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■ Das PortraitWilly Millowitsch

„Mir jeht et joot.“ Gut geht es ihm, das war und ist das Lebensmotto von Willy Millowitsch, dem „Monument des rheinischen Humors“. Sagt er auch heute – trotz der lädierten Hüfte, der Magengeschichten, des verletzten Rückens, der Operationen zuletzt. Heute wird der Kölner Ehrenbürger 85 und steht vor „einem Riesenrummel“: Geburtstagsgala im Gürzenich, Rathaus-Festakt, Feier auf dem Alten Markt und, natürlich, Fernsehauftritte.

Ohne das Fernsehen wäre der schlohweiße Mime wohl ein Provinzbühnler geblieben. Im Oktober 1953 startete das Millowitsch-Theater (dem Willy seit 1940 vorsteht) per Zufall die TV-Karriere: Eine Sportübertragung war ausgefallen. Blitzschnell wurde umdisponiert und der Erfolgsschwank „Etappenhas“ live gesendet. Die erste Theaterübertragung überhaupt, für keine tausend Mark Gesamtkosten. Millowitsch war begeistert: „Eine Rieseneinschaltquote von 20.000 Zuschauern! Es ist unglaublich, was all die unsichtbaren Wellen, die da durch die Gegend schwirren, alles vermögen. Phantastisch!“ Die TV-Oberen waren gespaltener Meinung. NWDR- Generaldirektor Dr. Phil. h.c. Adolf Grimme nannte das Mundart-Stück „eine Kulturschande“. Intendant Pleister aber kabelte Glückwünsche „für Ihre muntere und wohlgelungene Aufführung“.

De kölsche Jung Foto: Archiv Lore Häusler

Millowitsch selbst machte in den ersten WDR-Jahren als „der Pausenclown“ von sich reden. „Ich war damals das, was man heute am Fließband einer Fabrik ,Springer‘ nennen würden: Wann immer eine unvorhergesehene Pause im Sendebetrieb auftrat, schwenkte die Kamera auf mich, und ich mußte einen Witz erzählen. Nach dem Motto: Kennen Sie den ...“ Millowitsch: Kräftig-derb sein Humor, selten zotig, im Herzen gutmütig. Skandale: Fehlanzeige. Man muß den Mann, der sich selbst „dä liewe Jong“ nennt, nicht lieben, aber peinlich findet ihn wohl niemand.

Millowitsch spielte immer Millowitsch, auch als der WDR ihm, über 80jährig schon, die Rolle des Kommissar Klefisch auf den Leib schrieb. Ein paarmal versuchte er sich in ernsteren Rollen, mal Molière, mal Shakespeare. Die Kritiken waren durchaus wohlwollend, aber ihm, dem kölschen Urgestein, war Shakes beer immer lieber. Und dabei, natürlich, so ein rischtisch lecker frischjezapftes Kölsch. Prost Willy, 85. -müll-

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