■ Das Portrait: Loriot
Der Vorschlag ist durchaus ernst gemeint: Loriot soll Bundespräsident werden. Eine Potsdamer Initiative mit dem Namen „Veni Vidi Vicco“ will den genialen Witzbold zur Kandidatur bewegen. Denn nach ihrer Ansicht bestehen an der Qualifikation des „Grandseigneurs der deutschen Hochkomik“ nicht die geringsten Zweifel. In einer mit „Loriot ante portas“ getitelten Erklärung heißt es, als gebürtiger Brandenburger sei Loriot in den neuen Bundesländern verwurzelt, aber auch in den westlichen Ländern voll akzeptiert. Wohl war!
Seine Popularität ist grenzenlos. Bernhard Viktor (Vicco) Christoph-Carl von Bülow, überall bekannt als Loriot, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, ist aus deutschen Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken. Mit seinen knollennasigen Figuren, seinen Sketchen im Fernsehen, seiner wunderbaren Philosophie – „Männer und Frauen passen einfach Ach was! Ein GeburtstagskindFoto: J. H. Darchinger
nicht zusammen“ – und seinen verschmitzt demaskierenden Filmen hat der „Humoristen-Guru“ (Bild) einen festen Platz in der meist nicht besonders witzigen deutschen Kulturlandschaft. Eine gehörige Portion seiner Figuren stecke auch in ihm selber, meint Loriot. „Ich zeige ja allzu menschliche Dinge, die wirklich jedem passieren und einen großen Wiedererkennungswert haben. Darüber hinaus muß man wach bleiben, nichts als selbstverständlich hinnehmen und sich über alles wundern.“ Auch seine Ehefrau, sagt der seit 1951 glücklich verheiratete Vater zweier Töchter, habe ihm zu vielen Anregungen verholfen. Überhaupt schätze er Frauen sehr, weil sie viel klüger seien und logischer denken. „Männer sind viel romantischer.“
Seine genauso menschliche wie liebenswerte Kunst hat sich nicht nur im Fernsehen (wo er anfing), sondern auch in anderen Projekten wie Operninszenierungen und in den Filmen „Ödipussi“ und „Papa ante portas“, die zu den Spitzenreitern in der Besucherstatistik deutscher Nachkriegsfilme zählen, meisterhaft bewährt. Seine Kurzfassung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ an einem Abend begeisterte die Zuschauer.
Leider will Loriot in Zukunft etwas kürzertreten und allmählich „auf angenehme Weise ins Rentenalter rüberrutschen“. Das ist schade. Er hätte wirklich einen prima Bundespräsidenten abgegeben. rewe
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