■ Das Portrait: Max Streibl
hier Foto Nr. 22
Foto: AP
Der Ober-Bayer im doppelten Wortsinn war einmal für viele Menschen in Bayern und vor allem für die nach Franz Josef Straußens Tod reichlich verunsicherte CSU ein Hoffnungsträger. Max Streibl war für zahlreiche Bayern das Ebenbild des heimatverbundenen und volkstümlichen Landesvaters.
Selbst Grüne und SPD schöpften Zuversicht, daß mit Streibls Wahl zum bayerischen Ministerpräsidenten (19.10.88) ein frischer, unverkrampfterer Wind durch das Maximilaneum weht. Mit neuem Elan ging denn auch der passionierte Laienschauspieler Streibl (Oberammergauer Passionsspiele) sein neues Amt an. Grüne wurden wieder zu Staatsempfängen eingeladen, und in seiner eigenen Werbebroschüre stellt sich der am Dreikönigstag 1932 in Oberammergau geborene Streibl als facettenreich, gradlinig und durchsetzungsfähig dar.
Doch der Glanz des Max S. verblaßte schnell. Affairen und Eifersüchteleien mit einflußreichen Parteifreunden zeichneten seinen Weg. Da war zunächst einmal seine Verwicklung in die Mega- Petrol-Affaire. Als Verwaltungsratsvorsitzender der Bayerischen Landesbank wird Streibl angelastet, mit verantwortlich dafür zu sein, daß zu lange Kredite an die Ölbohrfirmen von eben dieser Landesbank gewährt wurden. 1.500 Anleger wurden um über 200 Millionen Mark geprellt.
Nicht minder kritisch wie seine Affairen werden Streibls verbale Entgleisungen betrachtet. Der als wenig begabte Redner bekannte Streibl hatte nicht nur in einer seiner Aschermittwochsreden das Wort von den „Wirtschafts-Schmarotzern“ im Zusammenhang mit Asylbewerbern gebraucht. Er hat auch die bayerische SPD- Vorsitzende Renate Schmidt als „Krampfhenne“ bezeichnet.
Inzwischen wird der bayerische Regierungschef nach Schilderungen aus den eigenen Reihen regelrecht von Mißtrauen zerfressen. Längst sind die Nachfolger-Diskussionen entbrannt, und so manch ein CSUler, der natürlich nicht genannt werden möchte, gibt recht unumwunden zu, daß man es nicht ungern sähe, wenn Streibl über die von Burkhart Grob bezahlten Brasilienreisen stolpern würde. Kein Wunder, daß dieser Tage nicht selten darüber spekuliert wird, ob vielleicht ein gewisser Edmund Stoiber schon bald den Max Streibl im Amt beerben wird. Klaus Wittman
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