■ Das Portrait: Dieter Schulte
Noch ist seine Kandidatur keine beschlossene Sache. Aber daß der nächste DGB- Vorsitzende Dieter Schulte heißen wird, gilt inzwischen als sicher. Nach Meyer nun also Schulte. Nach dem vormaligen Chef der IG Bergbau und Energie wieder ein Gewerkschaftsfunktionär, der seine politischen Erfahrungen in einer krisengeschüttelten Traditionsbranche des Ruhrgebiets gesammelt hat. Mit dem 54jährigen langjährigen Betriebsrat bei der Thyssen-Stahl AG wird wieder ein klassischer Arbeitervertreter an die Spitze des DGB treten, der in den Krisenzyklen der Stahlbranche die Interessen der Stahlarbeiter zu vertreten hatte.
In Betriebsratskreisen des Ruhrgebiets hat sich der 54jährige gebürtige Duisburger, seit 1991 für den Stahlbereich zuständiges Vorstandsmitglied der IG Metall, einen guten Ruf als Moderator unterschiedlicher gewerkschaftspolitischer Positionen und betrieblicher Interessen erworben. Er sei weder ein rechtssozialdemokratischer Kanalarbeiter noch ein eifernder Konfliktstratege, wird ihm zugute gehalten. Den als schwierig geltenden Job in der Düsseldorfer Außenstelle des IG-Metall-Vorstandes hat Schulte – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – zur allseitigen Zufriedenheit ausgefüllt. Nach DGB-Meyer nun DGB-SchulteFoto: dpa
Als Betriebsratsvorsitzender bei Thyssen lag er zeitweise mit kritischen IGM-Betriebsräten im Streit. Doch das ist lange her und hat während seiner Zeit als Vorstandsmitglied keine Rolle mehr gespielt. Daß er bei aller Verhandlungsbereitschaft den Konflikt mit der Bundesregierung nicht scheut, bewies er 1992, als er unter dem Schlagwort „Feuer nach Bonn“ die Stahlarbeiterproteste gegen die Politik der Bundesregierung organisierte.
Mit der Nominierung Schultes hat die IG Metall als größte und mächtigste Einzelgewerkschaft deutlich gemacht, daß sie ab sofort die Federführung bei der Diskussion um die künftige Rolle des DGB übernehmen will. Schulte sei ein „verhandlungs- und kampferfahrener Gewerkschafter“, der in den letzten Jahren erfolgreich in europäischen Institutionen und im Verwaltungsrat der Treuhand mitgearbeitet habe, heißt es in der Presseerklärung der Metallgewerkschaft. „Wir brauchen einen starken DGB, und wir werden Dieter Schulte dabei helfen, ihn zu bilden“, stellt die IG Metall klar. Andere Kandidaten oder Kandidatinnen haben damit auf dem im Juni in Berlin stattfindenden DGB-Kongreß keine Chancen mehr. Martin Kempe
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