press-schlag : Das lange Warten
ARD und ZDF verzichten auf ihr Recht zur Kurzberichterstattung von Bundesligaspielen. Pay-TV-Sender Arena freut sich über mehr Exklusivität
Es ist nicht einfach, über den Freitagabend zu kommen. Wer nicht ganz auf die Nachrichten verzichten will, der muss rechtzeitig ausschalten, bevor die Sportmeldungen verlesen werden. Gestern Abend hat Schalke 04 gegen Werder Bremen gespielt. Ein erstes Topspiel in der jungen Bundesligasaison, von dem es für viele lange keine Fernsehbilder gibt. Vor allem Sportschau-Junkies alten Stils wird jede Menge Stehvermögen abverlangt. Denn wer sich die Spannung aufbewahren will, bis die ersten TV-Bilder des Freitagsspiels gezeigt werden, der muss sein Leben umstellen. Kein Blick auf die schnellen Zeitungen mit den dicken Lettern beim Brötchenholen, kein Gespräch beim Autowaschen über Diego, den brasilianischen Superbremer, kein Witzeln über den Gartenzaum mit dem ewigen Schalke-Fan, der seit 1958 beinahe jedes Jahr einen halben Getränkemarkt darauf wettet, dass sein Club diesmal Meister wird.
Warten ist angesagt. Um 18.30 Uhr erst beginnt am Samstag die Sportschau. Vorher gibt es vom Freitagsspiel keine Bilder im frei empfangbaren Fernsehen. Und wer hat schon Arena? Nicht einmal in den Nachrichtensendungen gibt es die Tore und wichtigen Szenen zu sehen. Das war in den vergangenen Jahren anders. Da wurde in der Tagesschau mehr gezeigt als nur Tafeln mit den Ergebnissen. Vergangenheit. ARD und ZDF haben mit dem Abschluss der TV-Verträge mit der Deutschen Fußballliga (DFL) auf das Recht zur Kurzberichterstattung über die Fußballspiele verzichtet, ein Recht, das im Rundfunkstaatsvertrag festgeschrieben ist. In Paragraf 5 des Staatsvertrags heißt es: „Das Recht auf unentgeltliche Kurzberichterstattung über Veranstaltungen und Ereignisse, die öffentlich zugänglich und von allgemeinem Informationsinteresse sind, steht jedem in Europa zugelassenen Fernsehveranstalter zu eigenen Sendezwecken zu.“ Dieses Recht wurde geopfert. Der Aufschrei darüber hält sich bislang in Grenzen.
Noch vor Jahren haben sich Politiker an die Spitze einer Fanbewegung gesetzt, die gegen eine Verschiebung der Bundesligaberichterstattung im Free-TV in das samstägliche Abendprogramm gekämpft haben. Mit Erfolg. Premiere, das seinerzeit die Rechte zur Live-Berichterstattung besaß, kämpfte vergeblich um mehr Exklusivität in der Berichterstattung. Nachfolger Arena scheint in den Rechteverhandlungen ein wahrer Coup gelungen zu sein. Das Freitagsspiel gibt es nur im Abo-Fernsehen. So viel Exklusivität war noch nie in der Ligaberichterstattung. Bedanken kann sich der Sender dafür unter anderem bei den Öffentlich-Rechtlichen, die zugunsten von Arena auf ihr verbrieftes Recht verzichtet haben. ANDREAS RÜTTENAUER