■ Daumenkino: Broadway Familie
Here's to you, Mrs. Robinson: Anne Bancroft mal wieder in ihrer Leib- und Magenrolle als jiddische Mamele Kate, die ihre Mischpoke wider alle Zentrifugalkräfte zusammenzuhalten versucht. Großvater Ben ist ein sozialistischer Patriarch alter osteuropäischer Prägung, dem es nicht gefällt, daß seine Tochter Blanche reich geheiratet hat und auch noch glücklich ist dabei. Den Wirtschaftsboom verschläft er, wie er auch den letzten Börsenkrach höchstens müde belächeln konnte. Kates Söhne hingegen wachsen auf wie Woody Allen, hängen vorm Radio, schreiben selbst kleine Varieténummern und hoffen auf den Durchbruch zum Broadway. Logischerweise ist's die durchgeknallte Verwandtschaft selbst, die ihnen dann, in einem Sketch verwurstet, zum Durchbruch bei CBS verhilft. Das gefällt Vater Jack wiederum praktisch gar nicht, und so gibt es den längst fälligen Urknall, wobei noch strafverschärfend hinzukommt, daß Jack seinerseits eine verhängnisvolle Affäre hat.
Ein Händchen für den New Yorker Jiddishism kann man dem Autor Neil Simon („Lost in Yonkers“) nicht absprechen, und der Regisseur Paul Bogart hat schon in der Torch Song Trilogy bewiesen, daß er mit dieser Art Stoff umgehen kann. Zu Mäkeln bleibt trotzdem, daß die Schlechtigkeit der Nachkriegsmoderne immer und immer wieder an jüdischen Großfamilien demonstriert werden muß; als sei das Leben in Osteuropa eine Pastorale gewesen. mn
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