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■ DaumenkinoDrei lustige Herren

„Ein Kirchturm“, sagt Herr Dölken zu Herrn Ivo, in einem Maisfeld stehend, „ist leider meistens auch das erste Zeichen von Zivilisation.“ Fehlanzeige. Verglichen mit den Menschen im Schatten der kleinen Dorfkirche sind die drei Herren, Dölken, Ivo und Sichel noch die Zivilisierteren – dabei sind sie aus einer Irrenanstalt entwischt.

So etwa die Ausgangssituation zu „Drei Herren“ von Nikolaus Leytner. Die drei Verrückten erscheinen vor hinterwäldlerischer Kulisse plötzlich als die Normalen, normaler wenigstens als ihre Umgebung. Die Inkompatibilität der beiden Realitäten von Verrückten und Dorfbewohnern erzeugt für den Zuschauer Komik.

Dabei müßte „Drei Herren“ nicht zwangsläufig eine Komödie sein – vielmehr spürt man entgegen dem Genre, daß Autor und Regisseur Nikolaus Leytner etwas sagen will. Wirklichkeit ist subjektiv, Dummheit besiegt auch das Offensichtliche, Liebe hat nichts mit Intelligenz zu tun. Schön, aber die gute Absicht wird nicht eben befördert, wenn sich der Film selbst oft nahe am Klamauk bewegt. Keine Dorfbewohnerfigur, die nicht einfach zu überdreht wäre. Auch die Kulisse hilft nicht eben dabei, auszudrücken, daß das kleine Kaff im Waldviertel eigentlich überall ist. Zu sonnendurchflutet die reifen Felder, zu putzig die paar Häuser, die man gar nicht mehr in Österreich wähnen mag, vielleicht schon in der Ost-Slowakei. Trotzdem, „Drei Herren“ ist ein ungemein unterhaltsamer Anti-Heimatsfilm, schön fotografiert, gut gecastet. Besonders angenehm: Ottfried Fischer, der als Herr Sichel nur ein einziges Wort sagt. Stefan Schmitt

„Drei Herren“. Buch und Regie: Nikolaus Leytner. Mit Ottfried Fischer, Karl Markovics, Karl Merkatz u.a. Ö/D 1998, 89 Min.

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