■ Das Portrait: Fu Shenqi
Chinesischer Dissident im Arbeitslager Foto: Archiv
Wenn chinesische Regimekritiker aus der Haft entlassen werden, lassen die Pekinger Behörden dies gern die ausländischen Medien wissen: Schließlich könnte das Punkte bei Verhandlungen über Handelsbeziehungen bringen oder Staatsbesuche verzieren. Wenn aber ein Oppositioneller festgenommen wird, dann ist es meist nur dem großen Mut seiner Freunde oder Angehörigen zu verdanken, daß es publik gemacht wird.
So auch im Fall des Herausgebers der Shanghaier Untergrundzeitschrift Fuxing (Renaissance), Fu Shenqi: Der 39jährige war nach Informationen von amnesty international am 26. Juni diesen Jahres verhaftet worden, als er eine Journalistin treffen wollte, die den australischen Premier Paul Keating bei seiner Chinareise begleitete. Die Journalistin wurde ebenfalls festgenommen, kam kurz darauf aber wieder frei. Dieses Glück hatte Fu nicht. Am Montag wurde bekannt, daß er inzwischen zu drei Jahren Umerziehungslager verurteilt worden ist.
Fu ist den chinesischen Behörden schon lange ein Dorn im Auge. Erst im Februar dieses Jahres war er aus 21monatiger Haft entlassen worden. Gemeinsam mit Zhang Rujun war er im Mai 1991 verhaftet und angeklagt worden, mit ihrer Zeitschrift Fuxing „konterrevolutionäre Propaganda und Agitation“ betrieben zu haben. Fu hatte die Zeitschrift kurz nach der Zerschlagung der Demokratiebewegung im Juni 1989 gestartet.
Dies war allerdings nicht sein erster Versuch, mit Hilfe nichtamtlicher Publikationen ein Forum für die politische Diskussion und Forderung nach Demokratie in China zu schaffen. Bereits in der Zeit des Pekinger Frühlings Ende der siebziger Jahre war er aktiv: Damals gab Fu, der in einem Kraftwerk arbeitete, in Shanghai zunächst die Minzhu zhi sheng (Stimme der Demokratie) und ab Oktober 1980 die Zeren (Verantwortung) heraus. Außerdem kandidierte er in jenem Jahr zum großen Ärger der Partei als Kandidat zu den Lokalwahlen. 1982 wurde er verhaftet und saß fünfeinhalb Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung im Juli 1986 betrieb er nach Informationen einer Hongkonger Zeitschrift einen kleinen privaten Bücherstand. Fu ist verheiratet und hat eine vierjährige Tochter. Jutta Lietsch
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