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Das kommt auchBeach-Party in Kiel ist Fun

Mit der Kieler Woche kann die Deutsche Einheit natürlich nicht mithalten

Kinder, wie die Zeit vergeht! Vor 30 Jahren fiel die Mauer, 1990 wurde die DDR an die BRD angegliedert. Seither wird am 3. Oktober gefeiert, in jedem Jahr in einer anderen Landeshauptstadt. Diesmal ist Kiel dran. Und die Feierbiester im echten Norden machen, was sie am besten können: Beach-Paaaardy!

Zum offiziellen Festakt reisen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) an. Nach einem Gottesdienst werden Reden geredet und ein klassisches Konzert angehört. Schön, aber die eigentliche Musik spielt woanders.

Schon ab kommenden Mittwoch treten auf drei Bühnen viele Shantys auf. Es gibt auch ein wenig Punk, Poetry Slam, RSH-DJs und die „Welle Nord“-Party. Rund um die Bühnen präsentieren sich 100 Aussteller*innen und „Themenmeilen“.

Und natürlich wird es viel, viel zu essen und zu trinken geben. Thüringer Würste, Bayerischer Leberkäse, dazu „ein guter Tropfen Wein aus dem Bremer Ratskeller“, wie die Homepage der Einheitsfeier lockt. Die Stände erstrecken sich auf rund 88.000 Quadratmeter. „Fast so groß wie die Kieler Woche“, hat der NDR ausgerechnet.

Nun ist die Kieler Woche die größte Segelregatta der Welt und eines der größten Volksfeste im Norden. Klar, dass die Deutsche Einheit da nicht ganz mithalten kann. Außerdem soll es um ernste Themen gehen wie Politik, Staat und Demokratie.

Daher dürfen auf der „maritimen Blaulichtmeile“ Besucher*innen ein Polizeiboot anschauen oder sich am „interaktiven Stand“ des Landtags informieren – interaktiv heißt, dass da Abgeordnete herumstehen und in Face-to-Face-Kommunikation treten. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nimmt an einem Drachenbootrennen teil, wohl ein Symbol für den Kampf der Politik gegen globale Pro­bleme. Oder einfach nur Fun, Fun, Fun.

Schon im Vorfeld hatte es Protest gegen einen Imagefilm des Landes gegeben, in dem viele kernige Kerle, aber kaum Frauen auftauchten. Die Staatskanzlei gelobte Besserung. Der Blick auf die offizielle Website zeigt weiter Luft nach oben: „Wenn der Bayer mit dem Thüringer ein Kölsch trinkt und die Saarländerin bei schwäbischen Maultäschle mit dem Hessen klönt, dann ist Tag der Deutschen Einheit“, heißt es dort. Wir zählen nach: Auf drei Männer kommt eine Frau, auf drei Wessis ein Ossi. Esther Geißlinger

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