Datendiebstahl bei Sony: Ein spätes Sorry

Die Konzernspitze entschuldigt sich bei Nutzern für die gestohlenen Daten und erhebt erste Vorwürfe. Angeblich soll die Hacker-Gruppe Anonymouse verantwortlich sein. Doch die wehren sich.

Make believe? Viele Sony-User haben inzwischen ihre Zweifel. Bild: reuters

BERLIN dpa | Knapp drei Wochen nach dem spektakulären Datenklau bei Sony hat sich Konzernchef Howard Stringer in einem Blogbeitrag persönlich bei den betroffenen Kunden entschuldigt. "Wir als Unternehmen - und ich persönlich - entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und Sorgen, die aus dieser Attacke entstanden sind", schreibt Stringer.

Nutzern der drei betroffenen Dienste Playstation Network, Qriocity und Sony Online Entertainment bietet Sony eine kostenlose Versicherung an, die Schäden in Höhe von einer Million Dollar pro Person abdecken soll. Dies gilt allerdings vorerst nur für Kunden in den USA. Ähnliche Programme sollen in weiteren Ländern folgen.

Sony hat dafür nach Angaben von Sony-Manager Patrick Seybold einen Vertrag mit der US-Sicherheitsfirma Debix abgeschlossen, der auch einen umfangreichen Internet-Sicherheitsschutz umfasst. Nach Registrierung sollen Nutzern im Falle eines Identitätsdiebstahls Versicherungsschutz für ein Jahr erhalten, der unter anderem mögliche Gerichtskosten, Schadensbehebung oder Gehaltsausfälle abdecken soll.

Auch verteidigte Stringer das Unternehmen gegen Kritik, dass Sony nach der Attacke erst sehr spät an die Öffentlichkeit getreten sei. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Attacke habe Sony die Dienste vom Netz genommen. Er selbst hätte sich gewünscht, viel früher eine Antwort darauf zu haben, was passiert sei. "Aber forensische Analysen sind ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess", so der Konzernchef. Die Hacker hätten alles darangesetzt, ihre Spuren zu verwischen. Trotzdem nannte Sony Teile des Hacker-Kollektivs Anonymouse als mögliche Angreifer.

Wir sind Legion

Der Konzern verwies in einem in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Brief darauf, dass Anonymous schon vorher versucht habe, dem Konzern das Leben mit sogenannten DDOS-Attacken (Distributed Denial of Service) schwer zu machen. Auch hätten die Angreifer auf den Servern ein Dokument mit dem Titel "Anonymous" und dem Text "Wir sind Legion" hinterlassen, erklärte das Unternehmen in einem Schreiben an US-Abgeordnete. Das nur locker organisierte Kollektiv weist jedoch eine Beteiligung zurück und spricht von einem Ablenkungsmanöver.

So hieß es in einem Schreiben von Anonymouse, das sie auf ihrem Blog veröffentlichten, das Kollektivs dulde den Diebstahl von Kreditkarten-Daten nicht. Eine ehrliche Untersuchung des Falls werde zeigen, dass Anonymous nicht verantwortlich sei. Das Hacker-Kollektiv verwies darauf, dass es öffentliche Unterstützung suche - die erhalte man nicht durch den Diebstahl von Kreditkartendaten und Identitäten.

Die Gruppe hatte bereits vor zehn Tagen eine Beteiligung an dem Einbruch zurückgewiesen. Sie schloss dabei jedoch nicht aus, dass einzelne Mitglieder der Vereinigung auf eigene Faust agiert haben könnten.

Weiterhin unbekannte Hacker hatten bei Sony Daten von mehr als 100 Millionen Nutzern gestohlen. Die Dienste sollen in den nächsten Tagen Schritt für Schritt wieder in Betrieb gehen.

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