■ Das Portrait: Ehud Olmert
Mehr als ein Vierteljahrhundert war Teddy Kolleks Name so eng mit Jerusalem verbunden, daß beide Namen – vor allem im Ausland – schon fast zu Synonymen geworden sind. Letzte Woche nun wurde der 83jährige erfolgreiche Politiker der Arbeitspartei und verdienstvolle Bürgermeister Großjerusalems von einer starken rechts-orthodox-religiösen Mehrheit abgewählt. Der Sieger und neue Stadtvater ist Rechtsanwalt Ehud Olmert (48), Knessetmitglied des Likud und ehemaliger Gesundheitsminister in der letzten Regierung von Jitzhak Schamir.
Olmert, der seit 1965 in Jerusalem lebt, war bereits als Student auf der rechten Seite des politischen Spektrums tätig. Im Alter von 28 wurde er 1974 zum ersten Mal in die Knesset gewählt. Dort und als Anwalt großer Firmen machte er Karriere.
Nach den Parlamentswahlen im Jahre 1988 ernannte Schamir Olmert zum Minister für arabische Angelegenheiten. Gleichzeitig diente er Schamir als Rechtsberater und Krisenmanager, aber auch als geschickter Sprecher der Regierung gegenüber dem Ausland. Als Gesundheitsminister arbeitete Olmert einen Plan für eine staatliche Krankenversicherung aus, die es in Israel nach wie vor nicht gibt. Sein Nachfolger Haim Ramon von der Arbeitspartei will den Entwurf demnächst als Gesetzvorschlag der Knesset vorlegen.
Seit der Likud in der Opposition ist, hat sich Olmert im Parlament hervorgetan, wo er sich als einer der schärfsten Gegner des Abkommens zwischen Israel und der PLO zu Wort meldete. Diese Äußerungen fielen bereits in seine Kampagne für die Wahlen in Jerusalem.
Der neue Bürgermeister von Jerusalem Foto: Reuter
Olmert hatte bei seinem unbarmherzig scharfen Wahlkampf gegen Kollek wenig Skrupel. Kollek hatte ursprünglich schon vor einigen Jahren zurücktreten wollen, ließ sich jedoch von den Führern der Arbeitspartei überreden, wenigstens noch als Zugpferd für die Zeit der Kommunalwahlen im Amt zu bleiben. Gerade diese Taktik wurde der Arbeitspartei zum Verhängnis, denn Olmert konnte den Wählern sagen: Wenn ihr Kollek wählt, werdet ihr letztendlich einen ganz anderen Bürgermeister bekommen. Mehr als die Hälfte der Kollek-Wähler blieb am Wahltag zu Hause; Olmert bekam über 60 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Amos Wollin
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