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Das Wetter: Im Lapidarium

Die Feigenblätter fielen mit Karacho zu Boden. Die Marmorstatuen räkelten sich und reckten die Fäuste in die Luft: „Freiheit! Freiheit!“, skandierten sie und schüttelten ihre idealen Extremitäten aus. Jahrelang hatten sie frierend in der Kälte des Lapidariums herumgestanden. Doch dann kam David – zumindest nannte sich der aufmüpfige schöne Jüngling so, der sich immer dann bewegte, wenn die Restauratoren heimgingen. Sein Schlachtruf „Freiheit!“ schallte des Nachts durch die Wandelgänge, und immer mehr Standbilder rissen sich ihre Feigenblätter herunter. Erst als David beim Versuch, von seinem hohen Sockel zu springen, auf dem Steinboden aufschlug und in tausend Teile zersprang, kehrte wieder Ruhe im Lapidarium ein.

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