Mein Beitrag hierzu ist eine Analyse eines DLF-Berichts vom 2.4.2008, womit die Situation charakterisiert werden kann:
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Sehr geehrter Herr Burkhard B.,
der 1. April ist zwar vorbei, dennoch kann ich mein folgendes Schreiben an Sie nicht ersparen. Zu interessant und anregend fand ich Ihren Tonbeitrag heute. (DLF, 2.4.2008 um 13:25)
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Das war der bisher rhetorisch best gelungener Beitrag, den ich in den letzten Tagen gehört oder gelesen habe, indem Sie die medial allesfressende BRD-Öffentlichkeit emotionell für die FARC und gegen Uribe, begeistern konnten. Länge: ca. 3'40".
Ich möchte Ihnen eine kurze Analyse Ihrer Rhetorik darlegen. Ob Sie in Ihren Formulierungen bewusst oder als Tausendfach bewährter Fachmann in reiner Routine gehandelt haben, bleibt Ihr Geheimnis. Andererseits betrachten Sie bitte meine Ausführungen auch als Spiegelbild von Jemandem, der in dieser Thematik unabhängig und frei sprechen kann.
1-Emotionelle Töne von Kouchner: so rasch wie möglich muss gehandelt werden. OK.
2-Sehr konsequent formuliert Herr Birke: FARC-Gerilleros, bloß nicht das böse Wort Terrorist in den Mund nehmen. Selbst einen unvorsichtig ketzerischen Gedanken daran zu verschwenden wäre 3x Vaterunser wert.
3-Sarközy fleht den blutrünstigsten (oder Blumenmädchenhaften?) Kommandanten, Marulanda an. Natürlich wird Marulanda als FARC-Guerilla-Anführer genannt, vom Terrorismus ist keine Spur. Er lockt die Terroristen mit Stolz und Eitelkeit, die ganze Welt würde Marulanda feiern. "Marulanda erhält den einhelligen Beifall der internationalen Gemeinschaft!"
Sozusagen Betancourt freizulassen ist ja für Marualanda DIE Chance seines Lebens, als Held der Welt gefeiert zu werden.
(Mit dieser Moral können wir alle Verbrecher der Welt aufrufen, ihre schändlichsten Taten straffrei zu gestehen, schließlich können sie weltweit zum Popstar der Woche werden.)
4-Bislang haben sich die FARC zu den von Uribe angebotenen Austausch nicht geäußert, jedoch einige Geiseln ohne Gegenleistung freigelassen. (Freude kommt auf: FARC ist gut. Pluspunkt.)
5-Nach Raul Reyes Ermordung durch Uribe, scheint ein Ansprechpartner bei der FARC zu fehlen. (Die Lehre daraus: Minuspunk für Uribe.)
Das hat er davon; die Schönen und Guten Terroristen haben den Schwarzen Peter nicht mehr. Uribe hat sie in der Tasche, weil er ohne ein bisschen zu überlegen einen Ober-Terroristen ermorden ließ. Uribe: Pfui! Das machst du nicht wieder! Prima, Herr Birke, wie Sie uns die Sache rhetorisch geschickt beibringen.
6-Die FARC hätte sich sooo gewünscht, ein bisschen Demilitarisiertes Gebiet einzurichten. Ehrlich! Aber Uribe lehnte ab. Wie dumm! Minuspunkt!
7-Nun, wenn mit Uribe keine Kirschen zu essen sind, will Frankreich trotzdem mit der "militärisch stark geschwächtem FARC", deren Schwindsucht schon gar nicht mehr zu ertragen ist, "deren Kampfesstärke von 16.000 auf 8.000 halbiert sei" verhandeln.
Uns kommen die Tränen, wegen dem stark geschwächten FARC. Wir machen uns ernste Sorgen und denken nach, wie wir mit einigen Container Ovomaltine diese armseligen Terroristen wieder aufpäppeln können.
Sehr gut, Herr B., Pluspunkt für die FARC, Minuspunkt für Uribe, der die Entmilitarisierung ablehnt und dazu noch die FARC hungern lässt. Ein Punkt minus ist kulant, da kann er froh sein!
8-"Frankreichs Humanitäre Aktion" ist wohl der rührendste Satz in dieser Geschichte. Wer um Gottes Willen hat noch in unserer unpersönlichen, vom Raffgier und Lust beherrschten Welt Herz, für Terroristen auf der Welt?
Die Zeiten, wo wir noch alle ineinandergeklammert in Sprungschritten gegen die Kapitalistenschweine, stürmten sind längst vorbei. Aber Frankreichs NEUER, der zeigt es uns, wer noch heutzutage Herz hat. Vorausgesetzt, dass Marulanda seinen Leuten Urlaub gewährt. Wenn Frankreich sie aufgepäppelt hat, kann Marulanda sie wieder mit neuen Aufgaben vertrauen. Uribe würde sich bestimmt freuen.
9-Betancourts Wert ist durch Frankreichs Engagement ins Unermessliche gestiegen. (Wieder ein Pluspunkt für die FARC. Wie schön.)
10-Dann hören wir in der Relation zu Betancourt, wie viele andere Geiseln noch im Dschungel festgehalten werden und völlig ohne den Übergang anzukündigen werden plötzlich die, wie selbstverständlich ? schlimmeren Paramilitärs genannt, die, - welch eine Ungerechtigkeit ? mit wenigen Jahren Gefängnis billig davonkommen.
Also: Minuspunkt für Uribe, der die Paramilitärs lieb hat, anstatt die FARC liebzuhaben.
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Wenn wir dann die positiven und negativen Emotionen, durch Herrn B.s Rhetorik zusammenzählen, ist FARC eindeutig die Gewinnerin. Uribe muss sich leider mit Platz 2 begnügen.
So ist das Leben. Man kann ja nicht immer gewinnen, nicht wahr, Uribe?
Mit freundlichen Grüßen
Ivanfi (Rostock)
2.4.2008
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