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Das Zeitalter der Intellektuellen ist einfach vorbei. Birnbaum ist ein Fossil - ein bewunderungswürdiges vielleicht - aber ein Fossil.
Sehen wir nach Deutschland, wo selbst einige taz-Autoren gemeint haben, dass die Veröffentlichung der Dokumente auf wikileaks einen Effekt haben könnte.
Und was ist passiert? Nichts. Null. Nada. Denn wir werden von TINA - 'There Is No Alternative' - regiert. Auch die wahre Herrscherin der taz.
Die kritische Substanz und das Engagement der 60'er und 70'er wurden auf der einen Seite durch Konsumismus ersetzt - "Haste was, biste was" - auf der anderen Seite durch Mülltrennung, den Kampf gegen die Gentechnik und schlimmstenfalls durch Esoterik.
Eine Bekannte und Uni-Dozentin hat sich so kürzlich in den Wasserzulauf ihrer Küche einen 'Energizer' einbauen lassen, der das Wasser in den ursprünglichen Zustand an der Quelle - vor allem VIEL energiereicher - zurückversetzen soll. Mehr Lebensqualität durch Hokuspokus - für schlappe 250 Euros.
Der heutige 'Antifaschist' zum Beispiel bejubelt Krieg, Besatzung und ethnische Säuberung, hängt sich die israelische Fahne ins Fenster; doziert dabei über Frauenrechte und betreibt Kraniometrie an Kulturen und Völkern, so wie einst unsere Grosseltern: "Der Islam ist unser Unglück" gilt heutzutage wieder als quasi-wissenschaftliche Erkenntnis.
Ausser Verblödung und Konsum hat der Westen - hat auch Deutschland - nicht mehr viel zu bieten, abgesehen von den besten Killerspielen und Automaten, die man für Geld kaufen kann. Denn die Grundlage westlicher Überlegenheit ist nach wie vor schlicht effiziente Brutalität.
Unter anderem wegen Menschen wie Norman Birnbaum schätze ich die USA so sehr. Ihnen müssen wir zur Seite stehen, sie müssen wir stärken, ja, ich hoffe nicht, auch beschützen, denn wie könnte man das und wer auch.
Ich kenne die USA nicht gut genug, um jede Aussage Birnbaums über sein Land nachvollziehen zu können. Aber ich bewundere seine edle Haltung und seinen Mut.
Leider können wir bei soviel Beistandsbedarf der humanistischen, kritischen Bürger der USA auf Beistand von dieser Seite hierzulande nicht hoffen...
In 'unserem' Land (also, vielleicht wär's mal an der Zeit, es zurückzuerobern... diese Bemerkung nur, falls die Gefahr besteht, ich könnte je von der so warmherzigen bisher lebenslänglich scheinenden Überwachung ausgeschlossen werden) werden Pazifisten, ja überhaupt Menschen, die zeigen, daß ihr Hirn nicht Opfer der gigantischen staatlichen Manipulationsmaschinerie geworden ist, also denkende und infolgedessen kritische Mitmenschen einfach durch zermürbende 'Überwachung' diskreditiert, der sozialen, psychischen, infolgedessen (Psychosomatik ist Grundlage der Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung seit mindestens der
In wieder mal eigener Sache (aber doch auch examplarisch): Ich selbst habe zwar nur zwei Kommentare geschrieben in letzter Zeit zur Überwachung der Linkspartei, die beide nicht erschienen sind (Artikel: "Ich bin doch kein Staatsfeind" ], zum zweiten Artikel ("Staatsfeind") sind aber gar keine Kommentare zu finden -- sollte wirklich außer mir gar niemand Kommentare geschrieben haben?
--[url=""http://saarlenzer.de/taz/"" target="_blank">gaijinette
"Vielleicht könnten unsere europäischen Freunde helfen, eine kriegskritische Haltung auch in der US-amerikanischen Öffentlichkeit zu verankern." Freunde von Format werden erfleht. Norman Birnbaum klingt irgendwie resignierend und müde. Vielleicht kehrt Angela Merkel mit einer Erleuchtung aus ihrem Urlaub zurück, weil sie als Leselektüre eine Biographie von Stalin mitgenommen hat. Damit nähert sie sich womöglich der Prophezeiung von Norman Birnbaum an, daß Kabul dem Stalingrad von 1943 ähneln könnte.
Wo die Kommunikation mit Konfusion in Bewußtseinsschwäche zu "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" gehalten wird, da ist doch kein Wunder wenn ...!?
Der im Zeitgeist nun "freiheitliche" Wettbewerb, mit seinem "gesunden" Konkurrenzdenken, ist Ursache aller symptomatischen Probleme unseres "Zusammenlebens" wie ein Krebsgeschwür - Gedankenkrieg vor der Materialschlacht!
Soll es einen totalen Rückwärtsgang geben: Steinigungen, Schulverbot für Frauen, Kulturverbot und Zerstörung,Erhöhung des Rauschgiftanbaus, einen Islam ohne philosopischen Fortschritt (Aufklärung, Religionskritik)etc..
In Wirklichkeit haben wir aus Afghanistan gemacht was es heute ist. Erst Russland, dann die edlen Westmächte.
Wie soll sich ein Staat vernünftig entwickeln, der sich immer in seiner Geschichte gegen technisch überlegene Angreifer verteidigen muss?
"Vielleicht könnten unsere europäischen Freunde helfen, eine kriegskritische Haltung auch in der US-amerikanischen Öffentlichkeit zu verankern. Doch für eine solche Herkulesaufgabe wären Freunde von Format nötig. Die aber haben wir nicht. Denn Cameron, Merkel und Sarkozy haben sich längst in den Marsch der Lemminge eingereiht, der uns an den Rand des Abgrunds führen wird. "
Danke für die Unterstreichung dieses Punktes! Ich höre so oft von Kollegen und Freunden: "Ja, die Amis sind schon schlecht, also die Regierung". Man wähnt sich im friedliebenden Europa und ist dabei ein Vasall und engster Verbündeter der Macht zu sein, die die meisten Kriege in den letzten Jahrhunderten geführt, die meisten Soldaten auf fremden Boden stationiert und die meisten Atomwaffen produziert (und als einzige auch eingesetzt) hat. Der A....kriecher von so jemanden zu sein (wie Sarko, Merkel und Cameron) macht uns zu genauso schlechten Mächten, nur halt nicht so mächtig
Liebe Amis, ich will gar nicht verstehen und analysieren, warum ihr so bescheuert seid; bleibt einfach zu Hause und kümmert euch um euren Dreck. Ihr Kriegsverbrecher!
Es tut gut, so klare und einleuchtende Gedanken von einem Amerikaner zu lesen, man wähnt sich so sehr allein mit ähnlichen Vorstellungen. Es ist schon so: Bedenke das Ende!! Wie soll das zu Ende gehen? Es wird ein Desaster für Amerika und alle die Lemminge, die in nibelungenhafter Treue zu Amerika halten. Wir wußten es schon lange. Und wie viele Tote wird es noch geben, bis die Aggressoren das Land verlassen werden?
"In jedem Wahlbezirk findet sich entweder eine Militärbasis, eine Waffenfabrik oder ein wissenschaftliches oder technisches Labor, das aus dem Verteidigungstopf bezahlt wird."
Die Kontinuität, die Geschichte zeigt uns, dass es letztlich darum geht, sich selbst, seine Gier zu kontrollieren. Wie kann man sich sonst als innerlich "frei" betrachten? Ist Amerika dann frei? Es geht also doch darum, an sich zu arbeiten, die Weltreligionen haben doch recht. Das ist spektakulär!
Der derzeitige Streit bei der Rente wirkt kompliziert. Es geht um viel Geld, daher lohnt es sich zu verstehen, was Sache ist.
Debatte Afghanistan: The war must go on
Die amerikanische Öffentlichkeit interessiert sich nicht für die von Wikileaks publizierten Militärberichte - ebenso wenig wie für den Krieg.
Nachdem Präsident John Kennedy gefordert hatte, den Kalten Krieg zu beenden, und plante, die Militärberater aus Vietnam abzuziehen, wurde er 1963 erschossen. Martin Luther King oder Robert Kennedy wurden als weitere Helden der Veränderung fünf Jahre später ermordet. Kennedys Nachfolger, die großartigen und skrupellosen Präsidenten Johnson und Nixon (Letzterer sekundiert durch den Oberrealisten Kissinger) haben dann den Vietnamkrieg nicht beendet, obwohl sie wussten, dass er verloren war.
Mächtige Kräfte in der US-amerikanischen Gesellschaft erlauben einen Rückzug aus unseren verunglückten militärischen Abenteuern nur bei exorbitantem Druck - und das, obwohl wir seit 1945 keinen großen Krieg mehr gewonnen haben. Irgendwie gelingt es der Kriegspartei immer, die Nation mitzunehmen, völlig unabhängig davon, ob Zweifel in der Bevölkerung existieren. Auch Präsident Obama, gebildet und intelligent, wie er ist, wird also den desaströsen Krieg in Afghanistan nicht beenden. Und auch die Papiere, die nun von der nicht allzu transparenten Gruppe Wikileaks zugänglich gemacht wurden, werden nichts an der Politik einer Gesellschaft ändern, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in den Fängen des 20. Jahrhunderts steckt - genauer: in denen des amerikanischen Imperialismus.
Wer über Kriege entscheidet
Norman Birnbaum
1926 in New York geboren, lehrte als Professor für Soziologie an der Georgetown University und beriet Robert sowie Edward Kennedy. Er war Mitbegründer der New Left Review und arbeitet heute u. a. für The Nation.
Entscheidungen über Krieg und Frieden werden in den USA an der Staatsspitze getroffen, dann getreulich durch die weitgehend konformistischen Medien legitimiert und anschließend von der halb entpolitisierten Bürgerschaft entweder begeistert oder resigniert akzeptiert. In jedem Wahlbezirk findet sich entweder eine Militärbasis, eine Waffenfabrik oder ein wissenschaftliches oder technisches Labor, das aus dem Verteidigungstopf bezahlt wird. Kongressabgeordnete und Senatoren votieren in der Regel nicht gegen die Existenzgrundlage ihrer Wähler.
Hinzu kommt ein großer, in den Universitäten und Forschungszentren angesiedelter intellektueller Apparat, der eine gegen jede Veränderung resistente Weltsicht produziert. Laut dieser ist die Nation pausenlos bedroht und eine aggressive Außenpolitik daher die einzige Lösung. Auch General Petraeus hat seinen Doktor in Princeton gemacht - und es sind seine Truppen, die die gezielten Tötungen fortsetzen werden. Die US-Truppen können sich weiter darauf verlassen, dass keine ihrer Kriegsverbrechen als solche geahndet oder auch nur wahrgenommen werden.
Im Heer der ganz normalen Soldaten finden sich überproportional viele Afroamerikaner, Latinos, Migranten und mittellose Weiße. Das Offizierskorps gibt ihnen die Chance auf sozialen Aufstieg. Rund sechs Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts verschlingt jährlich das Militär, wobei die Kriege im Irak und in Afghanistan bislang etwa ein Prozent verbraucht haben. Die meisten Bürger tangieren die unmittelbaren Konsequenzen des Krieges nicht, die Langzeitfolgen erscheinen ihnen allzu abstrakt.
Marsch der Lemminge
Ende letzten Jahres dachte die Mehrheit noch, der Krieg in Afghanistan sei die Mühe nicht wert. Trotzdem gab es keine Massenproteste gegen ihn, und der Streit um den Afghanistaneinsatz beschränkt sich auf elitäre Zirkel und gelegentliche Debatten im Kongress oder Senat. Obama seinerseits hielt es für opportun, die von Bush ererbte Militärstrategie im neuen Gewand zu präsentieren. Seinen Oberkommandeur McChrystal musste er wegen politischer Taktlosigkeit entlassen. So wurde jetzt Petraeus an dessen Stelle gesetzt - just in dem Moment, in dem die durch ihn vermeintlich erreichte Stabilität im Irak zu erodieren begann.
Die jüngst veröffentlichten, ehemals geheimen Militärpapiere enthalten tatsächlich nichts, was die Zeitungsleser nicht bereits seit Jahren wüssten. Die Angriffe auf die allgegenwärtigen "Taliban" fordern kontinuierlich zivile Verluste und schüren eine tiefe Feindschaft bei den Afghanen. Die afghanische Regierung ist korrupt und ihren Truppen fehlt es an Kompetenz. Die pakistanische Armee und die rudimentäre Regierung dieses Landes führen uns gemeinsam an der Nase herum. Al-Qaida ist offensichtlich weitergezogen und der Krieg wurde zu einer vornehmlich afghanischen Angelegenheit, natürlich überformt durch die unnachahmliche Mischung von ethnischen Konflikten und islamischem Obskurantismus in diesem Land - beides wird zweifellos die euro-amerikanischen Invasoren überleben.
Mehr Stalingrad als Saigon
Die Beharrlichkeit der USA ist vor allem der Vorrangstellung des "Krieges gegen den Terror" geschuldet - sie ist ein unbezwingbarer Teil unserer nationalen Ideologie geworden. Folglich stellt sie auch die Basis unserer Außenpolitik dar. Die Israel-Lobby benutzt den Krieg den Terror, um die Allianz mit Israel zu stärken (und um den Weg für einen Angriff auf den Iran zu ebnen). Sie verfügt über mächtige Verbündete aus beiden Parteien und verbindet damit progressive Demokraten mit republikanischen Unilateralisten.
Ein wirtschaftlich sinnvoller und politisch rationaler Weg, Afghanistan seiner Geschichte zu überlassen, wäre, Indien, Pakistan und Iran dazu zu überreden, sich auf Maßnahmen zu verständigen, welche die Region zumindest bis zu einem gewissen Grad stabilisieren. Doch eine solche Bevormundung ist uns leider unmöglich: Sie würde die bösen Geister von Amerikas Verletzbarkeit wecken.
Jedoch, vielleicht werden wir schon bald erleben, wie schwach die USA tatsächlich sind. So könnte sich eine Evakuierung unserer Truppen aus Afghanistan als nicht durchführbar erweisen. Dann könnte es passieren, dass Kabul nicht dem Saigon von 1975 ähnelt, sondern Stalingrad im Jahr 1943. Doch für solche Überlegungen interessiert sich die Öffentlichkeit nicht.
Vielleicht könnten unsere europäischen Freunde helfen, eine kriegskritische Haltung auch in der US-amerikanischen Öffentlichkeit zu verankern. Doch für eine solche Herkulesaufgabe wären Freunde von Format nötig. Die aber haben wir nicht. Denn Cameron, Merkel und Sarkozy haben sich längst in den Marsch der Lemminge eingereiht, der uns an den Rand des Abgrunds führen wird.
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Ines Kappert
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Norman Birnbaum