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DaumenkinoSchrott – Die Atzenposse

Das ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist. Dieser Kampfruf aus den frühen Achtzigern kultivierte den schlechten Geschmack und öffnete gleichzeitig die Tür zu einer neuen Welt. Man entdeckte die verwegene Schönheit von B- und C-Pictures, man erfreute sich an der Subversivität billigster Horrorfilme, oder man grölte über die unfreiwillige Komik verstaubter Fernsehidole. Trash lautete das zweischneidige Zauberwort, mit dem man einerseits Schätze bergen konnte, andererseits Denkmäler stürzte. Irgendwann Mitte der Neunziger war so gut wie alles entdeckt, der letzte große Gewinner der Trashwelle hieß Quentin Tarantino mit „Pulp Fiction“. Seine Epigonen und die Pulp-Epidemie machten der Freude am schlechten Geschmack für lange Zeit den Garaus. Was soll man also von einem Film halten, der sich stolz „Schrott – Die Atzenposse“ nennt? Außer dass er mindestens sieben Jahre zu spät kommt?

„Schrott“-Regisseur Axel Hildebrandt will in seinem Kinodebüt gezielt Trash inszenieren, um so das echte, schrille Leben einzufangen. Das unverstellte Sein wohnt auf dem Schrottplatz und heißt Ecki (Uwe Ochsenknecht). Ecki hat nur drei Dinge im Sinn: kaltes Bier, scharfe Miezen, heiße Motoren. So ist das im authentischen Trash-Leben. Doch auch jemand wie Schrottplatz-Ecki ist lernfähig. Am Ende, wenn der Traum vom großen Sieg im Autorennen geplatzt ist, weiß er, dass es wichtigere Dinge gibt als Saufen, Ficken, Heizen: nämlich eine Männerfreundschaft. Darum muss Ecki schließlich auch noch den abgenudelten James-Brown-Hit „It’s A Man’s World“ singen. „Schrott“ liefert den endgültigen, aber auch überflüssigen Beweis, dass miese Sprüche und eine lahme Story nicht ausreichen, um einen vorsätzlich trashigen Kinofilm zu drehen. Auch der holprige Schnitt und die biederen, an „Kommissar Rex“ geschulten Bilder machen „Schrott“ nicht zu dem gewollten Trashereignis. Das liegt vor allem an einem Missverständnis. Trashkultur hatte immer etwas mit Entdeckungslust zu tun und mit der Lust, Filme, Lieder oder Romane umzudeuten. Vorsätzlich Trash zu produzieren ist darum ein zumindest paradoxes Unterfangen.

Immerhin haben es einige „Schrott“-Minuten verdient, ins Trashbuch der Rekorde aufgenommen zu werden. Das Autorennen, von dem Ecki und sein Buddy Robert (Boris Aljinovic) träumen und an dem sie schließlich auch teilnehmen, sieht aus wie die Spazierfahrt durch eine verkehrsberuhigte Zone. So langsam hat man ein Dutzend Porsches auf einmal noch nie gesehen. Nur diesem unfreiwillig komischen Rennen kommt das Prädikat „Trash“ zu. Ansonsten gilt: „Schrott“ ist so dermaßen schlecht, dass es einfach nur schlecht ist.Enno Bohlmann„Schrott – Die Atzenposse“. Regie: Axel Hildebrandt. Mit Uwe Ochsenknecht u.a. 91 Min.

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