: Das schlechte Gewissen „sinkt“
betr.: „Die Bildungskaskade“, taz vom 19. 10. 06
„Jetzt haben wir den Salat.“ Es war genau so zu befürchten. Immer mehr Leute mit Abi verzichten jetzt aufs Studium wegen der Studiengebühren und nehmen den Haupt- und RealschülerInnen die Ausbildungsplätze weg.
Ich habe auch nach dem Abi erst eine Berufsausbildung gemacht, weil ich nicht wusste, was ich studieren sollte. Jetzt nach (fast) Abschluss meines Studiums denkt man auch, man hat vielleicht einem(-er) anderen den Ausbildungsplatz weggenommen. Aber durch die Gebühren „sinkt“ das schlechte Gewissen darüber bei vielen jetzt noch mehr (verständlich). Trotzdem sind Studiengebühren einfach eine soziale Ungerechtigkeit. Gerade Abiturienten oder SchülerInnen, die sich erst orientieren wollen und noch nicht wissen, ob ein Studium für sie das Richtige ist, oder es nicht schaffen (!), werden jetzt von FDP und CDU dafür noch bestraft. Und was ist mit denen, die nach der Berufsausbildung überlegen, ihr Fachabi nachzuholen, und sich jetzt fragen „warum eigentlich?“, wenn ich an der FH auch noch dafür „blechen“ muss.
Durch diese einseitige gelbe und schwarze Ideologie werden Potenziale und Chancen junger Menschen verschenkt und einseitig eine bestimmte Klientel an der Uni bedient. Und die Real- und HauptschülerInnen, die keine Ausbildungsplätze mehr finden, werden zum Teil in die Perspektivlosigkeit und Depression geschickt.
STEFAN KUNTERDING, Münster