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■ DaumenkinoWeg in die Hölle

Die anderen sind halb verrückt vor Angst, wen die Schläge des Lageraufsehers als nächstes treffen werden. Nur sie bleibt kühl: Frances McDormand als Dr. Verstak.

Als Jüdin mit deutschem Paß, also Angehörige einer befreundeten Macht, darf sich die promovierte Philosophin bei den Japanern auch ein bißchen mehr herausnehmen als ihre Leidensgenossinnen. Als all die anderen in Südostasien lebenden Britinnen, Holländerinnen, Australierinnen und Amerikanerinnen, die im Zweiten Weltkrieg von der japanischen Besatzungsmacht in einem primitiven Lager auf Sumatra interniert werden.

Ironie des Schicksals, das Frances McDormand als vermeintliche Dr. med. mit sarkastischer Ironie und einer steten Ration an Whiskey, Zigaretten und Medikamenten – die dem Verkauf der Goldplomben geschuldet ist, die sie aus den Zähnen der gestorbenen Gefangenen herausbricht – gegen ein Ensemble ganz hervorragender Schauspielerinnen ausspielt.

Glenn Close ist in „Paradise Road“, wie das Internierungsdrama heißt, die Pflanzerfrau Adrienne Pargiter. Im Überlebenskampf des Lagers gründet sie ein Vokalorchester, das zur einzigen Waffe der Frauen gegen die brutalen Bewacher wird. Unterstützung erfährt sie von der ehemaligen Missionarin Daisy „Margaret“ Drummond (Pauline Collins), die ihr beim Arrangieren von Klassikern, wie dem Largo aus Antonin Dvořáks 9. Symphonie „Aus der neuen Welt“, hilft.

Auch was die anderen Schaupielerinnen angeht, ist der Film großartig besetzt. Für Drehbuch und Regie läßt sich das so nicht sagen. Denn konventioneller, als es Bruce Beresford („Miss Daisy und ihr Chauffeur“) tut, hätte man die Geschichte kaum erzählen können. Mehr Raffinesse würde der authentischen Geschichte mit Sicherheit mehr Zuschauer bescheren.bw

„Paradise Road“, Buch/Regie: Bruce Beresford. Mit Glenn Close, Frances McDormand, Pauline Collins, Johanna Ter Steege, USA 1997, 121 Min.

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