: Dasa-Chefs drückten sich
■ Dasa-Gesamtbetriebsrat träufelte Balsam auf die Seelen der Lemwerder-Belegschaft
Kurzfristig sagte er dann doch noch ab, der für Lemwerder zuständige Geschäftsführer der Deutschen Aerospace GmbH (Dasa/München). „Ein starkes Stück“, fand der Betriebsrat. Die demnächst arbeitslosen 1.300 MitarbeiterInnen hätten die Begründung für die Werkschließung gern mündlich gehört. Bislang liegt nur ein Fax vor. Doch der Chef hielt es offenbar für wichtiger, im bayerischen Pfaffenhofen ein neues Flugzeug an einen Kunden zu übergeben.
„Das Lemwerder Werk ist gesund“, beharrte Betriebsratsvorsitzender Erwin Nowak gestern. Seit 1988 habe es Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe gegeben. Selbst im Krisenjahr 1993 komme man „fast mit einer roten Null über den Berg“. Man habe gültige Verträge mit der Bundeswehr, bis zum Jahr 2000 das Frachtflugzeug Transall zu warten. Und im zivilen Bereich hätte man mit dem Umbau von 13 Passagier-Flugzeugen zu Frachtern für zwei Jahre Arbeit gehabt. Offenbar will die Dasa-Leitung die Militäraufträge in ein bayerisches Werk geben und die zivilen Aufträge nach Hamburg. Bei der bloßen Wartung von Flugzeugen kann Lemwerder auf dem Weltmarkt nicht mehr lange mithalten: Auch in den USA, in Malaysia oder Irland gibt es mittlerweile große Wartungszentren.
Gekommen war dann immerhin der Gesamtbetriebsrat Erwin Hilbring. Er hielt kräftige Worte und einigen Balsam bereit: „Hier scheint mir eine neue brutale Daimler-Unternehmenskultur ausgebrochen“, sagte er etwa. Hilbrink forderte die Unternehmensleitung auf, mit der Arbeitnehmervertretung zu verhandeln. Als Trost hatte Gesamtbetriebsrat Hilbrink den Lemwerdern das Solidaritätsversprechen der Hamburger Dasa-Belegschaft mitgebracht. Die wollen offenbar den Flugzeug-Umbau, der für die Lemwerder vorgesehen war, vorerst nicht anrühren.
Gestern haben die ArbeiterInnen erneut die Arbeit niedergelegt und die Weserfähre nach Vegesack blockiert. Bis zum 8. November haben sie noch Zeit für Aktionen, dann müßte der Umbauauftrag begonnen werden — sofern die Flugzeuge dann in Lemwerder stehen. Betriebsrat Nowak widersprach Gerüchten, wonach bereits mehrere Kunden Aufträge abgesagt hätten. „Wir sind bereit zu arbeiten, wir sind hochmotiviert.“ cis
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen