■ Das Portrait: Erich Stather
Ein badischer Mann... Foto: taz-Archiv
Es gibt badische und „unsymbadische“ – und der am Dienstag abend in den einstweiligen Ruhestand versetzte Regierungssprecher in der Staatskanzlei des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD), Erich Stather (SPD), ist ein badischer Mann. Der 45jährige gilt bei (fast) allen KollegInnen der Landespressekonferenz als kompetenter Gesprächspartner. Erich Stather ist beliebt.
Doch in der Staatskanzlei hing der Haussegen zwischen dem Hausherren und seinem Regierungssprecher offenbar schon seit Monaten schief. Dabei hatte sich Stather mit Verve ins Zeug gelegt, um seinen eher spröden Chef auf medientauglich zu trimmen.
Doch Eichel wollte Eichel bleiben – ein scheuer Ministerpräsident, der in der Riege seiner Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern immer wie der Regierungslehrling aussieht. Stather hat ein „Produkt“ landesweit „vermarkten“ wollen, das – nach Auffassung nicht nur ketzerisch veranlagter Grüner aus dem Landtag – eigentlich nur in der nordhessischen Provinz reelle Absatzchancen hat. Nach seinem erzwungenen Abgang wird in Wiesbaden ein Bonmot des Regierungssprechers kolportiert: Nach der Zusammenarbeit mit Eichel, so soll Stather im Freundeskreis gesagt haben, begreife er endlich, was provinzielles Denken wirklich sei.
Die Gegensätze haben sich in diesem speziellen Fall nicht angezogen. Stather lernte sein „Handwerkszeug“ als Regierungssprecher bei dem lebenslustigen Mainzer Ex-Oberbürgermeister Jockel Fuchs. Da war's zwar auch nicht immer lustig, doch die Bürokratie wurde auf der anderen Rheinseite nicht allzu ernst genommen. Bei Eichel ist dagegen Bürokratie fast alles. Der Ex- Oberbürgermeister von Kassel, so wird süffisant berichtet, soll seine Akten gar mit auf die Hochzeitsreise genommen haben. „Abgang ist überall“ (Biermann), heißt es in solchen Fällen oft genug. Doch Hans Eichel wird in den nächsten Monaten – gerade im Superwahljahr 1994 – den Abgang seines erfahrenen Regierungssprechers noch bedauern. Ein Nachfolger auf dem Schleudersitz ist (noch) nicht in Sicht. Der stellvertretende Regierungssprecher Georg Dick (Bündnis 90/Die Grünen) wird das Amt kommissarisch verwalten. Und Stather wird „Frührentner“ mit 75 Prozent seiner letzten Bezüge. Bon Chance, Erich...! kpk
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