: Das Zeitalter des Think Tanks
■ Reaganscher Ideologieexport nach Großbritannien / Eine Recherche von „Inter Nation“ über den Einfluß der „Heritage Foundation“
Die „Heritage Foundation“, die wohl einflußreichste Gedankenfabrik auf der äußersten Rechten der USA hat während der letzten fünf Jahre bis zu einer Million Dollar an britische Organisationen geleitet, deren Hauptziel darin bestand, die Regierung Thatcher durch gezielte Falschinformationen über die Friedensbewegung in ihrer Rüstungspolitik zu unterstützen. Dies geht aus einem Bericht des internationalen Pressebüros „Inter Nation“ (ein linksliberales atlantisches Recherchebüro) hervor, der am vergangenen Wochenden Reagan. Großbritannien, das nach Angaben der US–Steuerbehörden mehr als 95% aller Heritage–Subventionen erhalten hat, scheint dabei für die US–Strategen nur ein Testgelände darzustellen. „Vielleicht“, so gab Heritage–Vize Burton Yale Pines in einem Interview mit „Inter Nation“ zu verstehen, „besteht der nächste Schritt darin, eine Art konservativer Internationale aufzubauen“. Geringe Summen rechter US– Dollars sind auch schon zur Finanzierung der Aktivitäten anderer Gruppen und Einzelpersonen nach Europa geflossen, z. B. an den Ökonomen Friedrich Hayek an der Universität Freiburg und konservative Forschungsinstitute in Paris und Rom. Die Heritage Foundation arbeitet eng mit konservativen Gruppen wie der CSU–nahen Hans Seidel–Stiftung und dem Club L–Horloge in Frankreich zusammen. Die nach Großbritannien geflossenen Heritage–Gelder stiegen vor allem zur Zeit der Auseinandersetzungen um die Statio nierung der Cruise Missiles in den Jahren 1982/83 steil an. Sie verteilen sich dabei auf das „Institut für Europäische Verteidigung und Strategische Studien“ (IEDSS), auf die „Koalition für Frieden durch Sicherheit“ (CPS) sowie das dubiose „International Freedom Fund Establishment“. Gefördert wurde die amerikanisch–britische Connection vor allem durch die anglophilen Neigungen des Heritage–Präsidenten Edwin J. Feulner, der von Präsident Reagan 1982 zum Vorsitzenden der US– Beratungskommission für „Public Diplomacy“ berufen wurde. In Großbritannien selber sind es eine Reihe führender Tories, die die zweifelhaften Aktivitäten der sogenannten „non–governmental organisations“ (nicht zur Regierung gehörigen Organisationen) auf die jeweiligen Bedürfnisse der Regierung Thatcher abstimmen. Die Feinabstimmung zwischen Regierung und den US–finanzierten Gruppen erfolgt dabei über das in Großbritannien institutionalisierte System geheimer Kabinetts–Ausschüsse, die unter Frau Thatcher häufig zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht werden. „Dies ist das Zeitalter des think tanks“, so erklärte IEDS–Direktor Gerald Frost in einem Interview mit „Inter Nation“. Frost weiß wovon er redet, war er doch bereits zu Beginn der 70er Jahre Sekretär des britischen „Centre for Policy Studies“, Margaret Thatchers wichtigster Ideologieschmiede. Solche vermeintlich regierungs– unabhängigen Gedankenfabriken haben unter Präsident Reagan bereits die politische Landschaft der Vereinigten Staaten verändert. Wenn es nach den Vorstellungen der amerikanischen und britischen Rechten geht, soll diese Entwicklung jetzt in Europa nachgeholt werden.
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