Das neue Lumia-Handy: Der schöne Schein
Nokias neues Handy soll eine besonders gute Kamera haben. Nur: Weder die Bilder im Werbevideo noch die in der Nokia-Werbung benutzten Fotos sind echt.
BERLIN taz | Besonders gute Bilder soll die integrierte Kamera des neuen Nokia Lumia 920 Handys liefern. Gute Fotos ohne Blitz und tolle Videos durch OIS-Bildstabilisator werden auf der Präsentation des Gerätes am Mittwoch vorgestellt.
Zur Vorführung wird ein Video gezeigt, in dem eine Frau während einer Fahrradfahrt gefilmt wird. Zuerst mit einem Handy ohne Stabilistor, die Bilder sehen schrecklich aus. Danach das Video derselben Frau, welches angeblich mit der Lumia-Kamera aufgenommen wurde – gestochen scharf, ohne Wackler.
Das amerikanische Technikmagazin The verge hat jetzt das Werbevideo im entscheidenden Moment angehalten und siehe da: Zu sehen ist in einer Fensterspiegelung: Ein weißer Van mit Kameramann und vermutlicher Profiausrüstung. Die Großaufnahme des eingefrorenen Bildes zeigt deutlich, das ist nicht das Lumia-Handy.
Auf Anfrage des Magazins räumt Nokia den Fehler ein und betont, es sei nie Absicht des Unternehmens gewesen, jemanden zu täuschen. Sie wollten lediglich die Vorteile der Bildstabilisation demonstrieren.
Das Originalvideo ist nun auf Youtube mit dem für ein paar Sekunden aufleuchtenden Hinweis „Das ist eine Simulation der OIS-Technologie“ zu sehen.
Empfohlener externer Inhalt
Nokia entschuldigte sich offiziell und stellte ein neues Video online. Dieses sei tatsächlich mit der Handykamera aufgenommen worden. Und dieses Mal gibt es keine verräterischen Spiegelungen, die das Gegenteil beweisen könnten.
Update: Nicht nur das Video, auch die in der Nokia-Werbung benutzten Fotos wurden nicht mit dem Lumia 920, sondern mit einer professionellen Fotoausrüsstung gemacht. Dies zeigt eine Aufnahme auf dem Onlineportal Hacker News.
Nokia entschuldigt sich erneut und betont die Bilder aus dem New Yorker Central Park seien wirklich mit dem Lumia 920 und ohne externen Blitz aufgenommen worden.
Wenn dem wirklich so ist, dann wäre die Handykamera zumindest besser als die PR-Arbeit des finnischen Unternehmens.
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