: Das Zepter abgegeben
■ Real Madrids Untergang im Finale gegen Barcelona
Madrid (dpa) — Real Madrid, Spaniens berühmter Klub, steht vor einem Scherbenhaufen. Mit einer miserablen Leistung in Teneriffa und einer bitteren 2:3-Niederlage — nach einer 2:0-Führung — verlor der 25fache spanische Meister im letzten Moment noch das Rennen um die Meisterschaft gegen den Erzrivalen FC Barcelona. Vom ersten bis zum letzten Ligaspiel hatten die „Königlichen“ die Tabelle angeführt, zeitweise mit acht Punkten Vorsprung, um schließlich im entscheidenden Spiel unterzugehen. In der Klubführung um Präsident Ramon Mendoza herrscht Untergangsstimmung und tiefe Ratlosigkeit. Nun scheint die Stunde Null für einen radikalen Neuanfang zu schlagen.
Der Meister hat das gute Fußballspielen verlernt. Schon in der vergangenen Saison war Madrid nicht mehr als Mittelmaß und wurde nur Dritter. Regelmäßig scheitert der sechsmalige Europacupsieger der 60er Jahre auch in den europäischen Wettbewerben. Jetzt soll ausgerechnet der argentinische Fußballer und Jung-Trainer Jorge Valdano, der den FC Teneriffa in nur zwei Monaten aus der Abstiegszone und zu Siegen über Real Madrid und den FC Barcelona geführt hat, den „Königlichen“ wieder auf die Sprünge helfen. Valdano, der selbst jahrelang bei Real Madrid als Linksaußen spielte und mit Argentinien Weltmeister wurde, ist noch bis 1993 bei Teneriffa.
Der kluge Argentinier wirbt — wie Johan Cruyff in Barcelona — für einen offensiven, lebendigen und risikoreichen Fußball, während in Madrid der niederländische Trainer Leo Beenhakker und sein jugoslawischer Vorgänger Radomir Antic mit umständlicher Taktiererei Langeweile verbreiteten und nur Zitterpunkte herausspielten.
Der Abstieg Madrids begann schon vor zwei oder drei Jahren mit der Entlassung von Schuster und Martin Vazquez. Dann fiel der mexikanische Torjäger Hugo Sanchez aus. Die legendäre „Quinta del Buitre“ der 80er Jahre, die einst jungen Supertalente um Butragueno, Michel und Sanchis, wirken heute verbraucht und nähern sich dem Ende ihrer Karriere.
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