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Das Wetter: Dumm

Die Straße, die unser beider Häuser verbindet, hat genau die richtige Länge. Ich lande am Ende immer bei dir. Gut, ich könnte vorher abbiegen, anhalten, einkehren, umkehren; sabotieren kann man immer alles. Aber wenn ich demutsvoll dem Lauf der Straße folge, liegt irgendwann mein Finger auf deinem Klingelknopf und bittet mit sanftem, leicht elastischem Druck in meinem Auftrag um Aufnahme. Und erst dann, immer erst dann wird mir bewusst, dass du lange schon woanders, am Ende einer anderen Straße, einer anderen Klingelleitung auf das Bitten eines anderen Klingelfingers wartest oder auch nicht wartest, reagierst oder auch nicht reagierst. Nur die Straße weiß davon nichts, sie hat, die dumme, immer noch die richtige Länge. Und mir, der ich mit der Straße verwachsen und von ihr nicht mehr zu trennen bin, geht es eben genauso: Dumm auf alle Ewigkeit, pendle ich, unbelehrbar, hin und zurück, bis meine Zeit, ein für alle mal, gekommen und wieder gegangen sein wird. Eigentlich ganz witzig.

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