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■ DaumenkinoYvonnes Parfüm

Langeweile kann durchaus komfortable Zustände hervorrufen, im Kino ist sie jedoch kaum von Vorteil. Selten so gelangweilt wie im Parfüm von Yvonne, aber wem die Schuld geben? Dem im Film ebenso tragend wie tragischerweise beschäftigten Supermodel Sandra Majani? Dem Regisseur Patrice Leconte („Der Mann der Friseuse“), der über den vielen eleganten Bildern seine schöne kleine Geschichte vergessen hat?

Der Sommer 1958, lauter „glückliche Tage“. Die Damen tragen Vichykarokleider oder Seeräuberhosen, man nimmt seinen Cocktail beim Mambo und sieht sich Tennis an. Leben soll leicht sein wie ein Wattewölkchen: „Solange es junge Leute in Weiß gibt, die Tennis spielen, kann es nicht so schlimm stehen.“ Der Algerienkrieg wird ignoriert. Die schöne junge Yvonne, der es nicht an Ehrgeiz, wohl aber an Talent zur Schauspielerei fehlt, zieht mit dem schwulen Doktor Meinthe um den Genfer See. Victor, ein junger Nichtstuer, kokettiert mit der „portugiesischen Melancholie“, was immer das sein mag. Sein Tagewerk besteht im Lesen von Filmillustrierten.

Tagsüber sitzt Victor in der Halle eines teuren Hotels herum, wo zu wohnen er sich nicht leisten kann. Genau dort erblickt er Yvonne, ganz in Weiß, rein wie eine Lilie auf dem Felde und – welch Wunder, Heilige und Hure als Doppel-Sparpaket – megasexy. Das Rückendekolleté von Yvonne reicht bis zum makellosen Popo, Victor wirft Blicke, und alsbald reibt man unter Tisch die gleichfalls makellosen Knie aneinander. Doch die kochendheiße Affäre nimmt man dem Film nicht ab, und seinen Anspruch auf die tatsächliche Vergänglichkeit von Glück und Zeit verschenkt er.

Gott, was allein für eine billig konstruierte Erotik! Die Dame greift dem Herrn schwül an den Schritt, sowieso ein stinködes Bild, da werden ohne ersichtlichen Grund ein paar Wellensittiche eingeblendet. Was haben die dem Regisseur nur getan? Dann läßt Yvonne, wieder ganz in Weiß, auf einem Schiff ihren weißen Slip fallen, und Victor wirft das Stück mit großer Geste ins Wasser. Oder: Yvonne geht in Unterwäsche ans Fenster – „frivol, frivol“. Schwachsinn, dein Name ist Weiß, möchte man greinen. Eigentlich ist es der Gipfel an Unverschämtheit, einem so etwas als Amour Fou zu verkaufen. Jedes Abstreifen von „Gildas“ Handschuhen ließ es da doch mehr und raffinierter knistern. Einzig interessant bleiben der Mambo von Celia Cruz und Jean-Pierre Mareilles Auftritte als alternde Tunte („Ich bin Astrid, Königin der Belgier!“) in ihrer tiefen und wirklich traurigen Einsamkeit.

„Yvonnes Parfüm“ hat leider nicht einmal die Qualität von „4711“, und wer würde letzteres schon freiwillig benutzen? Anke Westphal

Regie: Patrice Leconte, Frankreich 1994, 87 Minuten

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