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Archiv-Artikel

„Dass Sie an mich glauben ...“

Bernhard Hoetger und die „Inspiration Paris“: Ein eigenständiger Beitrag zum Modersohn-Becker-Jahr

Als Mitfinanzier großer Ausstellungen ist die Sparkasse seit längerem fester Bestandteil der Bremer Kulturlandschaft, dank ihrer immensen Art Déco-Halle Am Brill kann sie auch mit eigenen Ausstellungen aufwarten. Im Zuge der Modersohn-Becker-Euphorie ist es ihr nun gelungen, nicht nur im Windschatten der genuinen Kunsttempel zu segeln, sondern einen beachtlichen eigenen Akzent zu setzen: „Inspiration Paris“ widmet sich dem Einfluss der französischen Kunst auf Bernhard Hoetger. Also einer Parallele zum Paula Modersohn-Becker-Phänomen, das mit diesem eng verbunden ist.

In Gegensatz zu Modersohn-Becker konnte Hoetger einige Jahre am Stück in Paris leben: Er kam 1900 wegen der Weltausstellung und blieb, fasziniert insbesondere von Auguste Rodin, als zunächst völlig mittelloser Montmartre-Bewohner einfach da. Am Brill sind diese Schaffensjahre sowohl durch politisch inspirierte Arbeiten wie die „Menschliche Maschine“ als auch durch Symbolistisches vertreten: Man sieht Hoetgers „Eva“, sowohl „auf dem Schwan“ als auch „auf dem Löwen“, vor allem aber die Plastik „Der Sturm“, benannt nach einer damals großes Aufsehen erregenden Performance der Tänzerin Loïe Fuller – ein brillantes Beispiel in Bronze gebannter Bewegung.

Für das Bremer Publikum ist es spannend, Hoetger hier in seiner sozial wie stilistisch bewegten Frühphase zu erleben, bevor er zu den stark stilisierten, oft sehr massigen Köpfen und Figuren überging, die in ihrer Glattflächigkeit ziemlich brutal wirken können – wie etwa die an Mussolini gemahnende Büste seines späteren Auftraggebers Ludwig Roselius in der Böttcherstraße.

Becker-Modersohn und Hoetger trafen sich in Paris in der Bewunderung zunächst für Rodin, dann Aristide Maillol, die beide ebenfalls Am Brill vertreten sind. Für Becker-Modersohn bedeutete die Freundschaft zu Hoetger eine entscheidende künstlerische Bestätigung. In ihrer schwärmerischen Art betont sie wiederholt ihre große Dankbarkeit gegenüber dem Kollegen, der 20 Jahre später, als autodidaktischer Architekt, ihr Museum baute: „Dass Sie an mich glauben, das ist der schönste Glaube von der ganzen Welt, weil ich an Sie glaube.“ Die Auseinandersetzung mit Hoetgers Mitgliedschaft in der NSDAP – die im Bremen-Lexikon im Gegensatz zur späteren Deklaration seiner Kunst als „entartet“ nach wie vor unerwähnt ist – blieb ihr erspart.

Henning Bleyl

„Inspiration Paris“: Noch bis zum 1. Februar Am Brill