■ Daumenkino: Drop Zone
200 Helikopterflüge verbrauchten jede Menge Treibstoff für „Drop Zone“, und dann fällt Wesley Snipes so ganz ohne Fallschirm gerade von oben nach unten, nur an den flatternden Rändern des Menschen blitzt hin und wieder der Rest des Blue Screens auf. Das glaubt doch keiner, wenn der Protagonist schon nach 25 Minuten in der Form eines Eierkuchen endet.
Wesley Snipes gibt einen Polizisten, dem sein Brüderchen abhanden kommt, weil es aus dem Loch eines fliegenden Flugzeugs geweht ward, und rumms! beginnt der ganz private Rachefeldzug, der ohne Verlust von Dienstmarke und -waffe nicht komplett wäre. Ebensowenig darf fehlen: Attraktive Frau, die das gute alte Rein-raus-Spiel vom Necken-was-sich-liebt mit Wesley spielt; einige obskure Gestalten, die entweder nicht ganz dicht sind und/oder gar nicht erst sprechen, was vielleicht auch besser für alle ist, ein überaus skrupelloser Verbrecher, der immer ganz fies lacht und dessen Stimme kehlkopfkrebsgeschädigt schnarrt; ein genialischer Erfinder, der memmenmäßig schwer was hermacht; und natürlich der notorische Hans Zimmer, der auch hier ganz doll in die Tasten seines Synthesizers haut, wenn die Bilder nicht ganz so wollen, wie es die Dramatik im Drehbuch vorgesehen hat. Bis endlich der verwehte Bruder rehabilitiert ist und Wesley viele neue fliegende Freunde gefunden hat, muß das Hänschen noch ziemlich oft für den nächsten Oscar üben. Dabei hat John Badham früher mal wirklich gute Kömodien gemacht, ich jedenfalls habe erst kürzlich wieder herzhaft über „Saturday Night Fever“ gelacht.
Ein wenig verwirrend ist nur Wesley Snipes. Nicht, daß er als Mime irgendwie auffiele, aber er ist so schwarz!? Halten wir fest: Erstmals darf ein Afroamerikaner als positiver Protagonist in einem Durchschnittsactionstreifen mitten zwischen lauter Weißen ran, ohne daß die Hautfarben auch nur irgendwie problematisiert würden. Das ist doch schön zu wissen, jetzt wißt Ihr es. Aber Fallschirmspringen ist jetzt durch, liebe Hollywoodproduzenten, auch weil's mimisch selten über schreckgeweitete Augen hinausgeht. to
„Drop Zone“, Regie: John
Badham
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