Das neue Palm-Handy: Pixi statt iPhone
Gerade wurde Smartphone-Fabrikant Palm vor dem Niedergang gerettet. Mit neuen Geräten wie dem Handy "Pixi" geht es nun weiter gegen Apple und Google.
Glück gehabt: Nachdem es zwischenzeitlich danach aussah, als ob der traditionsreiche Handheld- und Smartphone-Hersteller Palm das Zeitliche segnen würde, kam der rettende "weiße Ritter" dann doch noch. Der IT-Riese HP hat sich die Firma für einen Milliardenbetrag geschnappt und will aus Palm nun die Grundlage seiner eigenen Mobilstrategie machen.
Bis es soweit ist, bringt Palm aber noch die neuesten Geräte seiner bisherigen Produkt-Pipeline auf den Markt. Das nächste Modell, mit dem der Smartphone-Spezialist versuchen will, den Vorsprung zu Apple (iPhone) und Google (Android) aufzuholen, nennt sich "Pixi". Das Gerät ist bereits seit dem letzten Jahr in den USA erhältlich und kommt in diesen Tagen unter dem Namen Fee endlich nach Deutschland, wo die Netzbetreiber O2 und Vodafone hoffen, Verkaufserfolge zu landen.
Eigentlich heißt der Pixi "Pixi Plus". Das "Plus" weist darauf hin, dass das Gerät ein Vorgängermodell kennt, das etwas leistungsschwächer war. Da Palm dieses Handy in Europa aber erst gar nicht eingeführt hat, dürfte sich hier zu Lande der einfache Name Pixi durchsetzen. Den größten Unterschied zum großen Bruder Pre sieht man schon von außen: Der Pixi besteht aus einem Bildschirm und einer direkt darunter angeordneten Tastatur, während man letztere beim Pre wegschieben kann. Der fehlende Mechanismus sorgt dafür, dass der Pixi dünner ist als der Pre, dafür aber auch etwas länger.
Die anderen Unterschiede lassen sich an einer Hand abzählen: Der Pixi hat eine etwas niedrigere Bildschirm-Auflösung, einen langsameren Prozessor, nur den halben Speicher des Pre (8 statt 16 Gigabyte), er wiegt weniger (100 Gramm statt 135 Gramm) und besitzt keinen Spezialchip für 3D-Grafik. Trotz der geringeren Power lässt sich der Pixi im Normalbetrieb so nutzen, wie man es vom Pre kennt: Das WebOS genannte Betriebssystem bietet ein gutes Web-Programm, Navigation per GPS, Touchscreen-Funktionen, wie man sie von iPhone und Co. kennt, ein reichhaltiges Angebot an Zusatzsoftware über den "Palm App Catalog" und eine gut strukturierte Oberfläche.
Wie schon der Pre ist auch der Pixi sehr Internet-lastig: Ohne einen Account bei Palm kann man das Gerät gar nicht in Betrieb nehmen, auf dessen Server Backup-Daten lagern. Egal ob Google, Twitter oder Facebook - Web 2.0-Dienste sind schon vorkonfiguriert oder lassen sich leicht nachrüsten. "Synergy", ein System, das neue Nachrichten diverser Netzwerke zusammenfasst, sorgt wie beim Pre für Übersicht im Neuigkeiten-Wirrwarr von E-Mail bis SMS.
Im Normalbetrieb merkt man beim Pixi eigentlich nicht, dass darin ein langsamerer Prozessor verbaut ist. Nur wer zu viele Anwendungen gleichzeitig öffnet (Multitasking), stellt fest, dass es hier und da hakt. Palm ist aber dabei, solche Probleme über Software-Updates zu lösen, tatsächlich hat sich bei WebOS seit seinem Verkaufsstart viel in Sachen Geschwindigkeit getan.
Billig ist der Pixi, der in den USA als klassisches Einsteigergerät gilt, in Deutschland derzeit erstaunlicherweise noch nicht - obwohl Palm eigentlich weltweit mit Absatzschwierigkeiten kämpft. Wer das Smartphone vertragsfrei und für alle Mobilfunknetze freigeschaltet haben möchte (ohne Simlock), wird 390 Euro bei O2 und 400 Euro bei Vodafone los. Das größere WebOS-Modell, der Pre, der inzwischen mit mehr Speicher als "Plus"-Version verfügbar ist, kostet bei O2 mit 510 Euro (Vodafone: 580 Euro) vergleichsweise wenig mehr und ist deutlich leistungsstärker, kann beispielsweise auch 3D-Spiele darstellen.
Aus diesem Grund lohnt sich der Kauf des Pixi selbst für hartgesottene Palm-Fans derzeit nicht - wer WebOS will, greift lieber zum Pre und kann es dort im Endausbau genießen. Wird der Pixi jedoch in Zukunft billiger und rutscht beispielsweise unter die 200 Euro-Marke, wäre die Anschaffung durchaus attraktiv. Das Gerät ist schön kompakt, bietet einen guten Bildschirm, hat (fast) alle wichtigen Funktionen, die ein Internet-Handy braucht und bietet dabei eine Tastatur, die manchem besser gefällt als die beim Pre. Damit wäre es eigentlich das ideale Mittel, sparsame Zeitgenossen in die WebOS-Welt zu locken. Interessenten sollten also noch ein paar Monate auf den Preisverfall warten.
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