■ Daumenkino: Hip Hop Hood
Vor Hip Hop Hood traten die Brüder Shawn, Marlon und Keenen Ivory Wayans einzig mit I'm Gonna Git You Sucka (1989) in Erscheinung, einer Blaxploitation-Parodie, in der die Handfeuerwaffen nur so polterten. Ansonsten verdienen sie sich ihre Plüschpantoletten mit der Emmy-prämierten TV-Serie „In Living Color“, wo sie die Alltagsprobleme ihrer afroamerikanischen Mitbürger zu billigen Scherzen nutzen.
„Hip Hop Hood“ mischt sich die Story-Line komplett aus den beiden erfolgreichsten Vertretern des diesmal avisierten Genres, des Ghetto-Films: aus „Boyz in the Hood“ und „Menace Il Society“. Die Wayans haben zielsicher die einschlägigen Sequenzen ausgewählt, übertreiben mal deren Klischeehaftigkeit ins Groteske oder ballern gleich aus allen Klamaukrohren. „Was sagt man, wenn man einen netten Mann trifft?“ belehrt eine alleinerziehende Mutter ihre vielköpfige Kinderschar. Antwort: „Bist du mein Daddy?“ Im Ghetto-Kino läuft „Black to the Hood, Part 6“, und die Ladenklingel beim Koreaner klingelt nicht, sondern meldet kurz und knapp: „Nigga.“ Auf die Frage des Sohnes, ob er sie wiedersehen wird, entgegnet die Mutter: „Tut mir leid, aber in diesen Filmen gibt es keine positiven schwarzen Frauenrollen.“ Die Cops spielen ein Videospiel namens „Rodney's Ride“, in dem schwarze Verdächtige verprügelt werden, und die wenigen Weißen sind einzig dazu da, die Schwarzen reinzureiten, und führen Strichlisten: „Tupac, O.J., Tyson...“
Wer den Holzhammer der Zucker-Brothers schätzt, für den haben die Gebrüder Wayans den richtigen Stoff, drei Tonnen schwer und alles plattmachend mit der Eleganz einer Panzerfaust. Thomas Winkler
„Hip Hop Hood“. Regie: Paris Barclay
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