■ Das Portrait: 25 Agenten
Die Verluste seien katastrophal, sagte Nordirlands Polizeichef Hugh Annesley nach dem Absturz des Hubschraubers, bei dem am Donnerstag 29 Menschen am schottischen Mull of Kintyre ums Leben kamen – die gesamte Spitze der nordirischen Anti- Terror-Einheiten. Doch ihre Arbeit, fügte Annesley hinzu, werde ungehindert weitergehen, da die Nachfolger bereits in den Startlöchern sitzen. Den Politikern fiel die Wortakrobatik ebenso schwer: einerseits wollte man die Toten gebührend würdigen, andererseits den Eindruck vermeiden, daß der Schaden irreparabel sei. Außer der vierköpfigen Besatzung handelte es sich um AgentInnen, die zu einer Sicherheitskonferenz in Inverness unterwegs waren. Zuerst wollte man die Namen der Opfer nicht herausrücken, um die Geheimdienststrukturen nicht zu verraten, entschied sich am Freitag jedoch zur Veröffentlichung. John Deverell (57) war der dritthöchste Offizier im britischen Geheimdienst MI-5 und ehemaliger Chef der K-Abteilung, die für Infiltration und Überwachung zuständig ist. Michael Maltby (57), Stephen Rickard (35), John Haynes (58), Martin Dalton (37) und Anne James (42) gehörten ebenfalls dem MI-5 an. Brian Fitzsimons (53) war stellvertretender Polizeichef und Leiter der Sondereinheit, des „Special Branch“. Maurice Neilly (45) war für das Agentennetz und die Bespitzelungen verantwortlich. Phil Davidson (45) war designierter Nachfolger von Fitzsimons. Bob Foster (41) war Verbindungsoffizier zur Elitetruppe E4A, der nordirischen GSG 9. Auch Dessie Conroy (55), Ian Phoenix (51), Billy Gwilliam (50), Denis Bunting (39), Stephen Davidson (39) und Kevin Magee (44) standen an der Spitze des „Special Branch“. Die restlichen acht waren Angehörige der britischen Armee: Christopher Biles (41), zweithöchster Offizier in Nordirland; Richard Gregory-Smith (42) und John Tobias (41) vom Armee-Nachrichtendienst; Richard Allen (34), Christopher Dockerty (33), Anthony Hornby (38), Roy Pugh (37) und Gary Sparks (33) vom Armee-Hauptquartier.
Der abgestürzte Armeehubschrauber Foto: Reuter
Die IRA hätte es als großen Erfolg gewertet, wenn es ihr gelungen wäre, auch nur einen der Agenten zu töten. Ein Attentat scheidet nach den Erkenntnissen der Polizei jedoch aus. Ein Reporter bemerkte zynisch, daß in der IRA-Hochburg West-Belfast die Verkaufszahlen für Paul McCartneys Uralt-Hit „Mull of Kintyre“ drastisch in die Höhe geschnellt seien. Ralf Sotscheck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen