Fein analysiert:
Weil Politiker vom Pokerspiel eben leider so gar keine Ahnung haben und sich peinlich abzocken lassen
Beim Cashgame Pokerspiel geht es ganz ähnlich der Welt an den Finanzmärkten um einen Handel. Man wettet auf die eigenen Chancen und am Ende hat man das Geld am Tisch neu verteilt. Ganz genauso ist es vielfach beim Treiben an den Börsen, wobei ein marginaler Unterschied darin noch liegen könnte, dass man hier durch verschiedene Finanzinstrumente diverse andere Projekte finanziert und fördert, wohingegen beim Pokerspiel maximal Privatleute und ihre private Bankroll unterstützt werden, was selbstverständlich auch nicht nur den Umsatz möglicherweise im nächsten Nachtclub, sondern natürlich auch an der Bar und bei Lamborghini ankurbelt.
Haben also in den USA und anderswo sich vor allem diverse Broker, Immobilienverkäufer etc. die Taschen dadurch vollgemacht, dass sie immer noch hoffnungsvollere Abnehmer finden konnten, denen sie völlig überteuerte Immobilien oder andere Finanzprodukte -meist durch staatliche Kredite finanziert- andrehen konnten, so versuchen Pokerprofis am Pokertisch möglichst Kunden zu finden, die voller Hoffnung hier das große Geld zu machen, nicht verstehen, dass ihr Wissen und ihre Erfahrung nicht ausreicht, und sie dadurch letztendlich auch nur abgeschöpft werden.
Während es beim Pokerspiel zur Natur des Spiels gehört, dass dabei keine neuen Werte erschaffen werden, es nicht wirklich darum geht, innovative Konzepte zu finanzieren oder den Welthandel anzuregen, sondern man einfach nur miteinander ringt, Spaß hat und dafür eben Rake bezahlt, so scheint mir in der Finanzwelt gerade ein viel größeres Pokerspiel im Gang zu sein, dass das gesamte System inzwischen nur massiv schädigt statt Innovationen zu fördern. Findige Finanzprofis haben in den USA erkannt, dass der Staat nach dem 11. September bereit war, die Konjunktur zu stützen und Kredite für den Erwerb von Wohneigentum vor allem für die Unterschicht zu finanzieren. Auch ohne eigenes Kapital konnten so diverse Wohnungen oder Häuser mit staatlichen Krediten erworben werden, und das Risiko schien marginal. Wertsteigerung und steigende Mieten versprachen ein gutes Geschäft, aber jetzt plötzlich, da man erkennen muss, dass man zu hoch gepokert hat, die Immobilienpreise fallen und die Zinsen nicht mehr bezahlt werden können, jetzt steht man da, mit all den faulen Krediten und reibt sich verwundert die Augen. Abgezockt ist man worden. All die Jahre haben die Makler und Kredithaie sich ihr Rake bzw. horrende Vermittlungsprämien auf die sichere Seite gebracht. Jetzt, wo die Blase geplatzt ist, quellen die Bankkonten derer sicher über, wohingegen vor allem der amerikanische Staat und in Folge die Weltwirtschaft in Gefahr läuft, massive Verluste in Kauf nehmen zu müssen.
Meines Erachtens bietet sich hier eine Metapher aus dem Pokerbereich durchaus an, die auch veranschaulichen kann, dass es eine wesentliche Aufgabe der Staaten hätte sein müssen, hier umsichtiger für die eigenen Interessen auch ihrer Bürger zu sorgen.
Die USA hat nach dem 11. September also viele ihrer Bürger massiv mit Geld ausgestattet und sie gestackt, um am Immobilienpokertisch zu zocken. Jetzt einige Jahre später stellt man fest, dass ein Großteil der Gelder schlicht verschwunden ist. Intensivste Nachforschungen haben das ja wohl kaum verwunderliche Resultat ergeben, dass es an diesem Pokertisch nicht zu einer erhofften Vermehrung der an den Tisch gebrachten Gelder gekommen ist, und es wohl völlig unerwartet am immensen Rake der Spielbanken und dem ExtraTipp für die Dealer lag, dass nun sogar Geld fehlt. Während die Mitspieler im Prinzip bis auf wenige Ausnahmen allesamt massiv verloren haben, sitzen die sicheren Gewinner auf der anderen Seite vom Tisch bzw. im Hinterzimmer vom Casino und hauen sich vor Freude über den eigenen Coup sicher noch heute auf die Schultern. Viele Spieler sind pleite und der Staat muss nun zwangsläufig die Kredite respektive Sozialleistung für die Gestrauchelten übernehmen.
Was vergleichsweise im ganz kleinen also auch hierzulande in diversen Spielcasinos droht und unter dem Motto “Suchtgefahren” abgehandelt wird, das ist im ganz großen Stil gerade an den internationalen Finanzmärkten passiert. In geradezu hirnrissiger Größenordnung ist man auf das Pokerspiel von einigen Anbietern eingegangen, diese haben kräftig an der Vermittlungsgebühren bzw. am Rake verdient und das Geld aller anderen hat entsprechend abgenommen. Ist der Staat in Deutschland am Rake und an den Spielbankgewinnen entsprechend beteiligt und versucht er hier sein Monopol zu verteidigen, so hat dort der Staat mittels seiner Bürger nur direkt sich am Spiel beteiligt, ohne an den Gewinnen groß beteiligt zu sein. Private Dealer nur sind immer reicher geworden und der Staat, die Usa bzw. die gesamte Weltwirtschaft zahlt nun die Zeche. Wäre man einfach öfters ins Casino gegangen bzw. hätte man sich genaue Gedanken über logische Zwangsläufigkeiten in diesem Bereich gemacht, diese Erfahrung hätte man sich ersparen können. Schließlich weiß jeder gute Pokerspieler genau, dass im Vergleich zu den Bad Beats die eigene Dummheit eine wesentlich größere Gefahr für die eigene Bankroll darstellt.
Aus meinem "Poker"-Blog:
http://community.magnus.de/blogs/royalflush/2008/10/03/wenn-politiker-vom-pokerspiel-leider-so-gar-keine-ahnung-haben-und-sich-peinlich-abzocken-lassen/
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