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Archiv-Artikel

Day zum Hören

Von JAF

Doris Day hat mehrere hundert Lieder gesungen – und sie in gewisser Hinsicht zu Doris-Day-Liedern gemacht. Eines von ihnen hat sich mittels eines Alfred-Hitchcock-Films tief in die Tonstrom der späten Fünfzigerjahre eingegraben: Whatever Will Be Will Be, in Deutschland auch bekannt als Che Sera – ein fast indezent überbordender Walzer, in dem eine Frau singt, wie es ist, älter zu werden – aus der Sicht eines Kindes, einer Jugendlichen und einer Mutter. Die Single war wochenlang auch bei uns die Nummer eins. In diesem Song allerdings kam Doris Day als Projektionsfläche für Männerträume eher nur schwach zum Vorschein. Der schönste Song, der ihre Kunst des kühl timbrierten, dennoch flehentlich vorgetragenen Wunsches nach Selbstbehauptung als Frau und Geliebte wiedergibt, ist Perhaps Perhaps Perhaps, auf fast allen besseren Easy-Listening-Compilations als harmlose Dreingabe eingemischt. Mit dem Text – und auf den kommt es bei dieser Rumba an – beklagt Miss Day die Zögerlichkeit des von ihr gewollten Mannes, der kein klares Ja für sie herausbringt. Und wie! Ihr Gesangsstil ist von elegantester Aggressivität, keinen Zweifel daran lassend, dass sie Schlappschwänze verachtet. Miss Day war das Gegenteil eines Vielleicht – sie wollte die Entscheidung, auch um den Preis, sich seelisch zu entblößen: Sentimental Journeys unternahm sie nur mit Aussicht auf die ganze Beute. Miss Day zu Ehren haben Geri Halliwell und Cake den Song nachgesungen – eine Reverenz an die größte Darstellerin der Idee des Punks avant la lettre: Riskier dich, schäm dich nicht deiner Härte – und sei weich und bereit, wenn’s um echte Gefühle geht! JAF