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Das Wetter: Ledige Lavalampen

Konrad Erle wusste nicht, wie ihm geschah. Um ihn herum funkelten die irisierenden Lichter, dass ihm ganz mulmig im Bauch wurde. Hätte er bloß heute Mittag seine Baldriantropfen eingenommen. Nun schwanden ihm bald die Sinne angesichts der schrillen Farben und Formen, die ihn neblig umspielten. Offenbar hatte er im Kulturhaus Möhrenbrück die falsche Tür erwischt und war beim Speed-Dating für ledige Lavalampen gelandet. Dabei wollte er doch zum Defrichiersyndikat für Balinesisch, dessen Mitglieder sich jeden Donnerstag in Saal drei trafen. Aber das war hier doch Saal drei, war er sich sicher, als plötzlich die Leuchte ihm gegenüber heftige thermische Energie freisetzte und ihm ihren Wärmeausdehnungskoeffizienten zuhauchte. Konrad Erle errötete. Was die Lavalampe so irritierte, dass sie ihre Wärmeausdehnung mit sofortiger Wirkung einstellte. Dafür verriet sie ihm endlich ihren Namen: Lina Wick. Ob sie schon mal auf Bali gewesen sei, fragte er vorsichtig. Nicht mittwochs, antwortete sie forsch. Und Konrad Erle merkte endlich, dass heute gar nicht Donnerstag war.

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