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Das Wetter: Vergessener Denker

Nachdem man Uwe Brakel wegen Vorbereitung eines Angriffskrieges (Turm auf e1) aus dem Schachclub Hochsauerland geworfen hatte, baute er seinen Hobbykeller klammheimlich zu einer Denkfabrik aus. Sogar eine Kaffeemaschine und einen Notizblock schaffte er an. Doch erst nach fünf Jahren gebar Brakel jene vergiftete Theorie, die man in der ihm zugeschriebenen Schrift „Die Protokolle der Weisen von Brilon“ nachlesen kann. Nach Brakel werden die Geschicke der Welt, die er sich keinesfalls als hohl, sondern vielmehr nach Art eines Krapfens mit Erdbeermarmelade gefüllt vorstellt, von einer Gruppe schachspielender Dunkelmänner gelenkt, die sich wöchentlich im Hinterzimmer eines sauerländischen Speiselokals trifft. Erst wenn diese Finsterlinge endgültig mattgesetzt sind, wird des Menschen freier Geist wieder im Dunkeln leuchten, prognostizierte Brakel. Nachdem diese Theorie außerhalb seines Hobbykellers wenig Widerhall fand, wandte sich Brakel der direkten politischen Aktion zu und agitierte im ­Sauerland für die Einführung einer Obsoleten Monarchie oder einer Raterepublik.

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