"Wie gut Menschen integriert sind..." hängt allerdings auch von den Menschen selber ab, Frau Orde. 'Versäumte Integrationspolitik', 'die Gesellschaft ist schuld', ist mir zu oberflächlich, auch zu einseitig.
Es hat sich schon auch etwas in der Einstellung der Menschen, nennen wir sie einfach mal 'Türken' geändert. Beispiel: vor ca 15 jahren kannte ich türkische Familien, die hier leben wollten. Wollte die Frau noch Kopftuch tragen, wurde sie vom Mann angesprochen, was das denn solle, sie möchten schließlich hier leben. Das erlernen der deutschen Sprache (ich trau's mir kaum zu sagen, Frau Orde) war für diese 'Türken' (als Voraussetzung für 'Integration') selbstverständlich. Integriert sind diese Familien wirklich, außer türkisch und deutsch sprechen die Kinder oft auch den regionalen Dialekt (legen Sie mir dies bitte nicht negativ aus. Muß man schon dazu sagen, hm?).
Das hat sich zwischenzeitlich geändert.Die Wichtigkeit der deutschen Sprache wird oft nicht anerkannt, man bewegt sich gerne auch in seinen Kreisen (die Moschee-Neubauten sind nicht umsonst auch 'türkische' Zentren mit türkischen Geschäften, Banken, Reisebüros...) und verlangt oft vom 'Staat' er soll doch bitte was 'bieten'. In diesen Fällen geht es diesen 'Türken' nicht um 'Integration' in diese Gesellschaft. Sie haben längst ihre eigene. Parallelgesellschaft nennt sich das wohl.
Was diese Tendenz m. M. nach unterstützt hat, war die Verteufelung des Islam in den Jahren nach 2001 durch Medien und Politiker. Viele 'Türken' haben sich, sozusagen unter dem Druck von Außen, vermehrt in ihre 'Glaubens-Gruppe' zurückgezogen.Ein 'wir' und 'die andern' hat sich verstärkt.Das überall zu sehende Kopftuch (auch Identitätsstiftend?) ist Symbol dafür.
Ich bin schon der Meinung, dass eine Gesellschaft (nennen Sie es meinetwegen 'Mehrheitsgesellschaft', auch die 'deutsche Gesellschaft' genannt)von den Neu-Ankommenden durchaus ohne schlechtes Gewissen erwarten darf, sich zu 'integrieren'. Das heißt ja nicht, die Wurzeln zu verleugnen. In der veröffentlichten Meinung geht es anders rum: wie paßt sich diese Gesellschaft den 'Ankommenden' an.Das ist sicher nicht der Königsweg für etwas gemeinsames. Wer nicht weiß, wer er selber ist (Deutschland weiß es sicher nicht), wird auch von den anderen nicht anerkannt.
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