■ Das Portrait: Karl Borromäus
Jedes gutkatholische Kind, das auf den Namen „Karl“ getauft wird, feiert zeitlebens am 4. November Namenstag. Dies ist der Termin, den der römische Festkalender dem Heiligen Karl Borromäus zugewiesen hat.
San Carlo repräsentiert den typischen Heiligen der Gegenreformation. Am 2. Oktober 1538 in Arona als zweiter Sohn einer der vornehmsten lombardischen Familien geboren, wurde er früh für die geistige Laufbahn bestimmt. Nach dem Studium der Rechte von 1552 bis 1559 wurde Carlo Geheimsekretär seines Onkels Papst Pius IV., erhielt den Rang eines Kardinaldiakons und stieg schließlich zum Administrator des Erzbistums Mailand auf. Die entscheidende Wende in Borromeos Leben folgte jedoch erst jetzt. Der plötzliche Tod seines Bruders verwandelte den 24jährigen standesbewußten Kardinal mit einem 150- Mann-Hofstaat und einer Vorliebe für die Jagd in einen tieffrommen Asketen. Von nun an eiferte er ausschließlich im Dienst der Kirche gegen die lutherischen „Irrlehren“. Auf dem Konzil von Trient (1545–1563) sorgte Carlo Borromeo mit dafür, daß die römische Kirche auf ihren ureigenen Lehrpositionen beharrte, anstatt einen Kompromiß mit den Protestanten zu suchen. In der Erzdiözese Mailand führte er die innerkirchlichen Reformbestimmungen des Konzils wirkungsvoll durch. Bis in die höchsten Höhen des Engadins setzte er zudem persönlich den „Ketzern“ nach und bildete in eigens gegründeten Kollegien geeigneten Priesternachwuchs heran.
Sein aszetischer Eifer, die Betonung moralischer Integrität und mildtätiger Nächstenliebe in Verbindung mit einem entschiedenen Bekenntnis zum katholischen Dogma ließen Carlo Borromeo zum Vorbild des modernen Katholizismus werden. Daß sein Wirken allerdings nicht schon frühzeitig abgebrochen wurde, ist allein der Hand Gottes zu verdanken.
Heiliger Mann
Der Orden der Humiliaten nahm 1569 die Verpflichtung auf Sittenstrenge und Armut nicht hin. Ein Ordensbruder feuerte seine Pistole auf Borromeo ab, der jedoch, obwohl getroffen, unverletzt davonkam. Sowohl die ärztliche Untersuchung als auch die Akten der Heiligsprechung von 1610 hielten die Tatsache des Wunders unanzweifelbar fest. Gestorben ist er dann erst am 3. November 1584: an Erschöpfung nach zuviel Arbeit, Fasten und Meditieren. Ulrich Hinz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen