■ Daumenkino: Coppolas Regenmacher
Nachdem sich Francis Ford Coppola mit der Regie von „Jack“ zwar nicht als supererfolgreich, aber doch als pflegeleicht erwiesen hat, wurden ihm für „Der Regenmacher“ sogar noch Drehbuch und ausführende Produktion übertragen. Soviel Macht hat der berüchtigte Egomane schon lange nicht mehr genossen. Aber auch bei Coppola wird aus einer Grisham-Vorlage nur eine Grisham-Verfilmung.
Wieder einmal werden uns die Sorgen und Nöte des edlen Berufsstandes der Rechtsanwälte nahegebracht. Hollywoods neuer Zaubersaubermann Matt Damon spielt ein junges, hoffnungsvolles Exemplar dieser Spezies, das in die Fänge einiger schmieriger Winkeladvokaten gerät, die im Krankenbette darbenden Opfern Unterschriften abpressen, um in ihrem Namen Firmen zu verklagen. Verblüffend dabei vor allem, wie sich der reine Idealismus unseres beinahe noch pickligen Helden so ganz vorzüglich mit der puren Geldgier der Kollegen verträgt. Bei der Vertragsunterzeichnung tropft das Blut aus der Nase des ebenso krebskranken wie tapferen Arbeiterkindes, das natürlich seinen Sieg vor Gericht nicht mehr erleben wird dürfen.
Die Inszenierung badet in kräftigen, ehrlichen Brauntönen, von denen vor allem auch der Gerichtsaal dominiert wird, in dem schlußendlich dann doch noch gutes amerikanisches Recht gesprochen wird. Nur knapp entfernt von der Kitschgrenze bewegt sich Coppola vor allem bei der unglaubwürdig asexuellen Liebesgeschichte, aber ehrlich gesagt, man möchte Milchbubi Damon gar nicht in eindeutiger Aktion sehen. Immerhin bekommt Coppola von den alten Haudegen die üblichen souveränen Darstellerleistungen, sei es von Jon Voigt als Inbegriff eleoquenter Schleimigkeit oder vom wie immer grandios wuseligen Danny DeVito. Und dann macht ausgerechnet Mickey Rourke als zwielichtiger, dauerqualmender Mafiaanwalt diesen durchschnittlichen Durchschnittsfilm tatsächlich fast noch sehenswert. Je älter Rourke wird, desto heftiger wird die Diskrepanz in diesem ebenso anziehenden wie abstoßenden Grinsen. Ein ekliger alter Mann, aber so eklig hat das schon wieder was. to
„Der Regenmacher“. Regie: Francis Ford Coppola. Mit Matt Damon, Mickey Rourke, USA 1998, 135 Min.
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