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Debatte AntirassismuskonferenzDas Durban-Syndrom

Kommentar von Anetta Kahane

Gegen Mullahregimes und andere Despotien hilft nur eins: Der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus muss Chefsache des Westens werden.

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6 Kommentare

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  • RW
    Rolf Walther

    Wenn ein Farbiger einen Mord begeht und man sagt deutlich, dass dies ein Mord war, dann hat das nichts mit Rassismus zu tun. Und wenn Menschen jüdischen Glaubens seit 50 Jahren Verbrechen an den Palästinensern begehen, dann hat diese nichts mir Antisemitismus zu tun. Ich empfinde diese Totschlagargumente als absolut ärgerlich. Und als gefährlich. Sie arbeiten echten Antisemiten direkt in die Hände.

  • IN
    Ihr NamePeter Manske

    Sollte die Dame Deutsche sein und es mit dieser Staatsangehoerigkeit Ernst nehmen wuerde ihr ein Einstehen fuer Deutsche gut anstehen. So lange den fuer alle Ewigkeit zahlen sollenden Deutschen Unversoehnlichkeit , Unverzeihlichkeit und Vergebung fuer die Untaten ihrer Vorvorvaeter vorenthalten wird ist der Antideutschismus schlimmer als der gelegentlich bei Halbstarken auftretende Antisemitismus.glas

  • SS
    simone schneider

    Frau Kahane sollte ihre Worte besser wägen. Nicht alles, was von ihr als Antisemitismus gebrandmarkt wird, erfüllt die gängigen Definitionen. Insbesondere die hierzulande pauschal - im Regelfall ungehört und ungelesen - abqualifizierten Äusserungen des Herrn Ahmadinejad würde ich eher der Kategorie Antizionismus zuweisen. Und von jemand wie Frau Kahane würde ich mir wirklich wünschen, dass sie da ganz sauber trennt. Schliesslich dürfte ihr bewusst sein, wie schnell der Vorwurf des Antisemitismus in Deutschland missbraucht werden kann, um Debatten abzuwürgen und die Argumente anderer erst gar nicht würdigen zu müssen.

     

    Sicherlich kann man Herrn Ahmadinejad vorwerfen, in punkto Rassismus selbst im Glashaus zu sitzen - beispielsweise wenn es um die Politik Teherans gegenüber nationalen Minderheiten wie den Kurden oder den Balutschen geht. Aber daraus zu folgern, dass die Kritik rassistischer Politik Israels jeder Grundlage entbehrt und man - Stichwort Antisemitismus - sich mit den Details dieser Kritik nicht mehr zu beschäftigen habe, finde ich schlicht falsch. Gerade wenn man Frau Kahanes Aussage zustimmt, der Westen müsse "den Kampf gegen Rassismus als einen Kampf um Gleichwertigkeit und Menschenrechte ernst" nehmen, muss sich der Westen erst mal auch jede Kritik an der eigenen Politik anhören. Ahmadinejads Worte sind ja nicht nur gegen Israel gerichtet, sondern mindestens im selben Mass auch gegen den "Westen".

    Weiter sagt Frau Kahane: "Die Forderung nach Menschenrechten hat zum Fall der Mauer beigetragen. Wer aber heute überzeugen will, muss sich mit Rassismus auseinandersetzen." Völlig d'accord, aber wenn man sich anschaut, wie spätestens seit dem 11. September 2001 der Westen (in erster Linie natürlich die USA und Grossbritannien) in Afghanistan, im Irak und anderswo die Menschenrechte ganzer Völker mit Füssen tritt, dann darf man schon auch die Frage stellen, ob da nicht auch Rassismus drin steckt. Oder wie viele irakische Leben ist das eines Bürgers des Westens wert? Und warum sind sich im Westen alle einig, dass Omar Al Baschir, der Präsident Sudans vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gehört, Herr Blair und Herr Bush aber nicht. Kann es nicht möglicherweise so sein, dass die Herren in Washington, in Berlin und London im Grunde gottfroh sind, dass sich der Herr Ahmadinejad so prima zur Verteufelung eignet, weil man dann vor lauter Empörung über diesen dreisten "Antisemiten" gleich auch die mögliche Debatte über die eigenen Fehlleistungenb umgehen kann.

     

    Viele Grüsse

     

    Simone Schneider

    Berlin-Schöneberg

  • KS
    kleiner Spinner

    Was für eine Farce. Europa zeigt täglich, was ein Afrikaner hier wert ist, indem unsere Fangflotten vor Afrikas Küsten das Meer leer fischen - die ihrer Lebensgrundlage beraubten Fischer tauchen derweil in unseren Medien als "Piraten in Badelatschen" auf. Und was tun die europäischen Täter-Länder? Sie nehmen den Iran-Kasper als Vorwand, um sich vor einer Antirassismus-Konferenz zu drücken, und brechen stattdessen eine vergeistigte Debatte über Antisemitismus vom Zaun.

  • AP
    Adam Potocki

    Bravo! ein sehr guter Artikel!

  • SZ
    S. Zimmermann

    Welchen Westen meinen Sie? Der in Irak 2003 über 20.000 Unschuldige getötet hat? Oder den Westen, der 10 Jahre lang Hussein wiederum beim Angriffskrieg gegen Iran mit Giftgas und Raketen unterstützt hat? Meinen Sie die Koalition Geheimdienste, oder nur jene Staaten mit Atomwaffen westlich der ehemaligen Mauer? Ihren Westen gibt es nicht! Sie können nicht bombardieren und dann den Kampf für die Menschenrechte beginnen. Zwischen diesem Anspruch und der Wirklichkeit klafft keine Lücke, es fehlt ein Begriff. Krieg, Ausbeutung, Rassismus und Antisemitismus sind Teil dieses Begriffs. Mit anderen Worten, diejenigen die ferngeblieben sind, hatten (wie auch andere) auf der Durban-Konferenz erst recht nichts zu suchen.