kein kommentar : Das ist Fritz, der Traktorist
Gestern tagte beim WDR die „Wahlvorbereitungskommission“. Es geht allerdings nicht um die mediale Begleitung irgendeines Urnengangs auf Bundes- oder Landesebene. Der WDR ist in eigener Sache beschäftigt, nämlich mit der nicht ganz unwichtigen Frage, wer den größten ARD-Einzelsender künftig als Intendant führt.
Und wer ist überall der Erste? Die Antwort steht eigentlich fest, seitdem im Mai auf Drängen der CDU im WDR-Rundfunkrat keine „Findungskommission“, sondern eben die Wahlvorbereiter eingesetzt wurden. Denn der neue Intendant hat sich längst gefunden – es ist der alte: Fritz Pleitgen (68).
„Eine weitere Amtszeit schließt Pleitgen nicht aus“, meldete seit einiger Zeit auch der WDR in eigener Sache, obwohl der Mann selbst schon mehrfach zu seiner Abschiedssause eingeladen hatte.
Dass Pleitgen nun – zumindest offiziell – bis über seinen 75. Geburtstag hinaus dem WDR als Intendant erhalten bleibt, empfinden viele im Sender wegen des Halbgott-Status des seit 1995 amtierenden Intendanten als mittelprächtige Katastrophe. Dringend gebrauchte Erneuerungen seien so kaum machbar. Andere, inklusive Pleitgen selbst, sehen nur mit ihm die Chance, den „WDR fit für die Zukunft zu halten“, wie Pleitgen dem SPD-Politiker Karsten Rudolph schrieb.
Und hier liegt die eigentliche Eigentümlichkeit des ganzen Vorgangs: Der SPD-Mann Pleitgen wird von einer breiten Truppe unter Führung der seit 2005 regierenden CDU gepusht. Gegen eine stinkstiefelige SPD, die Pleitgen auch schon mal mit dem Hinweis, der Mann sei doch allmählich zu alt, zu demontieren versucht. Denn man mag sich nicht mehr: Unter dem letzten SPD-Ministerpräsidenten in NRW, Peer Steinbrück, hatte sich die Landespolitik vom Landessender abgewandt und die Privaten hofiert.
Dass Pleitgen jetzt auf CDU-Ticket läuft, scheint keinen sonderlich zu stören. Vielmehr wird groß und breit – wie gestern in der FAZ – die Überparteilichkeit des ganzen Verfahrens gerühmt. Wenn es doch nur so wäre. Doch allein die Quelle FAZ zeigt nur zu überdeutlich, wer derzeit in Köln die Strippen zieht. STG