.

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10 Kommentare

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  • K
    Kasper

    Seid 15 Jahren arbeite ich in mittelständigen und grossen Wirtschaftsunternehmen im IT Bereich. Die mittleren und (gerade) führenden Positionen werden in der Regel so gut wie immer von Männern besetzt. Und zwar unabhängig davon, ob sie tatsächlich dafür geeignet sind. Einfach deshalb, weil sie irgendwie passen und natürlich weil sie denen gleichen, die sie anstellen. Männer stellen Männer ein. Wer behauptet, das es bei der Beförderung und Einstellung hauptsächlich um Qualifikation und Können geht, weiss nicht wovon er/sie spricht. Und das schreibe ich als Mann, der davon profitiert.

  • DP
    Daniel Preissler

    @Urlauber

    Wie lange genau waren Sie im Urlaub?

  • H
    Heinrich

    Wie viele der 10.000 erfolgreichsten Unternehmen der Welt wurden eigentlich von Frauen gegründet?

     

    An diesen empirischen Erfolgs-Fakten sollte sich dann auch eine Frauenquote orientieren (so man sie denn für sinnvoll hält).

  • A
    anke

    Wer, zum Geier, hat da behauptet, Frauen wären verbal geschickter?

     

    Ich wünschte wirklich, irgend wer ließe bald mal eine 10-Zentner-Platte auf jeden herunterfallen, der "mehr Druck!" verlangt, ohne zu sagen, wie der im Detail aussehen soll. Bestechung? Erpressung? Waffengewalt? Überzeugen ist ja mit einem derartigen Sprachschatz sicher nicht ganz leicht...

  • P
    Peter

    Wir brauchen unbedingt die Frauenquote. Die Frauenquote muss her. Wir brauchen mehr Frauen in den DAX-Vorständen. Unbedingt. Gemischte Teams sind besser. Das ist bewiesen. Ohne Zweifel. Darum brauchen wir die Frauenquote. Wir brauchen unbedingt eine Quote für Frauen. Unbedingt. Eine Frauenquote. Wir brauchen unbedingt eine Frauenquote. Wir brauchen eine Frauenquote. Unbediingt. Eine frauenquote. Wir barauchen sie, die Frauenquote. Unbedingt. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote. Frauenquote.

  • M
    Marcel

    @Peter Pan:

    Von welchem Souverän sprichst Du denn hier, wenn es erstens eine Quotierung an Sitzen per political correctness gibt und es dann am Thema Frauen eine "parteiübergreifende" Frauenfraktion - wie auch im Artikel beschrieben - gibt?

     

    Welche Frau kann denn hier wählen?

     

    Wenn hier gesagt wird, dass Vorstände usw. mit hohem Frauenanteil in allen kapitalistischen Disziplinen besser sind, welche Frau sollte dann ein Interesse an mehr Frauen in Vorständen haben - außer natürlich die, die es fordern? Noch mehr Hartz IV-

    cofinanzierte Leiharbeit und 400€-Jobs, dafür aber mit Betriebskindergarten?

     

    In Bremen gab es auch derartige Forderungen, wenige Monate später war die Frauenbeauftragte in diversen Vorständen.

    Die Frau wurde dann gefragt, ob sie Senatorin werden wolle, was sie ablehnt. Verantwortung übernehmen, sich Rechtstaatlichkeit unterordnen und Rechenschaft ablegen? Auf gar keinen Fall.

     

    Im Bereich Wirtschaft gibt es hier eine vorwiegend weiblich besetzte Senatsabteilung. Wichtigster erster Schritt: Defacto Einstellungsstopp für Ü30er im gesamten öffentlichen Bereich - mit Ausnahme von Berufsrückkehrerinnen und Migrantinnen natürlich.

    Spart ungemein.

     

    Ich finde ja, dass die Forderung lauten muss: Frauenquote in den Leitungen von Großbetrieben, Parteien usw. auf 100% gesetzlich festlegen, und zwar sofort.

     

    Und dann - u.a. mit occupy - das mit den 2 Fliegen.

     

    Dann und nur dann hat die Entwicklung eines zukunftsfähiges Verhältnisses zwischen den Geschlechtern durch die Leute selbst eine Chance.

  • M
    MarktwirtschaftlerIn

    Gleichberechtigung, Leuchtturmfunktion, Ausstrahlung in die Gesellschaft, alles völlig ok, das sind sinnvolle Zielsetzungen.

     

    Aber soll es ernsthaft Aufgabe des Staates sein, die 30 dicksten AGs per Gesetz "erfolgreicher und rentabler" zu machen?

  • U
    urlauber

    Ich lese immer, dass mehr Frauen in Führungspositionen müssen (am besten gezwungen per Quote) und dann das Wort "Gleichberechtigung". Von was hier die Rede ist, ist doch wohl Frauenberechtigung. Das wäre ein treffender und ehrlicher Begriff. Und dann frage ich mich, warum es nicht um wirkliche Gleichberechtigung geht. Ob Männlein oder Weiblein sollte doch Schnurz sein. Es sollte doch drauf hingearbeitet werden, dass das auschlaggebende Argument Können ist und nicht Geschlecht. Eine Quote erreicht dieses Ziel der Gleichheit in keinster Weise.

  • FN
    frauenfeindlich NeinDanke

    "Aber wo war eigentlich der für das Thema entscheidende Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP)? Auch er müsste wissen, dass gemischte Teams erfolgreicher sind. "

     

    Genau Herr Rössler, schauen Sie mal bitte wie erfolgreich die Bundesregierung ist, in der sogar eine Frau das sagen hat...

     

    Niemand bezweifelt ernsthaft die existenz von representativen Studien zu diesem Thema! Auch ich nicht! Nur warum gemischte Teams besser sind, zeigt keine dieser Studien!!!

     

    Und natürlich sind andere Länder schon viel weiter, z.B. Frankreich, hier gibt es keinen Ehegattenunterhalt nach einer Trennung, was bei Frauen dazu führt das diese als selbständigge Wesen sich dann mehr oder weniger selbständig um ein Auskommen bemühen und ggf. auch selbständig um eine Karriere bemühen. Da sollte Frau mal ansetzen umd was zu bewirken, bei vielen würden sie offene Türen einrennen und garantiert nicht auf frauenfeindlichen Wiederstand stossen, so wie bei den bösen Aufsichtsräten!

  • P
    PeterPan

    Sach mal, wollt Ihr mich veräppeln? Die sind gerade dabei einen jeden von uns mit pro Kopf 25000€ zusätzlichen Schulden zu belasten und Ihr habt nichts besseres zu tun, als mit der Wortschöpfung "Occpy die Aufsichtsräte" die globale Bewegung ins lächerliche zu ziehen. Unser System fährt letztlich aufgrun des Zineszinseffekt vor die Wand, ob die Verantwortlichen dafür über Penis oder Vagina verfügen tut da im Endeffekt überhaupt nichts zur Sache. Nein, gemessen an den globalen Verwerfungen mit denen wir alle es zur Zeit zu tun haben, ist das Thema Frauenquote in Dax-Unternehmen ja geradezu ein Randthema, das nur in den Fokus gerückt wird, um vom Kern der Sache abzulenken und der liegt hier:

    wer hat die Macht über die Geldemission, der gewählt Souverän, Privatinteressen oder eine vierte Säule, die von beidem unbahängig ist aber einer Kontrollinstanz des gewählten Souveräns, also letztlich von uns, unterliegt?