piwik no script img

Das warBremen sieht rotgrünrot

Bremen ist im Sommer zu bundesweiter Berühmtheit gelangt: als erstes westdeutsches Bundesland mit rot-grün-roter Regierung. Was sich seither getan hat, brachte Anfang Dezember Florian Pfeffer, neuer Landessprecher der Bremer Grünen, auf den Punkt: „Im Moment laufen sich alle warm.“

Bereits vor der Wahl im Mai war klar: Wer Bremen künftig regieren würde, bestimmten die Grünen. Denn für die vorherige Koalition aus SPD und Grünen würde es nicht mehr genügend Stimmen geben. Das Wahlergebnis fiel für die SPD denn auch erwartungsgemäß desaströs aus: Mit gerade einmal 25 Prozent der Stimmen erreichte sie ihr historisch schlechtestes Ergebnis in Bremen. Und als ob die Schmach nicht schon groß genug gewesen wäre, bekam die CDU auch noch anderthalb Prozent mehr.

Sollte Bremen künftig schwarzgrüngelb oder rotrotgrün regiert werden? Die Grünen hielten sich alle Optionen offen. Möglicherweise verleitete genau das viele WählerInnen dazu, sie nicht zu wählen Bloß 2,3 Prozent mehr als bei der vorherigen Wahl erhielt die Partei – das ist nicht viel angesichts ihres ungleich besseren Ergebnisses bei der Europawahl, die am gleichen Tag wie die Bürgerschaftswahl stattfand.

Während die einen dann später froh waren, dass sich die Grünen gegen eine Koalition mit CDU und FDP entschieden haben, waren andere enttäuscht: Nun werde es ein müdes „Weiter so“ in Bremen geben, so deren Kritik. Das wollte der damalige Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) nicht auf sich sitzen lassen: Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen im Juli gab er bekannt, nicht wieder zu kandidieren. Weggelaufen ist er allerdings nicht, er sitzt seither als Abgeordneter im Parlament. Und sein Nachfolger wurde mit Andreas Bovenschulte ein enger Vertrauter Sielings.

Und dann war da natürlich auch noch die AfD, die entgegen dem Bundestrend nur 0,6 Prozent zugelegt hat und mit 6,2 Prozent in den Landtag einzog. Fünf Sitze bedeutete das, aber bereits im September zersemmelte sich die braune Masse selbst: Drei von ihnen verließen die Fraktion und heißen seither „Gruppe Magnitz, Runge, Felgenträger“, die beiden anderen wurden Einzelabgeordnete. Eine AfD-Fraktion gibt es nicht mehr.

Gut so, denn Rotgrünrot hat schon genug Probleme, auch interne, denn es herrscht Uneinigkeit beim Thema Mietendeckel und Schuldenbremse. Und als ginge es Bremen nicht schlecht genug, geht's wirtschaftlich noch weiter bergab. Zusätzlich klaffen Haushaltslöcher, die vor ein paar Monaten noch nicht bekannt waren. Stoff genug also für die Zeit nach dem Warmlaufen – das spätestens mit den Haushaltsverhandlungen im kommenden Jahr beendet sein dürfte. Simone Schnase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen