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Das Wetter: Nackt wie ein Strommast

Rigobert Reimann wollte einfach nur nackt sein. Alles von sich werfen. Nichts mehr am Leib behalten. Die Natur auf der Haut spüren. Den Wind in jede Pore hineinwehen lassen. Dem Körper den süßen Duft der Freiheit schenken. Allein – er war nicht allein. Unter seiner Achsel versuchte eine Rothaarige mühsam ihre Nase in eine andere Richtung zu drehen. Der Rucksack des Touristen vor ihm hatte sich tief in seine Magengrube gegraben. An seinem linken Bein bemerkte er den feuchten Mantel eines Fahrreifens, den er längst nicht mehr sehen konnte, klammerte sich doch ein dickes Kind an ihm fest. Ihm schwante, dass es sich auf sein Hosenbein erbrochen hatte, denn eine saure Nässe zog von unten nach oben und schien dem Jungspund, dessen blasenförmiger Kopfhörer ihm die Nase eindrückte, die Blässe ins Gesicht zu treiben. In seinem Rücken stöhnte und ächzte und seufzte irgendein Etwas, von dem er gar nicht wissen wollte, was oder wer es war. Nackt wie ein Strommast wollte Rigobert Reimann sein und sehnte sich in eine leere weite Landschaft. Die U-Bahn war mal wieder voll.

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