piwik no script img

■ Das PortraitGünter Rexrodt

Anfang 1991, bei seinem ersten Auftritt vor der Bundestagsfraktion der FDP, galt er als reiner Zählkandidat, vom Spiegel ein „Nobody“ genannt. Bei der Kampfabstimmung um das Amt des Wirtschaftsministers gegen Jürgen Möllemann brachte dieser dennoch nur 49 Stimmen auf seine Seite – der heute 51jährige Günter Rexrodt kam auf immerhin 34 Jastimmen. Mit Rexrodts Qualitäten hatte das wenig zu tun, die Gegenstimmen drückten mehr das massive Unbehagen über Möllemanns Karrieredurchmarsch aus.

In Berlin dagegen ist Rexrodt mitnichten ein Nobody. Der stellvertretende Landesvorsitzender der FDP blickt auf eine wechselvolle Karriere zurück. Der studierte Betriebswirt war in der Berliner CDU-FDP-Koalition seit 1982 zunächst Staatssekretär, dann bis 1989 Finanzsenator. Vom Verdacht, wirtschaftliche Interessen zu sehr mit dem politischen Amt zu verweben, blieb Rexrodt nicht frei. Im Berliner Bauskandal bezweifelte die Alternative Liste die Darstellung des Finanzsenators, er habe von den Aufmerksamkeiten der Bauwirtschaft für seinen später vor Gericht gestellten Staatssekretär Schackow nichts gewußt. Ins Zwielicht geriet Rexrodt auch beim Konkurs der Fluggesellschaft „direkt air“. Das Gericht leuchtete die Rolle, die Rexrodt bei der Vergabe einer Landesbürgschaft über zehn Millionen Mark spielte, nicht vollständig aus.

Foto: Nelly Rau-Häring

Nach dem Debakel des Diepgen-Senats bei der Wahl Anfang 1989 verabschiedete sich „Hexi-Rexi“ zunächst von der Politik. Er wurde Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Citibank. Den Job tauschte er Mitte 1991 gegen den Vorstandsposten in der Treuhand-Gesellschaft.

In der Berliner FDP steht der Hobbysegler nicht für programmatische Würfe; er bevorzugt zugleich die geräuschlose Konsensfindung in der Partei. Rexrodt vertritt den traditionellen liberalen Wirtschaftsflügel und hat in der Vergangenheit vor einem „Richtungswechsel nach links“ gewarnt.

In der Treuhandanstalt zuständig für die ehemaligen DDR-Außenhandelsbetriebe, wird Rexrodt voraussichtlich versuchen, mehr für Ostdeutschland zu tun. Reibungsflächen gibt es auch an anderer Stelle: Der Kandidat ist Befürworter eines schnellen Hauptstadtumzugs und hält den von Theo Waigel verordneten Subventionsabbau in Berlin für viel zu schnell. Gerd Nowakowski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen