piwik no script img

■ Das PortraitMaria Mies

„Wir haben nicht auf die Institutionalisierung gewartet. Wir wußten, wenn wir abwarten, ist unsere ganze Energie verpufft, bis sich endlich was tut.“ Wenn Maria Mies das heute sagt, blickt sie auf 25 Jahre Feminismus innerhalb und außerhalb der Institution zurück. Ihre Institution war die Universität: Ende Januar hielt die bald 62jährige Professorin der Soziologie ihre letzte Vorlesung an der Fachhochschule Köln – in ihrem Refugium, dem von ihr aufgebauten Frauenprojektstudium am Fachbereich Sozialpädagogik.

Den Zugang zur Frauenbewegung fand sie bei verschiedenen Arbeits- und Forschungsaufenthalten in Indien. „Indem ich das indische Patriarchat studierte“, meint sie heute, „wurde ich erst auf das westliche Patriarchat gestoßen.“ Doch bei der reinen Lehre und Forschung wollte und konnte Maria Mies es nie belassen.

Die Tochter einer Bauernfamilie aus der Eifel, die nur über Umwege und Zufälle zur Bildung fand, engagierte sich immer auch außerhalb der Uni in Frauenprojekten und -initiativen. So in Köln, wo sie zusammen mit Studentinnen 1976 den Verein „Frauen helfen Frauen“ aus der Taufe hob, und nach dem institutionell geförderten Berliner Frauenhaus das erste „autonome“ Frauenhaus der BRD mitbegründete. Die Arbeit mit mißhandelten und geschlagenen Frauen initiierte die Professorin in ihren Seminaren nicht nur, sondern sie beteiligte sich auch ganz handfest an den anfallenden Hausdiensten und der Betreuung.

Foto Nr.16

Foto: privat

Doch auch innerhalb der Wissenschaft machte sie sich immer wieder auf die Suche nach unkonventionellen Wegen. Nachdem die „Deutsche Gesellschaft für Soziologie“ Mitte der siebziger Jahre eine Sektion Frauenforschung in ihren Reihen ablehnte, gehörte Maria Mies zu den Initiatorinnen des „Vereins Sozialwissenschaftliche Praxis und Forschung für Frauen“, aus dem auch die „beiträge zur feministischen theorie und praxis“ hervorgingen. Ihre „feministischen Postulate zur Frauenforschung“ sind längst Grundlage der feministischen Methodendiskussion.

Frauenforschung und Feminismus gehören für Maria Mies untrennbar zusammen. „Wenn Frauenforschung sich von der Frauenbewegung abkoppelt, wie das heute gang und gäbe ist, dann kann man sie vergessen“, ist ihr lapidares Statement. Karin Flothmann

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen