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Debatte EhegattensplittingWir arbeiten beide

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Das Ehegattensplitting wurde von den Nazis erfunden. Jetzt will es die SPD reformieren. Denn das Steuerrecht ignoriert neue Lebensformen und fördert den Alleinverdiener.

Relikt Herdprämie, denn die Zeiten haben sich längst geändert. Bild: gekochte_karotte / photocase.com

D ie Idee stammt aus dem Jahr 1934, man könnte sie auch die erste deutsche Herdprämie nennen. Damals hatte Hitlers Finanzstaatssekretär Fritz Reinhardt vorgeschlagen, Paare, die innerhalb von fünf Jahren für die "Erzeugung nationalsozialistischen Nachwuchses" sorgen, steuerlich zu begünstigen. Männer sollten stramme Burschen zeugen und in den Kampf ziehen für Familie und Vaterland, Frauen hatten sich um Kinder und Küche zu kümmern.

Die Idee lebt bis heute, ihre Umsetzung heißt Ehegattensplitting. Deutschlands erster Bundeskanzler, Konrad Adenauer, hatte sie 1958 noch ein wenig modifiziert. Seitdem begünstigt der Staat finanziell Ehepaare, und am stärksten die sogenannte Einverdienerehe: Einer schafft das Geld ran, in der Regel ist das der Mann, und die Frau bleibt zu Hause. Und das ganz unabhängig davon, ob das Paar Kinder hat oder nicht.

Das war in der Bundesrepublik in den 50er und 60er Jahren, als für Frauen die Hausfrauen- und Mutterrolle vorgesehen war, durchaus auf der Höhe der Zeit. In der DDR hingegen hat es nie ein Ehegattensplitting gegeben, dort wurde schon immer die Zweiverdienerehe propagiert und selbstverständlich gelebt.

Dieses Modell hätte spätestens seit der Wende auch in der gesamten Bundesrepublik gelten können. Zumindest hätte das Ehegattensplitting einer echten Familienbesteuerung weichen müssen. Denn das, was bis heute existiert, geht am Alltag der Mehrheit der Paare, Eltern und Alleinerziehenden vorbei. Auch das partnerschaftliche Leben Homosexueller bleibt bis jetzt unberücksichtigt, verpartnerte Lesben und Schwule kommen nicht in den Genuss des Splittingvorteils.

Wenn nun die SPD in ihrem Fortschrittsprogramm fordert, dass das "Ehegattensplitting zeitgemäß reformiert werden" muss, dann passt sie sich dem Zeitgeist an. Wie genau die Veränderung aussehen soll, wissen die Sozialdemokraten noch nicht. Es ganz abzuschaffen, das werden sie aber wohl nicht fordern. Denn das Grundgesetz stellt die Ehe unter einen besonderen Schutz. Das hat das Bundesverfassungsgericht 1982 noch einmal klargestellt. Die Gefahr, das ihr Vorschlag vom Bundesverfassungsgericht kassiert wird, will die SPD vermeiden. Aber an einer Änderung kommt auch sie nicht mehr vorbei.

Bild: privat

ist Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik in der taz. Zuletzt veröffentlichte sie bei Schwarzkopf und Schwarzkopf das Sachbuch: "Kuckuckskinder. Kuckuckseltern" (2008).

Bislang folgt dieses Steuermodell einem schlichten Prinzip: Paare, bei denen beide Partner arbeiten und in etwa gleich viel verdienen, haben fast nichts vom Ehegattensplitting. Paare aber, bei denen ein Partner weitaus mehr verdient als der andere (auch heute ist das vielfach der Mann) oder gar nicht arbeitet (vielfach die Frau), spüren das Ehegattensplitting deutlich. Sie können bis zu 600 Euro netto im Monat mehr haben. Bei Spitzenverdienern kann das sogar noch mehr sein.

Geförderte Abhängigkeit

Was ein Vorteil für das Ehepaar ist, erweist sich als Falle für die Frauen. Warum sollen Gattinnen arbeiten, wenn ihr am Ende des Monats von ihrem Gehalt so viel abgezogen wird, dass fast nichts mehr übrig bleibt? Nicht wenige Frauen haben dann gerade mal so viel, wie die Splittingsumme ausmacht, oder sogar noch weniger. Auf diese Weise fördert der Staat die Einverdienerehe und verhindert, dass eine Gesellschaft sich so umstrukturiert, dass auch Frauen Familie und Beruf vereinbaren können. Minijobs und Teilzeitstellen werden auf diese Weise steuerlich begünstigt. Lassen sich die Frauen darauf ein, bleiben sie von ihren Ehemännern finanziell abhängig.

Und was, wenn die Ehe in die Brüche geht? Dann hilft der Frau der frühere Steuervorteil wenig. Irgendwann laufen Trennungs- und Ehegattenunterhalt aus, vom Minijob allein kann niemand leben, von vielen Teilzeitstellen auch nicht. Was folgt, ist der steile Weg in Hartz IV und Altersarmut.

Das wissen viele Frauen heute auch. Und was machen sie? Sie heiraten erst gar nicht, und wenn sie es doch tun, sind sie trotzdem berufstätig. Auch weil ein Gehalt heute oftmals gar nicht mehr ausreicht, um eine Familie zu ernähren.

Im Übrigen wollen heute auch immer mehr Männer unabhängige, selbständige, berufstätige Frauen, mit reinen Hausfrauen können immer weniger etwas anfangen. Das Alleinverdienermodell bürdet Männern eine Last auf, die viele nicht mehr bereit sind zu tragen. Aber auch ohne Trauschein wollen Frauen und Männer Kinder haben und eine Familie sein. In der staatlichen Steuerpolitik werden sie aber nicht berücksichtigt.

Im 21. Jahrhundert

Ein Drittel aller Kinder wird heute von Eltern großgezogen, die nicht miteinander verheiratet sind. Und 40 Prozent aller Ehen, die vom Ehegattensplitting profitieren, sind kinderlos. Union und FDP halten trotzdem mit aller Macht am Ehegattensplitting fest.

Andere europäische Länder sind da längst weiter. Bis auf Luxemburg, wo es auch das Ehegattensplitting gibt, und in Frankreich, wo eine Familienbesteuerung gilt (die dazu führt, dass Familien fast keine Steuern zahlen), kennen alle anderen europäischen Länder die Individualbesteuerung: Jeder macht seine eigene Steuererklärung und versteuert nur sein Einkommen.

Seit Jahren fordern in Deutschland die Grünen, die Linkspartei und Verbände wie der Deutsche Frauenrat, DGB, Kinderhilfswerk und Zukunftsforum Familie, das Ehegattensplitting zu reformieren oder ganz abzuschaffen. Auch die SPD kam nicht erst jetzt auf diese Idee. Das erste Mal plädierte die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen 1977 für eine "familiengerechte Individualbesteuerung", seitdem ruft die SPD-Frauenorganisation immer wieder nach einem geschlechtergerechten Steuerrecht.

Auch die Parteitage 2001 und 2002 hatten erkannt, dass das Ehegattensplitting "die falschen Anreize setzt", und beschlossen, es "zugunsten der Förderung von Kindern" umzugestalten. Selbst der rot-grüne Koalitionsvertrag 1998 sah eine "familienpolitische Strukturreform zugunsten der Familien mit Kindern" vor. Das blieb alles erfolglos. Vielleicht meint es die SPD diesmal ja ernst und bleibt hartnäckig. Das wäre dann mal ein echter Fortschritt.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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34 Kommentare

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  • F
    Familienvater

    Hier folgt die linke Politik doch den Klagen der Wirtschaft nach mehr und billigeren Arbeitskräften. Nachdem inzwischen D aufgrund der niedrigen Löhne für Immigranten uninteressant geworden ist, werden die Frauen als Reserve angezapft.

     

    Wie haben in D immer noch mehr als 6 Mio. Arbeitslose, die Löhneneuer Jobs sind niedrig oder prekär. Wenn nach Einführung der Individualbesteuerung noch Millionen von Hausfrauen auf den Arbeitsmarkt stürmen, freuen sich Industrie und linke Ideologen - nicht aber Hausfrauen und deren Familien.

  • MN
    Mein Name

    Hallo komi. Es tut mir Leid für euch, dass es dir ges

    undheitlich so schlecht geht. Ich kenne so einen Fall aus meiner nächsten Familie, wo bei einem Paar Dank Erkrankung nur noch ein Verdiuenender übrig geblieben ist und nicht nur der zweite Verdienst wegfällt, sondern auch noch weitere Kosten entstehen.

    Nur: Das hat doch mit dem Ehegattensplitting nichts zu tun. Dies ist nicht dafür gedacht Erkrankte, Nichtarbeitsfähige zu unterstützen. Das mag in eurem Fall ein nützlicher Nebeneffekt sein, ist aber nicht Sinn der Sache und zu großen Teilen kommt es eben Leuten zu Gute, die nicht in einer vergleichbaren Situation leben, wie ihr. Und andere Kranke, aber nicht verheiratete, alleinstehende, mit selbst erkranktem oder nicht/gering verdienendem Partner oder verpartnert da homosexuelle, können nicht davon profitieren. Dann tritt doch lieber für eine angemessene Versorgung von Erkrankten und Nichtarbeitsfähigen ein - ganz unabhängig von der Ehe.

  • K
    komi

    Hallo zusammen. Ich kann selber aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten.Mein Mann geht Vollzeit ins Büro.Durch das Splitting verdient er 260 euro mehr als er als alleinstehender bekommen würde. Da ich Medikamente,Essen,Kleidung etc. kaufen muss finde ich es nur gerecht,dass er diese 260 euro mehr verdient.Auch benutze ich tagsüber STrom und die Heizung läuft im Winter.Ich würde behaupten 260 reichen dafür nichtmal aus.Ein HArtzler bekommt pro Person mehr.Darauf habe ich aber keinen Anspruch,weil wir ja zusammen leben. Wenn das Splitting wegfällt kommen wir nicht mehr zurecht.Wenn ich dann einen Grndsicherungsanspruch hätte, würden wir sogar mehr Geld haben-halbe Miete,halbe Heizkosten,Geld zum Leben.Wer hier noch über die Steuervorteile meckert soll erstmal selber in die Situation kommen nicht arbeiten zu können.Ausserdem wo sind die ganzen Arbeitsstellen für die Hausfrauen? schönen Tag noch...

  • H
    Hausfrau

    Hallo Frau Schmollack,

     

    der Indikationsbericht Stand 2009)des Statistischen Bundesamtes zum Thema 'nachhaltige Entwicklung/III Sozialer Zusammenhalt' in Deutschland zeigt folgen-des im Hinblick auf das Beschäftigungsnieveau/die Erwerbstätigenquote in %:

     

    Männder (15-64J): 75,6

    Alle (15-64J): 70,9

    Frauen (15-64J): 66,2

    Männder (55-64J): 63,9

    Alle (55-64J): 56,2

    Frauen (55-64J): 48,7

     

    Empfinden nicht auch SIE hier eine eklatante Benachteiligung von Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt - und ganz besonders von älteren Frauen??? Sie können hier nicht leichtfertig sagen, daß es sich um faule oder rückschrittliche Frauen handele, die gar nicht arbeiten wollten. In den meisten Fällen fehlt es einfach an passenden Jobs (ich rede hier nicht von Altenpflege, Hunde Gassi führen, Regale auffüllen, Babysitting - nein, qualifizierten Jobs mit Festanstellung). Oft werden verheiratete Frauen noch kurz vor Erreichen der 50 aus dem aktiven Berufsleben gekickt, denn sie hätten ja einen 'Versorger', meinen diese Firmen. Gründe für das 'Zuhausebleiben' gibt es genug - nur zu sagen, das sei ungerecht jüngeren Familien mit Kindern gegenüber reicht nicht aus. Die Jobs müssen her. Sollte das Ehegattensplitting wirklich gekippt werden, sollten sich alle betroffenen Frauen SOFORT arbeitslos melden. Dann - nur dann haben wir die richtigen Arbeitsmarktdaten. SPD und Grüne sollten sich einmal darüber Gedanken machen und nicht die Generationen gegeneinander ausspielen durch diesen frauenfeindlichen Programmentwurf.

     

    Ich bin gut qualifiziert mit langjähriger internationaler Erfahrung im IT Vertrieb - aber mich braucht einfach niemand am Arbeitsmarkt mit 52! So sieht das aus.

  • RW
    Rüdiger Woltemate

    Ehe ist auch eine Wirtschaftsgemeinschaft. Alle zahlen in einen Topf und alle leben aus einem Topf. Deshalb ist Ehegattensplitting auch völlig in Ordnung. Wenn jeder Ehegatte sein Einkommen individuell besteuern müsste, dann sollte auch die gegenseitige Unterhatspflicht abgeschafft werden. Dann geht der nicht arbeitende Ehepartner eben zum Sozialamt.

     

    Die Leute mit wirklich hohen Einkünften haben mit der Abschaffung des Ehegattensplittings überhaupt kein Problem. Da werden die Einkünfte z.b. aus Kapitalvermögen solange hin und hergeschoben bis beide exakt gleiches Einkommen haben.

  • S
    steuerprogressor

    Die Abschaffung des Ehegattensplittings würde zu einer erheblichen Steuermehrbelastung bei Einkommensungleichheit in der Ehe führen. Dies zeigt folgendes kleines Rechenbeispiel. Das Haushaltseinkommen betrage 50.000 Euro jährlich.

     

    Einkommensteuerbelastung mit Ehegattensplitting beträgt 8.200 Euro.

     

    Was passiert, wenn das Splitting abgeschafft wird?

    2 x 25.000 - Steuerbelastung 8.200 Euro - Mehrbelastung 0 Euro.

    1 x 30.000; 1 x 20.000 - Steuerbelastung 8.300 Euro - Mehrbelastung 100 Euro.

    1 x 40.000; 1 x 10.000 - Steuerbelastung 9.300 Euro - Mehrbelastung 1.100 Euro.

    1 x 50.000; 1 x 0 Euro (z.B. wg. Langzeitarbeitslosigkeit, Kinderbetreuung, Pflege, fehlender eigener Rentenanspruch...) - Steuerbelastung 12.800 Euro - Mehrbelastung 4.600 Euro.

     

    Wenn das Splitting abgeschafft wird, so wird der/die Langzeitarbeitslose nicht nur durch fehlende Jobchancen belastet, dieses Beispielspaar muss dann auch noch monatlich 400 Euro Zusatzsteuer gegenüber dem Paar mit identischem Einkommen bezahlen - offenbar als Sanktion wegen Einkommensungleichheit in der Ehe.

     

    Kann mir jemand erklären, ob das gerecht ist?

  • A
    anin

    Ich frage mich, wie oft sich die SPD in dieser Fragestellung aus dem Fenster lehnen will. Das Grundgesetz ist eindeutig: Niemals darf es sich für ein Ehepaar (ob arm oder reich) lohnen, sich aus steuerlichen Gründen scheiden zu lassen!

     

    Ohne Splitting träten diese Fälle z.B. sofort ein, wenn z.B. das Ehepaar aufgrund des Versorgungsausgleichs aus gemeinsam erwirtschafteten Pensionsansprüchen lebt. Unsere Gesetze zum Versorgungsausgleich erzwingen quasi das Splitting und umgekehrt! Unsere Sozialgesetze und Steuergesetze sind derartig miteinander verwoben, dass alle Protagonisten, die Änderungen fordern, schnell auf den Boden der Tatsachen gelangen und schweigen. (So ist es bei allen vergangenen Debatten um das Splitting gegangen.

     

     

    Apropos Zahnarztgattin: Die Freiberufler sind bei dieser Debatte sowieso außen vor: Ich kenne eine entsprechende Familie, da wird mit den studierenden sogar schon das Familienspliting praktiziert. (Alle Familienmitglieder "helfen" gegen Bezahlung mit (natürlich nur bis zur Sozialversicherungsgrenze!)

  • L
    Leidkultur

    Ehegattensplitting abschaffen?

    Auf dass die dumme deutsche Steuerkartoffel noch mehr belastet wird. Frauen, die der Kinder wegen zu Hause bleiben, nach gut-linker Ideologie dumme Heimchen am Herd, sollen in Form der Zwangsbeglückung genötigt zu werden, einen schlecht bezahlten Job an der Kasse des nächsten Discounters anzunehmen. Das ist die einzig wahre linke Freiheit der Frau, die schönste Form der Selbstverwirklichung.

    Was nervt ist, dass Menschen wie Nahles, die nach einem ewigen Studium nicht eine Minute gearbeitet haben, Menschen, die das Leben nur aus der Theorie kennen, uns vorschreiben wollen, wie wir zu leben haben.

  • K
    keiner

    Einer Ihrer Haupt-Kritikpunkte ist anscheinend, dass das Ehegattensplitting nicht so funktioniert, wie sich das die Nazis vorgestellt haben: >>40 Prozent aller Ehen, die vom Ehegattensplitting profitieren, sind kinderlos. Union und FDP halten trotzdem mit aller Macht am Ehegattensplitting fest.

  • J
    jotäm

    Mich fasziniert, mit welcher Vehemenz hier einige die Pläne zur Abschaffung des Ehegattensplittings mit dem Argument "Kinder" bekämpfen. Dabei ist quasi allen Forderungen zur Abschaffung gemein, dass es mit der Forderung nach Ver- und Begünstigungen für Steuerzahler mit Kind(ern) verbunden wird.

    Und wenn es diese Kinder nicht gibt, fehlt das Hauptargument für eine steuerliche Begünstigung.

     

    Ich teile aber auch nicht die Auffassung, dass das GG einer völligen Abschaffung des Ehegattensplittings entgegensteht.

    "Schutz" ist etwas anderes als "steuerliche Bevorteiligung, die sich besonders bei einem bestimmten Modell der Arbeitsteilung in einer Ehe günstig auswirkt". Folgt man jenen Kommentatoren hier, die behaupten dieses "50er-jahre Modell" führe zu einer höheren Scheidungsrate, ist das Steuermodell Ehegattensplitting in der heutigen Zeit sogar eher das Gegenteil von "Schutz der Ehe".

  • A
    asadi

    Die größte Ungerechtigkeit wird in diesem Artikel noch nicht einmal erwähnt- nämlich die eklatante Benachteiligung Alleinstehender. Ich als Single verdiene im öffentlichen Dienst - weniger als ein Verheirateter, muss einen teuren Einpersonenhaushalt finanzieren, kann Vergünstigungen für Partner oder Familien nicht nutzen und werde darüber hinaus noch mit Steuerklasse I abgezockt.

    Wann kommt in der Bevölkerung/Politik endlich an, dass Single eine Lebensform ist, die sich durch alle Einkommensschichten zieht? Dass Singles überproportional zum Steueraufkommen beitragen, liegt ja nicht einfach daran, dass sie alle so gut verdienen, sondern dass sie gnadenlos abgezockt werden. Konkret, dass ich mit meinem geringen Einkommen nicht selbst über die Runden kommen muss, sondern darüber hinaus auch noch kinderlosen Ehepaaren den Sex subventionieren darf. Na bravo!

  • F
    fazleser

    Es soll Paare geben, die sich bewusst dafür entschieden haben, daß nur eine® arbeitet, weil der Partner z.B.: Gesunheitliche Probleme hat, schwerbehindert ist, psychische Probleme hat, aus diversen anderen Gründen keine Chance auf einen annehmbaren Job hat oder gar (böse, böse) einfach keine Lust auf Lohnarbeit hat.

     

    Es würde mich interessieren ob es irgendwo Studien gibt die Gründe/Ursachen für "Einverdienerehen" untersucht haben. Gerade in Zeiten wo die gesellschaftliche Ausgrenzung von so genannten Underperformern massiv zunimmt.

     

    Das Bild vom gutverdienenden Ehemann der sich zum Hobby eine Hausfrau hält (und ihr jegliche Möglichkeit zur freien Entfaltung verwehrt) ist mir doch etwas zu platt.

     

    Auch die Vorstellung, dass Menschen (wenn sie denn schon kein Vermögen besitzen) nur durch Arbeit glücklich werden können, sollte zumindest nicht gerade von der taz propagiert werden.

  • Y
    yaltenbrucker

    @bempo: Das Einverdienermodell funktioniert sowieso nur, wenn man in der Wildnis wohnt, oder der Verdiener Bankvorstand ist. In der Zivilisation, etwa in München, kann eine Familie (also mit Kindern) kaum von einem Gehalt leben (selbst wenn dies überdurchschnittlich ist).

    Außerdem: Welche erfolgreiche Frau erträgt schon ihren Schluffi, der 20 - 30 Jahre lang (wieviele Kinder müssen in der Zeit groß werden?) daheim in der Wildnis vor sich hin grattelt? Das gilt natürlich auch umgekehrt.

    Spätestens zur Rente ist doch in so einer Konstellation eh die Scheidung fällig. Und der Nichtverdiener hat so gut wie keine Rentenansprüche.

    Wer sich heute ernsthaft für solche 50er-Jahre-Familienmodelle entscheidet, sollte einen guten Ehevertrag aufsetzen (besonders der/die NichtverdienerIn).

  • S
    Steuerzahler

    Hallo Frau Schmollack,

     

    ich weiß nicht welche privaten Probleme Sie haben, im Berufsleben sollten Sie aber mehr Professionalität erkenne lassen. Solche Meinungen wie Ihre fördern es doch erst, daß sich Ehepartner, die nicht 100% berufstätig sind - meist eben die Frauen, warum auch immer - sich in der Gesellschaft immer mehr minderwertig vorkommen. Muß das sein?

     

    Und wo sollen wir die Arbeitsplätze hernehmen, wo alle 40 Stunden die Woche buckeln?

     

    Vielen Familien genügt es eben, wenn einer von beiden die meiste Kohle ranschafft, und dafür der andere sich mehr um Kinder und Haushalt kümmert. Warum nicht, wenn die Leute so glücklich sind? Es erspart dem Staat (also uns) jede Menge Sozialarbeit... Und warum sollten denen jetzt nach Abschaffung des Splittings jeden Monat Geld in der eh schon kleinen Haushaltskasse fehlen? Auch wenn sie es am Jahresende wieder rausbekommen - 12 Monate lang hat es gefehlt!

     

    Wussten Sie schon, daß berufstätige Ehepaare am Jahresende die gleiche Steuersumme bezahlen, egal ob Steuerklasse 3/5 oder 4/4 gewählt wurde?

     

    Hallo aufwachen! Den Kopf freimachen und nicht an jeder Ecke angebliche Frauenfeindlichkeit sehen, das hilft niemand.

  • V
    Vlad

    Wenn ich mir solchen und ähnliche Artikel hier auf der taz anschaue, dann muss ich leider feststellen, dass die taz nichts anderes als eine billige Kopie von Bild ist. Eine Bild für die pseudo-linke Szene.

     

    Schon im ersten Satz ein Nazivergleich ... geht's noch?

  • B
    bempo

    Es soll Paare geben, die sich bewusst dafür entschieden haben, daß einer den Haushalt schmeisst (und sich ggf. mehr um die Kinder kümmert), der andere arbeiten geht und das Geld verdient. Was ist daran ungerecht? Der nicht arbeitende Partner hat doch nun, nach 20-30 Jahren zu Hause, und oftmals ohne Ausbildung, gar keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Fakt ist doch, das solche Einverdiener-Ehen die Gelackmeierten sind und nun blechen dürfen! Was ist daran, bitteschön, gerecht? Aber hey, ist doch toll, dafür ist man jetzt zwar einige Hundert Euro ärmer, aber dafür zeitgemäß!

     

    Übrigens: Bei Empfängern von Sozialleistungen werden die Einkünfte allerdings weiterhin gemeinsam veranlagt, wetten?

     

    Der einzige, der Vorteile aus der Abschaffung des Ehegatensplittings zieht, ist der raffgierige Staat. (Was, da hat noch jemand Geld über? Her damit!)

  • AB
    Arno Besendonk

    Es hat auch unter den Nazis Zeitungen gegeben, die vollkommenen Quatsch geschrieben haben. Muss deshalb jetzt die TAZ abgeschafft werden?

  • G
    grafinger

    Huhu, "Fordler" Deine Aussagen sind schlicht falsch. Mach Dich doch bitte erst über die Bedeutung des "gesetzlichen Güterstandes", der "gegenseitigen Vertretungsmacht" und marginal des "Ehegattenarbeitsvertrages" (Stichwort "einstellen") kundig bevor Du Deinen Senf dazugiebst.

     

    Jurisprudenz ist kein Fußball. Es gibt keine Amateurliga.

  • D
    denninger

    Ich kann nur wieder einmal staunen über die naive Unkenntnis der Thematik, aus der die Simone und die meisten der Kommentatoren über das Splitting schreiben.

    Liebe Simone, bevor Du einen Artikel schreibst solltest Du Dich doch zunächst einmal informieren.

    Ich bin der Meinung, eingetragenen Partnerschaften muss auch die Möglichkeit des Splittings eröffnet werden.

    Der Grund für das Splitting ist übrigens nicht das Nazi-Gesumsle oder das 50er Jahre Rollenbild sondern die gegenseitige Vertretungsmacht (früher Schlüsselgewalt) der Partner. Wer gemeinsam seinen Lebensunterhalt bestreitet und für den Partner aufkommen muss sollte auch gemeinsam die Steuerfreibeträge wahrnehmen können.

    Mit den Steuerklassen hat das auch nichts zu tun.

    Bitte, bitte liebe Simone, wenn Du vor hast, noch einen Artikel über Lohnsteuer (z.B. Steuerklassen) oder gar Einkommensteuer (z.B. Splitting oder Zusammenveranlagung) zu Schreiben solltest Du mit Deinem Steuerberater reden. Der kann Dir alles ganz genau erläutern.

  • F
    fazleser

    In wievielen "Einverdiener"-Ehen ist einer der Partner (subjektiv oder objektiv)gar nicht in der Lage zu arbeiten? Sei es aus gesundheitlichen (Behinderung, Krankeit), sei es aus sozialen (Arbeitslosigkeit)oder auch psychosozialen Gründen. Für solche Paare wäre eine Abschaffung des Ehegattensplittings einfach eine satte Steuererhöhung.

     

    Weiß jemand wo man solche Daten herbekommen kann? Werden solche Daten irgendwo erfasst?

    Ich denke, dass das nur durch entsprechende Umfrage herausgefunden werden kann. Gibt es da schon etwas?

  • R
    Rechner

    Diverse Leute haben hier ja schon dargelegt, dass das Ehegattensplitting ja nur bedeutet, dass man ein gemeinsames Einkommen hat als Familie. Etwas verkompliziert wird das durch das Steuerklassengedöns, das daraus hinausläuft, dass bei unterschiedlichem Einkommen (z.B. 50.000 vs. 25.000) der eine Steuerklasse III nimmt und relativ wenig Steuern zahlt und der andere Steuerklasse V und extrem viel Steuern zahlt. Person 2 ist also total demotiviert hinsichtlich seines Beitrags zur Familienkasse (nicht ein Drittel im obigen Beispiel, sondern viel weniger). Aber jetzt kommt der Lohnsteuerjahresausgleich und dann wird das alles verrechnet und dann kommt raus: Am Ende gibt es ein Familieneinkommen, das besteuert wird. Und zu diesem trägt Person 2 genau ein Drittel bei, nicht mehr, nicht weniger. Egal, welche Steuerklassen die beiden jeweils gewählt hatten. Nur in jedem einzelnen Monat stand auf dem Lohnsteuerbescheid von Nr. 2 ein lächerlich geringer Betrag.

    Frage: Verstehe ich das richtig oder habe ich unser Steuersystem da missverstanden? Und wenn ich es richtig verstehe: Gibt es dann außer dem unbegründeten Minderwertigkeitsgefühl, das Person 2 beim Anblick seines monatlichen Lohnbescheids beschleicht, noch irgendeinen Grund, der gegen das Splitting spricht?

  • H
    haromue

    Das Ehegattensplitting ist leider die populistische Nische – reingefallen!

    Spannender Kapitaleinkünfte ( z. B. selbst genutztes Wohneigentum ) im Vergleich zu Erwerbseinkünften und da wäre noch die Berechnung der „Sozial“-Abgaben mit Bemessungsgrenzern usw..

    Vermutlich hatte unsere Ministerin auch nur die monatlichen Bildungskosten ihrer Kinder vor Augen, als sie über den Jahres-Bildungsgutschein für Kinder in Deutschland nachdachte.

  • F
    Flinx

    Dieser Artikel entspricht nicht der Qualität der Artikel in der TAZ allgemein. Es ist ein larifari Artikel der keine Fakten nennt.

     

    Die Fakten bitte in den Kommentaren unten nachlesen.

     

    Weiterhin gibt es keinen Vorschlag zur Lösung. Z.B. wie alle Familien wissen: Kinder kosten, Urlaub ist in den Ferien am teuersten, Nachhilfe kostet, Studium ksotet, ....

     

    Was ist mit einer besonderen Steuererleichterung für Familien? Sollen Familien noch weiter beanchteiligt werden?

     

    Flinx

    @Redaktion: bitte überprüfen Sie den Inhalt Ihrer Redakteurin

  • GE
    Gemischte Ehe mit Migrationshintergrund

    Die Argumentation, dass Paare mit ungleichem Einkommen vom Ehegattensplitting "profitieren", ist ja so absurd, und dann sind sie auch noch kinderlos, ja so eine Frechheit! Das Familieneinkommen einer solchen Konstellation ist in der Regel doch eher geringer als bei doppelverdienenden Paaren, d.h. es ist nach christlich-jüdisch-abendländischem Selbstverständnis durchaus angebracht, das irgendwo auch zu berücksichtigen und auszugleichen (sorry, aber will sich "die SPD" so von der Regierungsbande abgrenzen?). Weiß "die SPD" denn annähernd, wieviele Arbeitsuchende nicht in der Statistik auftauchen, weil sie von einem privaten Träger versorgt werden, nämlich ihrem Ehepartner? So ernst die Probleme der Frauen sind, die im "sicheren Hafen der Ehe" über Board gehen, wie sollen die dadurch gelöst werden, dass man belastete Verhältnisse noch mehr strapaziert? Es gibt einen vernünftigen Ansatz für eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Probleme und der heisst: Bedingungsloses Grundeinkommen. Aber das würde ja den konservativen Wählerkreis "der SPD" vergraulen, vermutlich ist die Ehegattensplitting-Masche eher eine verzweifelte Strategie, eine Hand voll Wähler von links zu ergattern. Arm.

     

    Überall, wo ich die männliche Form verwandt habe, gilt genau so die weibliche und vice versa!

  • K
    Katrin

    Wenn ich mir die Rechnung bei Wikipedia anschaue, sehe ich doch eine Ungerechtigkeit: Bei gleichem Gesamteinkommen des Ehepaares (z.B. 80 000) ist die Ehe, in der einer alleine arbeitet steuerlich begünstigt gegenüber den Ehen, in denen beide arbeiten (und es einen großen Unterschied zwischen beiden einkommen gibt).

     

    Falls sich also ein Paar die Frage stellt: Soll Gatte A (der bisher Alleinverdiener war) etwas weniger arbeiten, dafür geht Gatte B auch arbeiten, dann lohnt sich das finanziell nicht, wenn nicht insgesamt deutlich mehr verdient wird.

  • MN
    my name (female)

    Ganz einfach

     

    Jeder bekommt einen steuerfreien Grundbetrag von 12.000 Euro pro Jahr, egal ob Kind oder nicht...

     

    Dann kann auch das Splitting abgeschafft werden..dafür gibts dann auch ein eheunabhängiges Hartz4...oder ein bedingungsloses Grundeinkommen in der Höhe..vielleicht am gerechtesten.

     

    Wenn ich so drüber nachdenke...war eigentlich immer dagegen, aber dieser Planung...!

  • S
    Stefan

    Das Problem ist die besondere Stellung der Ehe im Grundgesetz. Auch wenn das keine Aussicht auf Erfolg hat, bin ich für die Streichung aus dem GG. Bei der Vielzahl an Partnerschaftsmodellen heute ist es eh nicht mehr eindeutig möglich, Ehe im Sinne des GG zu definieren - zumindest nicht, ohne gegen Gleichheitsgrundsätze zu verstoßen.

     

    Dafür dann Kinder stärker fördern - z.B. durch eine Art Grundeinkommen für das Kind, das auch nicht auf Hartz IV angerechnet wird (wie heute bei Alimentenzahlung, was dazu führt, dass das Kind die Mutter/Vater mit unterstützen muss, statt das Geld für sich selber nutzen zu können).

    Das würde auf einen Schlag eine ganze Menge an Ungerechtigkeiten lösen.

     

    vg, stefan

  • F
    Fordler

    Ich verstehe nicht wo das Problem liegen soll. Ein Ehepartner verdient z.B. 100.000€, der andere nichts. Da der eine Partner den Haushalt macht, muss der andere ihn mit 50.000€ bezahlen. Beide versteuern je 50.000€.

    Bei Scheidungen zweifelt auch niemand daran, dass das Vermögen beiden zu gleichen Teilen gehört.

    Das funktioniert auch bei Schwulen oder Lesben. Nur muss der Verdienende den anderen "einstellen".

    Durch die Ehe passiert das automatisch. Das ist der einzige Unterschied.

  • L
    Link

    "Paare, bei denen beide Partner arbeiten und in etwa gleich viel verdienen, haben fast nichts vom Ehegattensplitting. Paare aber, bei denen ein Partner weitaus mehr verdient als der andere ... oder gar nicht arbeitet ..., spüren das Ehegattensplitting deutlich. Sie können bis zu 600 Euro netto im Monat mehr haben."

     

    Aua! Ist das nur bewusst missverständlich formuliert, oder kennt sich die Autorin mit dem Steuerrecht wirklich nicht aus? Steuerklasse IV-IV (beide verdienen gleich viel) oder III-V (unterschiedlich hohe Einkommen) laufen bei gleichem Gesamteinkommen nach der Steuererklärung auf fast das gleiche raus. Im letzteren Fall gibt man nur dem Finanzamt keinen zinslosen Kredit. Was aber weit von 600€ im Monat weg ist.

     

    Das Ehegattensplitting ist sinnvoll, weil es als Maßstab das Einkommen der gesamten Lebensgemeinschaft zugrunde legt. Familiensplitting wäre natürlich noch sinnvoller. Meinetwegen könnten auch beliebige Lebensgemeinschaften ihr Einkommen gemeinsam versteuern bei gleichzeitiger Fürsorgepflicht. Wäre nur konsequent.

     

    Das Individualbesteuerungskonzept ist dem gegenüber ungerecht. Bei gleichem Gesamteinkommen würde sich stark unterschiedliche Besteuerung ergeben.

     

    Man müsste dann auch Unterhaltspflicht und den Sinn der Ehe/eingetragenen Lebensgemeinschaft völlig neu überdenken.

     

    Und was schert es uns, wenn es im Ausland weit verbreitet ist? Das sind andere depperte Ideen wie Kopfpauschale und Studiengebühren ja auch.

     

    Mal weiter gedacht: Man erhöht damit natürlich auch den Druck, "standesgemäß" zu heiraten. Eine gut bezahlte Akademikerin wird sich dann noch weniger mit dem Loser mit dem mies bezahlten sozialen Beruf einlassen, als sie das momentan schon tut.

     

    Alles völlig unreflektiert in meinen Augen.

  • V
    Volkswirt

    Gewinner bei Splitting sind die Freiberufler und Unternehmer neben der Gestaltungsmöglichkeit nach der Abgabenordnung. Lohn/Gehaltsempfänger profitieren ehr nicht oder nur marginal. Steuerklasse 3 und 5 wäre ja eine solche Einordnung. Die führt aber häufig zu Nachzahlungen bei der Steuerveranlagung. Außerdem wäre es nur fair dem in Klasse 5 abgewerten Partner einen Differenzausgleich quasi Beziehungs/Eheintern zu zahlen.

    Oder man optiert gleich auf Steuerklasse 4 für beide. Ist ähnlich wie Klasse 1 Single gibt aber meistens Rückerstattung seitens Finanzamt

  • TS
    Thomas Sch.

    Na, welch ein Glück, daß die Nazis nicht Weihnachten erfunden haben, denn dann würde man sofort unheimlich viele Gründe finden, das auch abzuschaffen. Aber mal im Ernst: Es ist doch legitim, daß eine Gruppe sich gerne fördert. Man kann sich vorstellen, daß die Feuerwehr einen Tag der öffentlichen Tür durchführt, um Mitglieder für sich zu begeistern. Man kann sich ebenfalls leicht vorstellen, daß diverse Antifa-Gruppen kostenlose Wochenendlager durchführen, in denen Jugendliche lernen können, sicher und effizient Autos abzufackeln. Und ebenso ist es auch legitim, daß der Staat sich fördert. Und der bekommt eben nur dadurch neue Mitglieder, daß sich heterosexuelle Verbindungen erfolgreich paaren. So what ?

  • A
    Alchymist

    Man kann es auch andersherum sehen, durch das Ehegattensplitting wird Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Partnerschaften hergestellt.

    Wenn z.B. beide Partner gleich viel verdienen und jeweils 50% arbeiten werden sie gleich besteuert wie ein Paar bei dem ein Partner 100% arbeitet. Mit dem Ehegattensplitting ist es nähmlich letztlich egal welcher der Partner wie viel verdient es wird das gemeinsame Familieneinkommen besteuert. Ohne Ehegattensplitting werden Paare die unterschiedlich besteuert je nachdem in welchem Verhältnis sie das Geld verdienen. Am schlechtesten sind dann tatsächlich die 100% 0% Aufteilung.

    Das Ehegattensplitting bevorzugt also nicht die Einverdienerehe sondern beseitigt deren Benachteiligung gegenüber anderen Modellen und sorgt dafür für mehr Gerechtigkeit. Zwei Paare die gleich viel verdienen Zahlen auch gleich viel Steuern.

  • P
    pter

    Ich habe immer noch nicht verstanden, was am Ehegattensplitting KONKRET ungerecht ist.

    Wenn ein Ehepaar 50.000 Euro zusammen verdient, zahlt es dafür soviel Steuern, als ob jeder 25.000 verdient hätte. Dabei ist egal, ob der Mann 50.000 und die Frau nichts oder beide je 25.000 Euro verdienen. Das Ehegattensplitting begünstigt den Einzelverdiener nicht, sondern verhindert nur, dass der Einzelverdiener mehr Steuern zahlt als die Doppelverdiener, solange das Familieneinkommen gleich ist. Gerade dadurch ist den Paaren freigestellt, wie sie sich Arbeit und Freizeit untereinander aufteilen. Die gefühlte Bevorzugung des Einzelverdienermodells beruht nur darauf, dass der rechnerische Nachteil gegenüber dem Modell Doppelverdiener aufgehoben wird. Das bedeutet aber nicht eine Bevorzugung des Alleinverdienermodells, sondern nur eine Gleichstellung.

    Splitting bedeutet Aufteilung des Einkommens; wird das Einkommen nicht mehr aufgeteilt, sondern steuerlich dem Alleinverdiener zugeordnet, hätte der Nichtverdiener theoretisch kein Einkommen und müsste Harz 4 beantragen dürefn - wenn er das nicht darf, weil der Alleinverdiener unterhaltspflichtig ist, sind wir wieder bei der Aufspaltung - und dem Splitting als Konsequenz.

    Das rein technisch - natürlich sieht die Sicht familienpolitisch/psychologisch etc. anders aus. Aber ich wüsste doch gerne, warum das Spliting auch rein finanziell als ungerecht empfunden wird, wo es doch eigentlich das Familieneinkommen als Ganzes für alle Lebensmodelle gleich setzt (was natürlich voraussetzt, dass es auch für alle Arten der Lebensgemeinschaften gilt).

  • S
    Sandy

    Die Abschaffung des Splittings begünstigt letzendlich nur den Staat der seine Steuereinahmen steigern kann.

    Genauso geschehen mit der Einführung des Elterngeldes. Früher bekamen noch alle 6 Monate Einkommensabhängig Muterschaftsgeld, danach gestaffelt nach Einkommen. Seit 2011 gibt's für das gutverdiende Paar Nichts mehr.

    Eine Anpassung an die Lebenswirklichkeit ist das auch nicht - denn warum habe ich als Vater eines unehelichen Kindes das nicht bei mir lebt die Steuerklasse 1? Ich zahle Unterhalt, Besuche und Urlaub kostet auch. Für Klamotten gibt's was extra usw. Aber nach der SPD ist ja eine Familie nur dort wo man gemeinsam aus einem Kühlschrank isst. Fazit: Auf die "neuen, gewandelten Formen des Zusammenlebens" geht man in der Politik nur ein wenn man die Steuern erhöhen kann. Familienförderung sieht anders aus.