■ Das Portrait: Louise Sylwander
Am 1. Juli bekommen die schwedischen Kinder und Jugendlichen eine eigene „Ombudsfrau“. Dieses Amt, das es in Schweden beispielsweise schon zum Schutz von Verbrauchern, zur Überwachung der Justiz und zum Kampf gegen ethnische Diskriminierung gibt, wird für die Kinder jetzt von einer Frau ausgeübt werden, die die Materie kennt. Die 43jährige Louise Sylwander ist seit vierzehn Jahren in einer Art Vorläuferorganisation tätig – dem „Reichsverband für die Rechte de Kinder.“ Ihre wichtigste Aufgabe sieht Schwedens erste Kinderombudsfrau darin, Kinder und Jugendliche über ihre Rechte aufzuklären: „Sonst können sie keine Forderungen stellen und niemand hört auf sie.“ Als erste Inhaberin des Amtes will sie den weiten Rahmen abstecken, den das Gesetz über die Einführung der neuen Institution ihr gibt. „Ich will nicht als nette Tante für alles enden und auch kein Alibi dafür sein, in Zukunft die Probleme von Kindern und Jugendlichen unter Hinweis auf mein Amt zu vergessen.“ Louise Sylwander will eine zusätzliche deutliche Stimme sein, die Forderungen der Kinder zu Gehör zu bringen. Generell meint sie, Kinder hätten es in Schweden gut, besser als in vielen anderen Ländern. Doch gebe es Tendenzen, die ihr nicht behagen. „Der Wunsch der Schulministerin Beatrice Ask, den Unterricht als primären Schulzweck zu verankern, ist eine.“ Was die schwedische Schule bislang von den meisten westeuropäischen unterscheidet, wird überwiegend als wohltuendes Fehlen von Disziplin, Autorität und Leistungsdruck gelobt. „Doch gerade in den Foto: Jan-Erik Henriksson
Zeiten von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise wachsen traditionell die Stimmen, es müßten strengere Maßstäbe gelegt werden.“
Louise Sylwander, Mutter mehrerer Kinder, ist der Meinung, daß die Person, die am meisten für die Kinder in Schweden getan hat, Astrid Lindgren ist. Ein Sorgentelefon wird eine ständige Einrichtung des neuen Amtes sein; bei Regierungsbeschlüssen und Gesetzesvorlagen darf sie mitreden. Für eine ihrer Lieblingsideen muß sie allerdings erst politische Unterstützung sammeln – ein Stimmrecht für Kinder bei für sie bedeutsamen Fragen: „Eine Vision für eine kinderfreundlichere Gesellschaft.“
Ihr wichtigster Rat an die eigenen und alle Kinder? „Gib nicht nach!“ Reinhard Wolff
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